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Landespreise Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro 2022

Berichte von euren Reisen und Abenteuer beim Pässe knacken
Wo war ich eigentlich noch nicht? Südlicher am Balkan als Slowenien war ich noch nicht. Was mache ich da? Hinfahren! Wie mache ich das? Passknackerlandespreis, zwei Wochen Rundreise! So weit, so bekannt - aber dieses mal gibt's 2-3 Leckerlis dazu:

1. CHR_ kommt mit. Ein erfahrener Motorradreisender, der gern im Sand spielt, auch schon in Afrika war und der zur Zeit 4 verschiedene Enduros besitzt. Er tritt hier an mit einer Tenere 700. Warum kommt er mit? Weil wir beim Spinnen im Forum festgestellt haben, dass wir beide gern mal eine Weltreise machen würden, in die Mongolei fahren oder so. Unsere Tour hier dient dem Kennenlernen: Wenn wir uns innerhalb 2 Wochen auf die Nerven gehen, brauchen wir es nicht länger zu versuchen.

2. In den Zielstaaten dieser Reise ist es im Sommer heiß. Wir fahren im Juli hin. Genial, oder? Ja, wenn man es als Vorbereitung auf eine Zentralasien-Reise betrachtet, denn da stehen noch mal andere Zahlen auf dem Thermometer. Wenn man 40 Grad nicht aushält, braucht man 50 Grad nicht zu probieren.

3. Am Rückweg in Slowenien liegt orts- und zeitgenau das Metal Days Festivals, für das ich seit 2020 Karten habe, das aber 2x abgesagt werden musste. Da kann ich mich eine Woche von den Strapazen der Reise erholen. Meine Campingsachen bringt mir freundlicherweise jemand mit, so dass ich sie nicht 2 Wochen spazieren fahren muss. Und danach kann ich mich noch zwei Tage auf dem Motorrad von den Strapazen des Festivals erholen - win-win ;)

4. Nebenbei arbeite ich an meinem Ziel "Landespreis Österreich 2022" bei An-/Abreise. Und zur Verlängerung der Route könnte man noch 3 Tage im Süden nach Montenegro verlängern. Sehr schönes Land, und noch ein Landespreis. Und im Nordosten könnte man 300 km durch Ungarn einbauen, da gibt's 2022 jetzt auch Passknackerpunkte. 2 andere habe ich schon von Österreich aus geschnappt, und der Rest wäre dann im August leichte Beute, wenn ich planmäßig am Rückweg aus Rumänien bin... Es ist mir auch nicht so wichtig, pünktlich am Festival zu erscheinen, daher sind diese Verlängerungen reizvolle Optionen.

In Summe durchqueren wir im Idealfall also Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro und Ungarn. 6 Länder, davon die Hälfte EU. Drei Fremdwährungen, von denen eine "Mark" heißt, und 1,95 Mark sind 1 Euro wert. Mein Reisepass ist kürzlich abgelaufen, aber alle akzeptieren auch den Personalausweis. Corona-Einreiseregeln hat keiner mehr. Alle haben irgendein Mautsystem - uff. Die Sticker von Austria und Slowenien spare ich mir auf der Anreise, die machen aber auf dem Rückweg Sinn. Der Rest hat Mautstellen mit Schranken. Nun denn, los geht's!

Los geht's? Motorrad? Kawasaki Versys 650 macht hier mehr Sinn als Yamaha MT-09. Ich werde wieder mal superknapp vor der Reise mit dem Motorrad "fertig", ohne wirklich zufrieden zu sein. Vorne kommt ein neuer Pirelli Scorpion Dings Rally "STR" drauf, den es wegen 2018er DOT für 65 Euro neu vom Profi gibt, hinten ein CRA3 von privat mit 0 km für 80 Euro. Ich hatte auch einen Satz TKC70 bereitgestellt, der hatte aber weniger Profil, daher darf er mich nach Rumänien und zurück tragen - das sind weniger Kilometer. Den STR fahre ich das erste Mal, aber ein gewisser Herr BDR529 hat damit in Frankreich überzeugend vorgeturnt - auch auf der Straße.

Das Wochenende vor der Reise war ich mit der Versys auf einem kleinen Treffen, und dabei ist mir aufgefallen, dass die vordere Bremse echt schlecht anspricht. Das ist ärgerlich, auch wenn sie früher oder später ins ABS kommt. Also bringe ich alte und neue Versys zu meinem Schrauber und sage "1x tauschen bitte!", denn bei der alten Versys hatte ich was verbessert. Leider wird er erst Donnerstag fertig, und noch leiderer wurde es kaum besser. So schlage ich mir in der Garage den Abend um die Ohren, um die Schwimmsättel wieder zum Schwimmen zu bringen, die Sättel zu reinigen und die Kolben zu fetten. Vorne rechts rückt ein Kolben deutlich vor dem anderen aus, die Bremsbeläge sind schon Keile, und wieder reindrücken ist mit Muskelkraft komplett unmöglich. Naja, es wurde zumindest nicht schlechter, aber nach 3 km Probefahrt eigentlich auch kaum besser. Immerhin werden beide Bremsen warm, nachdem ich eine Zeit lang mit gezogener Bremse fahre, also bremst es jetzt immerhin beidseitig. Und danach kühlt auch beides wieder ab, und es lässt sich leicht schieben, also ist es freigängig. Gut genug! Ich kontrolliere 3x den sicheren Sitz ALLER Schrauben im Umfeld der Bremsen, da hatte ich dieses Jahr schon zwei peinliche Pannen. Dann packen und los.

Sa, 9.7.22 Nürnberg-Steiermark

Ich bin weiterhin Team "Anreise auf Achse", auch wenn ich dabei immer weniger Spaß habe. Es geht per Autobahn bis knapp vor Salzburg. Als Gepäck genügt mir das Topcase, aber die Regenkombi muss dann doch auf den Sozius. Das Premiumzeugs ist leider vom Packmaß her eher Schuhkarton.

Über Österreich hatte ich anders wo schon geschrieben, daher kürze ich hier ab :) Alles gut gelaufen. 566 km heute. Morgen Abend treffe ich CHR_ in Slowenien.

So, 10.7.22 Steiermark-Slowenien

Über Österreich hatte ich anders wo schon geschrieben, daher kürze ich hier ab - bis zur Grenze. Hinter Lavamünd geht's nach Slowenien rein. Da fällt einem eine gewisse Last von den Schultern, und eine gewissen Gelassenheit macht sich breit. Und der Sprit ist mit 1,72 auch 28 Cent günstiger. Ich fahre zunächst Bundesstraße, dann Pässe: Graska Gora, durch Velenje, und weiter nach Süden. Es geht ein schönes Flusstal entlang, leider mit vielen Baustellenampeln. Später wird's es wieder bergiger und ich habe Almenland.

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Richtig gut gefällt mir der Pass Podmeja, wo es sehr kurvig zur Sache geht. Mir kommt eine R1 entgegen, wendet, und war dann nicht mehr gesehen - hihi.

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Es wird zunehmend warm. Eindeutig zu warm für die warme Unterwäsche. Leider kann man die Unterwäsche unterwegs nur sehr schwer wechseln. So trinke ich dagegen an. Es sind doch nur 23 Grad? Warum fällt mir das so schwer? Ich habe bin definitiv genug Motorrad gefahren heute, und verzichte auch auf die abendliche Tankstelle. In Trebnje ist das Hotel schnell gefunden. Es ist liegt abseits der Stadt, in einem Gewerbegebiet, wo am Sonntagabend natürlich nichts los ist. Christoph ist noch nicht da. Ich steige ab und will einchecken. Dabei stelle ich fest, dass ich einen blinden Fleck sehe, und zwar genau in der Mitte meines Fokus. Das ist bedenklich, auch weil ich das noch nie hatte. Mir ist aber nicht schwindlig, und ich kann nicht mal sagen, dass ich sonderlich viel Durst hätte oder müde wäre. Im Zimmer hüpfe ich aus den Klamotten und kühle mich mit Wasser, als ich Christoph ankommen sehe. Und das Gepäck habe ich auch noch nicht geholt (Topcaseinnentasche).

Nach der Begrüßung gibt's Katzenwäsche, dann Abendessen. Frittierte Meeresungeheuer mit Pommes, dazu Cola und Radler. Und ein Eis hinterher. Christoph verzichtet auf die Limos und ersetzt Eis durch einen Teller Suppe. Angeber!

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Anschließend gibt's eine Minute Kettenpflege aus der Dose, und er zieht mir den Spiegel wieder fest. Es waren 503 km heute, 9:39 laut Routenplaner. Ich bin froh, die Netzteil-Nebenmission gemeistert zu haben, und dass ich jetzt mit Christoph unterwegs bin. Heute war es echt hektisch. Für morgen Abend habe ich uns eine Ferienwohnung in Kroatien gebucht, die bisher sehr kontaktintensiv ist. Mal sehen wie das klappt. Ab jetzt gibt's keinen Regen und keine Kälte mehr. Ich freu mich :)
Mo 11.07. Slowenien - Istrien

Die Nacht im Hotel war angenehm. Überhaupt ist das Hotel einwandfrei, außer dass die hauseigene Gastro mit 20 Uhr etwas früh schließt. Und es liegt in einem Industriegebiet, so dass man eher nicht bei offenem Fenster bis 10 Uhr ausschlafen kann. Das wollen wir aber auch gar nicht, denn wir haben großes vor! Nach dem Hotelfrühstück wartet eine 412 km Tour mit 14 Passknackerpunkten nach Kroatien hinein.

Als erstes geht's zum Aldi, der hier Hofer heißt - Getränke und Snacks für den Tag kaufen. Dann geht's durch Slowenien mautfrei und auch ein wenig passknackend nach Süden. Ich erkenne manches wieder. Slowenien ist noch immer ein schönes Land, das selbst in dieser besonders strukturschwachen Region noch irgendwie gepflegt wird. Straßenbelag und Trassierung am Petrinci bringen den Sportfahrer in mir zum schmachten.

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Nah der Grenze wird die Landschaft steiler, und es geht in Serpentinen den Berg hinab, zu einem kleinen Grenzübergang, zur Ausreise aus Slowenien. Anhalten, Ausweise raus - hier ist Schengen Außengrenze! Freundlicherweise wird uns erst die Schranke geöffnet, und dann werden die Ausweise eingesammelt, im Grenzposten kontrolliert, und dann zurückgegeben. 200 Meter weiter, nächste Schranke, Einreise Kroatien, gleiches Spiel, nur dass die Schranke sich erst nach positiver Prüfung öffnet. Gut, dass man damit innerhalb des Schengenraums nichts mehr zu tun hat.

Wir sind jetzt in Kroatien und bewegen uns in großer Höhe nach Süden. Es hat gerade mal 15 Grad. Da ziehe ich mir glatt was zusätzliches an, ich friere eigentlich schon den ganzen Tag und warte auf die versprochen Hitze. Kroatien hat hier inzwischen richtig gute Straßen. Die Kurven waren schon immer Klasse, aber jetzt ist auch der Straßenbelag überall zwischen Schulnote 1 und 3. Viele Kurven, viele Kehren. Ich habe meinen Spaß. Auf Christoph muss ich hin und wieder warten, denn er gibt sich den Kurven nicht so sehr hin. Bei seiner Bereifung auch kein Wunder... und er hat einfach andere Prioritäten.

Kurz vor Rijeka fahren wir auf die Autobahn auf, um die Stadt zu durchqueren, obwohl der erste Abschnitt Maut kostet. Das gönnen wir uns einfach! Denken wir. Bei der Einfahrt zieht man ein Ticket, und 5 Minuten später wird die gesamte Autobahn durch eine Mautstelle gepresst. Rückstau ohne Ende, pralle Sonne, und wir sind brav. Das hat in Summe sicherlich keine Zeit gespart, dafür aber dem Mautbetreiber 2x 40 Cent eingebracht. Herzlichen Glückwunsch! Die restliche Autobahn quer durch Rijeka ist dann aber erfreulich frei von Staus und Blitzern. Schließlich führt uns die Route in die westlichste Region Kroatiens, auf die Halbinsel Istrien. Wir fahren echt lange den bewaldeten Berg hoch, und dann einige sehr einsame Straßen, wo wir gut voran kommen. An den Passknackerpunkten sind leider nur Kilometerschilder, was etwas schade ist. Wir kommen durch einen Ort mit einem wenig selbstbewussten Namen.

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Kurz dahinter gibt's eine Anomalie im Grenzverlauf: Eine kroatische Straße verläuft im Bogen kurz über slowenisches Staatsgebiet. Einen Grenzposten gibt's aber erst bei einem Abzweig Richtung Slowenien. Trotzdem ist bei der Grenze ein hoher Zaun mit NATO-Zaun drauf, und mein Navi wollte auch nicht durchrouten, aber es sind Tore drin, und die sind heute offen. Interessanterweise scheint es hier keinen kroatischen Grenzposten zu geben. Und an einer Stelle ist der Grenzzaum platt gedrückt worden, sind die etwa überrannt worden?

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So oder so, es ist eine schöne Gegend zum Motorrad fahren. Leider ist die Route mit 412 km heute eher lang, und aus den 8 Stunden Fahrzeit im Navi wird wohl nichts. Statt wie sonst 17 Uhr sind wir wohl erst 19 Uhr an der Unterkunft, und diese ist heute eine Ferienwohnung, weil die Hotels hier in dieser beliebten Tourigegend entweder ausgebucht sind oder teuer - unser Limit ist bei etwa 50 Euro pro Person und Nacht. Die schöne Landschaft hat ihren Preis.

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Recht spektakulär ist dann wieder der Punkt Poklon. Der liegt über einem neuen Autobahntunnel. Von der Ostseite hat man eine spektakuläre Aussicht.

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Dann geht's zur Küste runter, und mein Navi hat den genialen Einfall, über die Autobahn in Gegenrichtung wieder zum Tunnel hoch zu fahren, aber kurz vorher runter - da ist eine Ausfahrt, die insbesondere für Fahrzeuge mit Gefahrgut gedacht ist, die nicht in den Tunnel dürfen. Leider ist dieser Ausfahrtbereich zur Zeit Baustelle und eher Wüstenlandschaft, und außerdem mit einer Schranke gesichert. Ein Mitarbeiter trabt hektisch herbei und öffnet uns die Schranke. Prima Service! Es ist also vorgesehen und möglich, hier entlang zu fahren. Die Straße ist aber trotzdem die abenteuerlichste Strecke heute. Es geht erst über sandige Baustellenpisten, dann über 2 Meter breite Waldwege, das alles bei gefühlt 25% Gefälle, und dann über Betonpisten mit Querrillen und gefühlt 35% Gefälle. Wie hier Gefahrgutfahrzeuge fahren können sollen, ist mir ein Rätsel.

In Dobrec erreichen wir wieder die Zivilisation, und leider auch den Touri-Hotspot "Küste". Immerhin können wir hier tanken, und ab jetzt tanken wir gleichzeitig per Tankwartlösung - 1 Säule, 2 Motorräder, 1 Rechnung, mit abwechselndem Bezahlen. Ich habe mehr Reichweite, aber auch mehr Verbrauch. Ich tanke also nur bis zum 1. Klicken voll, damit ich Christoph nicht über den Tisch ziehe. Der Sprit kostet hier 13,5 Kuna je Liter, das sind 1,80 Euro. Dann geht's 20 km die Küstenstraße runter, leider größtenteils bebaut, und zur Ferienwohnung. Die ist schwer zu finden, aber Anwohner helfen uns. Auf Deutsch. Auch in der Ferienwohnung spricht man Deutsch. Wir haben heute nur ein Zimmer, und Christoph muss aufs Schlafsofa. Es ist 19 Uhr und es war für uns beide definitiv lang genug bzw. zu lang. Wir beschließen, morgen kürzer zu fahren.

Das Abendessen gibt's einen Ort weiter im Restaurant, und davor noch im Supermarkt die Versorgung fürs Frühstück, und um über den Tag zu kommen.

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Zielerreichung: 50% Österreich, 19% Kroatien, 0% Bosnien-Herzegowina, 4% Ungarn, 0% Montenegro, 13,6% Slowenien (da habe ich den Landespreis schon)
Di 12.7. Cres Krk Velebit

Der Tag beginnt für mich um 5 Uhr morgens mit dem Sonnenaufgang. Richtig gut schlafe ich nicht. Wir wollen heute mit einem kleinen Inseltrip starten. Dazu brauchen wir zwei Fähren nach Cres, und von Cres wieder runter. Die Fähre geht nur alle 90 Minuten, also beschließen wir, einfach mal früh hin zu fahren, die Wartezeit ggfs. mit dem eingekauften Frühstück zu überbrücken, oder die Insel zu streichen und durch Küstenstraße zu ersetzen, falls die Wartezeit zu lange wäre.

Wir starten 8 Uhr gepackt und bei guter Laune die 20 km zum Fähranleger. Es kommt uns ein ganzer Schwall von Fahrzeugen entgegen: Erst Motorräder, dann Autos, dann langsamere Großfahrzeuge. Das ist ein gutes Zeichen! Auch die Autoschlage vor uns erfreut uns, noch mehr jedoch die freie Spur für Sonderfahrzeuge in der Mitte (Feuerwehr, Polizei, Busse, Motorradfahrer). Schnell zwei Tickets kaufen, vor rollen, und nach 3 Minuten rauf auf die Fähre. Das lief prima!

Die Überfahrt dauert nur 15 Minuten, da lohnt es kaum, das Frühstück auszupacken. Das erledigen wir auf der Insel Cres, bei der ersten schattigen Haltegelegenheit mit Aussicht. Die sind nicht leicht zu finden, aber heute ist es bewölkt, das macht es einfacher. Dann geht's weiter über die Insel, auf einer bemerkenswert schönen Straße.

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Danach geht's auf die nächste Fähre auf die Insel krk. Die hat ähnliche Zeiten wie die erste Insel. Hier warten wir ganze 15 Minuten. Läuft gut heute! Die Insel Krk ist per Brücke mit dem Festland verbunden, das macht es einfacher - und leider auch sehr verkehrsreich. Irgendein Wohnmobilfahrer hat überhaupt kein Problem damit, hinter sich eine Schlage bis zum Horizont her zu ziehen, und meinem Mitfahrer fehlt noch der letzte Schliff beim Überholen. Gerade wieder auf dem Festland angekommen biegen wir ab ins Hinterland, und plötzlich sind wir wieder fast komplett alleine auf der Straße. Bisher war Touri-Tour, jetzt ist wieder Passknacker angesagt.

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Zur Stadt Breze gibt es zwei Straßen. Die kürzere führt durch den Wald und hat schon bessere Zeiten gesehen. Es stehen auch kein Wegweiser an der Kreuzung. Wir machen Adventure, damit Christoph auch mal vorfahren darf. Aus dem Hinterland heraus geht es durch eine Hochebene, wo wir tanken und Eis fassen. Hier ist wieder Zivilisation und Betrieb. Es fällt auf, dass alle Menschen, denen wir begegnen, ausnehmend freundlich sind, obwohl wir nur Englisch mit ihnen sprechen können. Teilweise werden wir auch auf deutsch angesprochen. Merke: Einer der Vorteile des Reisen als Deutscher ist es, dass die Menschen überall freundlicher sind als daheim. Zurück an die Küste nach Senj geht es über folgende Landschaft:

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Und das sieht in Echt noch 100x besser aus. Die Küste mit den Inseln macht optisch wirklich was her. Unten gibt's eine kurvige Küstenstraße.

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Da gibt's auch einen Apriliafahrer mit kroatischem Nummernschild, der uns beim fotografieren mit zornig dröhnendem Motor überholt. Ah, ein Freund! Da fahre ich doch mal hinterher. Ich stelle verwundert fest, dass ich aufschließen kann, und dann parkt er die Kurven zu, fährt aber geradeaus bis xyz km/h. Naja! Ich bummle vor dem Abzweig rum, Mitfahrer einsammeln, und dann wieder ab in die Berge. Es geht in den Velebit Nationalpark. Da ist alles asphaltiert, man fährt viel im Wald rum, und es ist so einsam, dass wir uns fragen, ob wir versehentlich in ein Atomtestgelände gefahren sind. Unter ein Auto je Stunde. Hier und da mal ein Stein auf der Straße, aber sonst ausnehmend guter Straßenzustand. Ich fahre die Seiten von den äußeren Profilblöcken an.

Unterkünfte gibt's hier leider auch nicht, darum müssen wir wieder an die Küste runter. Dazu überqueren wir einen Schotterpass, der eigentlich nur als Abstecher gedacht war.

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Einem von uns gefällt das besonders!

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Ich habe extra noch mein schweres Gepäckteil auf den Sozius geschnallt, um das Topcase und den Träger zu entlasten. Nach 8 Kilometern wird die Straße asphaltiert und windet sich die Küste herunter.

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Wun-der-schön! Die Ferienwohnung ist schnell gefunden. Hotels gibt nicht, oder sind ausgebucht, oder unverschämt teuer. Durch die vielen Ferienwohnungen partizipiert die Gesamtbevölkerung vom Tourismus, und es entstehen keine Bettenburgen. Unsere heutige Ferienwohnung hat ein Schlafzimmer mit Doppelbett für Christoph, und ein Schlafsofa für mich. Auf Nachfrage richtet die außerordentlich freundliche Wirtin das Bett ein, und damit steigt meine Laune doch deutlich: Es kommt eine eigene Liegefläche mit Matratze drauf. Für morgen buche ich trotzdem zwei Zimmer in einem Hotel im Hinterland mit insgesamt 6 Betten ;)

Es gibt ein fußläufiges Restaurant mit Dorfsupermarkt fürs morgige Frühstück, und wir lassen den Tag auf der Terrasse mit Aussicht ausklingen. Freundlicherweise parkt nach dem Restaurantbesuch eine K 1600 GTL neben unseren Motorrädern, womit sie als zusätzlicher Diebstahlschutz für unsere Motorräder fungiert ;)

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Heute wollten wir kürzer fahren, aber es war dann irgendwie doch wieder 18 Uhr bei der Ankunft. Insgesamt ist es herausfordernd, aber die Chemie stimmt. Von Kroatien als Reiseland bin ich bisher schwer angetan! :)

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352 km heute. Kein Grenzübertritt. 35% Kroatien.
Mi 13.7. Zeljava, Udbina

Die Nacht war eher weniger erholsam wegen einer feiernden Gruppe in der Ferienwohnung daneben, einem lautstarken Kühlschrank, einer unebenen Liegefläche und wegen einer knarrenden Tür. Naja. Ich bin müde genug ins Bett, dass ich danach trotzdem erholt war. Wir sind beide früh auf den Beinen, frühstücken in der Fewo und sind um 8 Uhr fertig gepackt und bereit zum Start. Prima! Wir haben beschlossen, dass es ruhig mal kürzer sein darf, also werfen wir zwei "XXX"-Schotterstrecken aus der Route. Damit wird es kürzer. Wir haben ja auch Sightseeing heute.

Die Route beginnt mit fröhlicher Fahrt auf der Küstenstraße, immer mit Aussicht aufs Meer und die eine oder andere vorgelagerte Insel, mit und ohne Vegetation. Die Fahrt ist frei und fröhlich, weil es inzwischen eine parallele Autobahn gibt. Nach 25 km biegen wir links ab, in die Berge. Aussicht vom ersten Passknackerpunkt:

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Wenn das kein Urlaubsfeeling gibt, weiß ich auch nicht. Es geht recht direkt quer über die Berge und durchs Hinterland, eine gute Gelegenheit für frischen Sprit. Rund um die Region mit den Plitvicer Seen ist mehr Verkehr auf den Straßen, Normi-Touristen werden anscheinend vom Wasser angezogen, da muss man auch mal hinterher dämmern... die meisten erreichen aber immerhin das Tempolimit. Neben ein paar weniger spektakulären Passknackerpunkten habe ich noch ein morbide touristisches Ziel in der Route. Ein verlassene Militäranlage in Grenznähe zu Bosnien und Herzegowina.

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Dieses alte Flugzeug steht noch vor dem Zaun mit offenem Tor. Dann kommt eine Ortschaft. Dann eine Asphaltpiste, und schon ist man mitten auf dem Rollfeld und kann sich seine Start- und Landebahn aussuchen.

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Ein Polizeiauto steht rum, zwei Polizisten sitzen gelangweilt drin. Man kommt hier her ohne irgendein Schilder oder Hindernis. Sie fahren los. Ich winke. Sie winken zurück und fahren von dannen. Spannender sieht's im Berg aus:

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Kann man da rein fahren?

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Ja, aber es lohnt nicht wirklich. Außer Dunkelheit, Schutt und Kälte gibt es hier nur reichlich Gefahrenstellen von oben und unten. Wir begeben uns zurück zur Zivilisation. Da der Flughafen genau auf der Grenze zwischen Kroatien und Bosnien-Herzegowina liegt, muss man aufpassen, dass man keinen illegalen Grenzübertritt hinlegt. (Nebenbei noch EU-Außengrenze, aber das nur am Rande.) Also fahren wir vorsichtshalber den gleichen Weg zurück wie rein. Es folgen Bundesstraßen, aber auch einiges an einsamen Strecken auf Hügelland.

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Und dann haben wir endlich auch mal schlechte Straßen! Tempo 20 die nächsten 27 km! Bis auf ein Stück Waldwirtschaftsweg ohne Wegweiser war bisher JEDE EINZELNE Straße besser als der Durchschnitt in Deutschland. Und jetzt muss man sich eben doch mal die Schlaglöcher genauer anschauen... und wehmütig an den zweiten Radsatz denken, der daheim liegt, und bereits Höhen- und Seitenschlag hat.

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Gegen 15:00 stellen wir fest, dass wir mit der Tagesroute schon fast fertig sind. Wir könnten jetzt direkt zum Hotel, dann ist sehr früh Schluss (das wäre peinlich), oder das Hotel stornieren, und weiter auf der nächsten Tagesroute eines finden (da finden wir keines) oder einfach noch die ersten zwei Punkte der morgigen Tour heute fahren. Wir nehmen die Verlängerung und checken 17 Uhr im Pink Panther ein. Ein echtes Hotel! Mit Bar, aber ohne Restaurant. Wir haben heute getrennte Zimmer, aber Christoph hat einen Balkon und einen Sessel, da haben wir noch unseren Gemeinschaftsraum.

Nach einem Dorfrundgang kaufen wir fürs Frühstück ein und etwas für den gemütlichen Teil des Abends. Dann gehen wir zum Restaurant, das ist zwar eigentlich zu weit, aber Google Maps empfiehlt eine Abkürzung - ich wage mich todesmutig in Flipflops auf die 10 Minuten Fußweg. Leider gibt's real nur 90% des Weges, die letzten 10% sind erst Geröll, und weiter vorne sehe ich eine Baustelle wo ein Rohr quer verlegt wird, und angesichts der Vegetation dürfte noch weiter auch noch ein Bach sein. Welch peinlicher Planungsfehler! Immerhin ist es der erste. Also zurück den Berg hoch, wenigstens mit leerem Magen, und dann halt doch Motorrad gefahren. Die Portionen sind reichlich und am Nachbartisch erzählt uns ein Kroate aus Split alles über die Sehenswürdigkeiten in seinem Land. Das ist echt lieb, und obwohl ich schon alles geplant hatte, nehme ich einen Tipp tatsächlich an. Da bin ich ja mal gespannt.

Heute war ein Tag mit viel Abwechslung, der sich wegen der Abwechslung echt länger angefühlt hat als er war. Kroatien verwöhnt uns weiterhin mit bestem Wetter, freundlichen Menschen, interessanten Landschaften und gutem Essen.

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392 km heute. Kein Grenzübertritt. 52% Kroatien.
Do 14.07. Kroatien und ein Abstecher nach Bosnien

Wir fahren heute zunächst zügig Hügelland in Kroatien.

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Dann haben wir einen Abstecher nach Bosnien, wo wir ordnungsgemäß einreisen. EU-Außengrenze, daher bitte mit Fahrzeugschein. Es ist ein Grenzübergang mit wenig Verkehr, daher keine Wartezeit. Der Bosnische Grenzposten ist deutlich kleiner als der Kroatische. Dann fahren wir Hügelland in Bosnien.

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Dann den gleichen Weg zurück, rolle ich ohne Motor zwischen den Grenzposten und erschrecke damit die kroatische Grenzerin, die mich in ihrem Kabuff nicht kommen hört. Hihi! In der nächsten Stadt gibt's Getränke im Cafe zum Abkühlen, frischen Sprit für die Moppeds, und dann wieder Hügelland in Kroatien.

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Es geht viel ziemlich direkt geradeaus mit guter Sicht und wenig Verkehr. Wir machen gut Strecke und es kommt eines gewisses Overlander-Feeling auf. Dann geht's auch mal höher.

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Und dann 80 km zum nächsten Passknacker. Wir zahlen keine Maut, die meisten Autobahnen kosten Maut, und mein China-Navi findet interessante Wege. Uns kommt eine offensichtlich geführte BMW GS-Truppe entgegen, also kann das so falsch nicht sein. Ich bin mal wieder Premium-Tourguide.

Nachmittags wird es über 30 Grad warm, und ich muss mal wieder in die Trickkiste greifen: Nasses Schlauchtuch über Kopf und Hals, und alle Lüftungen zu. Am nächsten Punkt passieren wir Steinbrüche für helles Dolomit-Gestein. Die Tenere würde optisch gut rein passen, aber der Spieltrieb hält sich in Grenzen.

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Ein schöner Passknackerpunkt ist dann der Aussichtspunkt oberhalb des Flusses Cetina.

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Der hat sich hier einige 1000 Jahre lang in die Felsen gegraben, und jetzt sieht das so aus.

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Nein, das ist keine Brücke da unten!

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Wir sind aber auch ratlos, was es denn sonst sein soll. Wir folgen der Schlucht auf der Südseite. Das ist ein Tipp von gestern vom Steakfreund Ivan aus dem Restaurant. Da ist es kühl und hübsch einsam. Dann geht's wieder der Berg hoch, und über einen kleinen Pass (aber kein Passknacker) zur Küste runter.

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Überhaupt hätte man auf der Route heute locker 20 zusätzliche Passknackerpunkte in die Datenbank eintragen können. Aber es muss ja nicht alles so engmaschig dokumentiert werden wie in den 200 km rund um Basel ;)

Wir haben heute zwei getrennte Ferienwohnungen in einem küstennahen Ort, wo jedes zweite Haus ein Ferienwohnungs-Zweckbau ist. Es gibt auch genau ein Restaurant im Ort, wo wir hin laufen können. Das Essen ist nicht schlecht, aber teurer als gestern, und dafür weniger. Da ich es wieder mal auf die Speisekarte der Insekten geschafft habe, geht's bald zurück, bevor mir noch das Voltaren ausgeht. Ein weiterer gemütlicher Abend auf dem Balkon, akustisch untermalt von einer deutschen Partygruppe in einer Ferienwohnung 200 Meter weiter.

Zielerreichung: HRV 61%, BIH 4,5%. 3 km hinter Planung, aber 2 Passknackerpunkte vor Planung
Fr 15.07. Skywalk, 40 Grad in Mostar, Ernsthaft Bosnien

Wir hatten eine angenehme Nacht. Das Frühstück aus dem Supermarkt heben wir uns für den ersten Pass auf. Das ist ein besonderer Punkt: Sveti Jure. Für 9 Euro Maut bekommt man eine Sackgasse, die auf über 1700 Meter führt. Die Strecke ist 1,5-spurig, und mit einem Skywalk auf halber Höhe ausgestattet. Wir haben Glück mit dem Verkehr. Es ist wenig los, und die paar Autos, auf die wir auflaufen, lassen uns bald passieren. Nur einer nicht, der hat keine 5 Sekunden Zeit, und wenn es für ihn eng ist, müssen wir eben auch warten. So brauchen wir für die letzten 2 km ebenso lang wie für die 10 km davor. Da kommt Freude auf. Aber die Aussicht ist super.

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Runter geht es auf der Suche nach einer schattigen Frühstückgelegenheit. Da werden wir bald fündig. Im Hintergrund Touristenbespaßungsfahrzeuge. Kann man wohl nur gut finden, wenn man kein Motorrad fährt.

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Weiter unten kommt der Skywalk. Wir gucken uns das Gedränge an und entscheiden bald, dass es uns den Zeiteinsatz von ca. 20 Minuten nicht wert ist - außer senkrecht nach unten gucken hat es keinen Mehrwert. Weiter unten haben wir wieder den störrischen Autofahrer vor uns, aber ich kann ihn erst überrumpeln und dann taktisch klug einen Mini-Stau auslösen, dass Christoph auch vorbeikommt. Zeitverlust Autofahrer: 10 Sekunden. Zeitgewinn Motos: 5 Minuten.

Es folgen ein paar Punkte solide Passknacker Hausmannskost: Gut ausgebaute Strecken mit tollem Belag. Danach geht's quer durch die Landschaft in Nord-Süd-Richtung. Das ist fürs Navi eine Herausforderung, weil es Berge, Täler und Straßen vor allem in Ost-West-Richtung gibt. Wir fahren also sehr schmale Straßen mit sehr wenig Verkehr.

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Nur das Postauto erschreckt uns. Und es wird heiß! Es sind 39 Grad angesagt. Daher kehren wir um 12 Uhr ein, gern in den klimatisierten Innenraum, und genießen kalte Getränke. Es folgt ein Grenzübertritt nach Bosnien. Bei der Ausreise aus Kroatien wird alles ordentlich erfasst. In Bosnien hängt der Grenzer überm Stuhl und winkt alle nur gelangweilt durch. Na von mir aus. Bosnien fühlt sich gleich deutlich anders an. Wir sind nicht mehr in der EU. Auf der Hauptverkehrsachse ist enorm viel Verkehr, und alle 2 km gibt es eine Tankstelle, und alle 10 km einen Blitzer. Alles ist älter und maroder, oft liegt Müll an der Straße. Wir ziehen Bargeld aus dem Automaten - konvertible Mark, 1,95 für einen Euro - und fahren weiter nach Mostar. Da gibt es einen imposanten Passknackerpunkt:

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Und außerdem eine historische Brücke, die den muslimischen und den christlichen Stadtteil miteinander verbindet. Trotz 40°C gehen wir da hin. In Motorradklamotten - siehe Zielbeschreibung ganz am Anfang des Berichts.

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Man wird schon vor dem Einparken alle 25 Meter angequatscht. Aus dem Supermarkt gibt's frische Getränke, denn meine Vorräte sind zwar noch vorhanden, haben sich aber leider aufgewärmt. Weiter geht's nördlich nach Rujiste, und dann wieder zurück. Fotomotiv ist mal wieder ein Gedenkstein. Zu Gedenken gibt's hier leider viel.

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Hier gönnen wir uns noch Cola und Eis, leider finden wir nur ein Tankstellencafe, und noch leiderer wird im klimatisierten Innenbereich geraucht, also sitzen wir draußen. Nichtraucherschutz, wieder so ein EU-Ding. Die Polizei ist auch schon da und isst fleißig.

Jetzt geht's 100 km Bundesstraße nach Neum an die Küste. Es hat weiterhin 38-40 Grad. Trinken tut Not. Ich befeuchte immer wieder das Schlauchtuch an meinem Kopf und meine Handschuhe. Wir halten zum trinken an einer Tankstelle, und ich sehe jemanden sein Auto waschen. Da gehe ich doch mal hin, sage Hallo, schließe den Helm und mache ein einladende Handbewegung: Das versteht jeder und es gibt eine Rundumdusche. Die sollte eigentlich eine Weile kühl halten, aber ich fürchte, das meiste ist an der Imprägnierung einfach abgeprallt.

Neum ist ein besonderer Ort für Bosnien-Herzegowina, weil es der einzige Meereszugang ist. Das heißt für Kroatien auch, dass man durch Bosnisches Territorium muss, mit 2x2 Grenzübergängen, wenn man die kroatische Küste entlang fahren will. Darum baut Kroatien einen große Brücke zu einer vorgelagerten Insel. Die Brücke ist bereits fertig, wir können sie sogar sehen, sie wird aber erst in 2 Wochen eröffnet. Es gibt eine Fähre, die aber nur alle 2,5 Stunden verkehrt. Da auf der Insel auch zwei Passknackerpunkte sind, haben wir da einiges hin und her geplant. Jetzt läuft es darauf hinaus, dass wir die beiden Punkte morgen früh fahren. Heute waren dafür Hem (Mostar) und Rujiste in der Route. Wir bleiben also zwei Punkte vor der Planung, und die Unterkunft ist 20 km vor der Planung. Alles fein! Oder?

Wie kommt man eigentlich zur Unterkunft? Sie ist nah am Meer, und Neum ist steil. Mein Navi will uns eine Treppe hinab führen - pfui. Leider gibt es auch viele Einbahnstraßen, so dass es später wird... und dann ist die Unterkunft am Ende einer langen Sackgasse voller Hotels und Ferienwohnungen. Es ist wenig Verkehr, aber viel zugeparkt - zum Glück kein Problem mit dem Motorrad. Die Unterkunft ist voll in Ordnung, der Wirt spricht sogar deutsch. Überhaupt hat bisher jeder mit uns sofort ungefragt deutsch oder englisch gesprochen. Wir sind direkt an der Bucht.

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Wir bummeln etwas in der Stadt herum und landen vor zwei Restaurants. Wir entscheiden uns für das linke. Das Essen ist viel günstiger als gestern und auch gut. Der Supermarkt daneben versorgt uns mit allem nötigen für morgen. So geht's zurück ins Hotel. Wir begutachten noch mein Motorrad, das jetzt beim Ein- und Ausfedern des Hecks quietscht. Wir beschließen, noch nicht den ADAC zu rufen. Die Aussicht hat sich auch verändert.

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Die Hotelsuche für morgen Abend in Montenegro gestaltet sich dagegen sehr schwer. Die Ferienwohnungen haben wieder nur Doppelbett plus Schlafsofa oder 3 Betten in einem Raum, keiner hat zwei Ferienwohnungen in einem Haus frei, oder es gibt kein WLAN. Hotels gibt es nur zu völlig absurden Preisen zwischen 300 und 2000 Euro pro Nacht. Expedia erleichtert die Suche nach Unterkünften mit mehreren Zimmern, stellt aber spätestens beim Sortieren nach Preis oder beim Herauszoomen aus der Karte den Dienst ein. Was soll das denn? So gehen sagenhafte 50 Minuten ins Land, bis wir eine Unterkunft haben - und selbst da wird Christoph auf dem Sofa landen.

WLAN ist wichtig, weil wir hier nicht in der EU sind, so dass einem die Handyprovider die Leitung abklemmen und danach ein Paket mit 3 MB für 15 Euro verkaufen wollen, in der Hoffnung, dass jemand MB und GB verwechselt. Unfassbar.

11,4% Bosnien, 69,8% Kroatien, Rangliste Platz 4.
Sa 16.07. Halbinsel und Montenegro

Nach dem Hotelfrühstück starten wir Richtung Süden, auf die kroatische Halbinsel Pelesac. Dort haben die Passknacker zwei Punkte platziert. Der erste ist ziemlich öde, der zweite schon interessanter.

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Und natürlich bewirft einen Kroatien wieder nonstop mit genialen Aussichten auf Meer und Inseln.

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Ich glaube, hier auf der Insel wurde Game Of Thrones gedreht. Diese langen Steintreppen, wo man gut Drachen die Nase kraulen kann. Die Bauarbeiten für die Zufahrten zur neuen Brücke sind in vollem Gange und verwirren nicht nur uns, obwohl Christoph topaktuelle OSM-Karten auf seinem Garmin hat.

Danach fahren wir den gleichen Weg wieder zurück, also wieder rein nach Bosnien, und Richtung Mostar. Neben der Neubaustrecke von gestern liegen zwei Passknackerpunkte. Der ersten finden wir noch recht unproblematisch. Da stehen Ruinen.

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Der Weg zum nächsten Passknacker wird aber von einer Baustelle versperrt. Wir sind mutig und durchqueren die Baustelle, werden aber am anderen Ende von Betonblöcken aufgehalten. Wir sind zwar an sich gut ausgestattet, z.B. mit Spanngurten, aber da geht es den ganzen Weg zurück dann doch schneller - und ist auch weniger schweißtreibend, denn es hat schon vormittags wieder über 30 Grad. Endlich am zweiten Punkt angekommen, flickt Christoph noch schnell einen durchgescheuerten Gurt an seinem Packsystem. Dann geht's im weiten nördlichen Bogen nach Osten. Wir erreichen die Republik Republika Srpska.

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Das ist der serbische Teil von Bosnien und aus westlicher Sicht ein steter Quell der Freude, u.a. möchte man eine eigene Armee. Die Fahne ist übrigens identisch zur Russischen, aber kopfüber. Entlang unseres Weges wirkt alles noch etwas trister und maroder als das, was wir bisher von Bosnien gesehen haben. Bis etwa Bileca, da haben wir einen schönen See in Sicht. Und in Trebinje ist es dann Zeit für einen Snack. Blick auf die Stadt:

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Typisches Straßenbild in Bosnien:

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Maroder Plattenbau, deutsche Autos ab 20 Jahren mit großen Alufelgen. Wir haben zwar nur noch eine Stunde, aber eine Pause tut trotzdem gut. Dann geht es nach Montenegro rein. Der Grenzübergang ist auf knapp 1000 Höhenmetern, und zwischen den Grenzposten, quasi im Niemandsland, ist ein Passknackerpunkt. Hier will mein Navi auf keinen Fall entlang fahren - und ich verstehe erst jetzt auch, warum: Das hier war früher ein Mautstrecke, und diese lasse ich vermeiden. An der Grenze ist leider ziemlich viel Schlange, da kriegen die Lüfter ordentlich was zu tun. Es hat heute 38 Grad, damit ist es 2 Grad kühler als gestern. Christoph fand's unangenehmer als gestern, weil schwüler, für mich war's ok. Runter zur Bucht von Kotor hat man eine schöne Sicht auf einen Teil der Bucht:

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Hier ist das totale Touri-Territorium, und doch ist unsere Unterkunft heute etwas prekär, weil wir nichts mit zwei Schlafzimmer gefunden haben, bzw. keinen Anbieter, der noch zwei Hotelzimmer oder zwei Ferienwohnungen hatte. So bekomme ich ein Schlafzimmer, und Christoph muss auf die Couch. Nach der Dusche suchen wir nach der Geräuschquelle für "Papier zerreißen" beim Anfahren der Versys, finden aber nichts. Danach suchen wir uns zum Abendessen ein schickes, aber nicht zu abgehobenes Restaurant in Fußlaufreichweite.

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Es schmeckt. Hier bezahlt man übrigens mit Euro. Und mein eigens in Bosnien fürs Nicht-EU-Ausland gekauften Daten-Roaming-Paket der Deutschen Telekom funktioniert nicht in Montenegro, weil Bosnien Landesgruppe 2 ist, Montenegro ist aber Landesgruppe 3, wie so ziemlich fast alle Nicht-EU-Länder der Welt. Aha.

Liebe Deutsche Telekom, __ckt euch doch bitte einfach ins Knie! Ihr seid die letzten __schkrampen auf dem Angesicht dieser Erde! Die eingewachsenen Haarwurzeln an meinem Hintern sind mehr wert als eure Marke! Jeder weiß, dass ihr Abzocker seid! Einfach mal die Leute nicht abzocken, dann klappt's vielleicht auch mit dem Image, wie wäre das? Ihr gebt 350 Mio Euro im Jahr für Werbung aus, also ca. 5 Euro je Einwohner - das passt doch ziemlich gut zusammen, oder? Ich hoffe, jemand zieht euch mal endgültig den Stecker, und den ganzen restlichen Telkos gleich mit! Euer Geschäftsverhalten ist echt das Allerletzte, und der Beweis, dass der Wettbewerb im Mobilfunk ohne engste Regulierung nicht funktioniert - besonders dann nicht, wenn ein Marktteilnehmer permanent von der Politik hofiert wird, die es die letzten 20 Jahre leider immer wieder geschafft hat, die größtmögliche Verkörperung von Inkompetenz auf die Entscheidungsposten zu setzen. Also nehmt meine 5 Euro, und gebt sie für Werbung aus, ich werde euch trotzdem ewig hassen!

Und diese Meinung habe ich übrigens auch, wenn ich gerade nicht im Urlaub bin. Achja, ein Provider namens "Deutsche Telekom Montenegro" verkauft Touristen-SIM-Karten mit 500 GB in 10 Tagen für 10 Euro... das 1000fache Volumen zum doppelten Preis der Datenoption auf dem deutschen Business-Vertrag... kooomisch, diese Marktwirtschaft. Ich hatte bisher nur keine Lust, bei jedem Grenzübertritt SIM-Karten zu tauschen, denn die Touri-SIMs machen kein Binnen-Roaming in den Westbalkan-Ländern - das machen nur die Einheimischen SIM-Karten.

Route von heute:
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25% Bosnien, 73% Kroatien, 5% Montenegro
So 17.07. Montenegro

Frühstück gabs heute im Restaurant - im gleichen, wo es gestern das Abendessen gab. Drei Spiegeleier, Tomaten und Käse. Geht gut runter und ist bekömmlich. Es ist so früh am Tag schon erstaunlich warm. Ich fahre mit nassem Schlauchtuch über Kopf und Hals los, und das war die richtige Entscheidung.

Es geht eine Weile den See entlang, und dann einen Abstecher nach Norden zu einem einsamen Punkt. Das Fotomotiv ist ein "Naturtunnel". Sieht man auch nicht alle Tage.

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Auf dem Weg passieren wir eine kleine Schafsherde, und ein Autofahrer erklärt uns, dass es für uns da nicht weiter geht - dazu macht er eine Handbewegung, die ich als "stempeln" deute, und somit folgere, dass da ein Grenzübergang kommt, der für uns nicht offen ist. Kleinere Grenzübergänge sind oft nur für Anwohner in der Nähe offen, bzw. für Bürger der beiden Nachbarstaaten. So war das auch "bei uns" früher, vor EU und Schengen.

Auf dem Weg zurück in den Süden haben wir wieder einen Blick auf die Bucht von Kotor. Dieses Mal aber von Norden.

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Die sieht einfach echt gut aus. Leider gibt es keine Umgehungsstraße, und in ganz Montenegro auch keine Autobahn. So quälen wir uns 20 km an der Bucht entlang 15 Meter vom Strand durch die Bebauung und die Urlauber, bis es auf den Berg hoch geht. Jetzt haben wir Sicht auf die Bucht aus Osten :)

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Hoch auf den heiligen Berg, gibt es echt tolle neue Straßen. Was sind eigentlich Alpenpässe? Ganz oben dann die Sehenswürdigkeit:

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Außerdem gibt es nahezu Rundumaussicht dank 1775 Meter Höhe. Die Landschaftsform "einzelne Bäume wachsen aus waagrechten Felsen" kannte ich noch nicht.

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Dann folgt eine Überführungsetappe, mein Navi führt uns wieder an die Küste. Schöne Aussicht, aber leider viel Verkehr, und sogar eine Ampel alle 10 km! Am nächsten Punkt stimmen wir uns ab: Christoph hätte da eine Alternative, dank des Routings von kurviger.de. Okay, dann fahr mal vor. Ergebnis:

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Es geht über einsamste einspurige Asphaltpfade den Berg hoch. Es liegt immer mal loses Material im Weg, aber das schockt uns beide nicht. Die letzten Meter fädeln wir sogar wieder auf eine zweispurige Strecke ein - ebenfalls ohne Verkehr, aber mit deutlichen Vernachlässigungsspuren. Überhaupt ist es außerhalb der Touristengegenden alles etwas morbide, von schlecht gepflegt über verlassen bis hin zu Ruine.

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So, das war der letzte Punkte heute! Ab nach Podgorica! Auf dem Weg fahren wir auf ein Regengebiet zu.

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Da uns beiden eher warm ist - wir hatten heute wieder 38 Grad, und morgens schon 26 Grad, hätten wir nichts gegen eine kleine Dusche. Gegen eine Pause hätten wir aber auch nichts, denn sonst wären wir schon 16 Uhr am Hotel. Ich hatte bei der Hotelsuche ja noch an mein Navi geglaubt, dass wegen "unbefestigte Wege vermeiden" eine deutlich längere Strecke ausgeworfen hatte.

So machen wir Pause in einem Cafe auf der überdachten Terrasse. Nach dem ersten Getränk geht der Regen los und ein Blick aufs Regenradar - ich hatte dann doch die zweite Auslands-Roamingoption gekauft, herzlichen Glückwunsch an meinen Handyprovider - steht fest, dass das Gewitter gerade erst los geht und etwa 1,5 Stunden dauern wird. Wir bestellen uns Smoothies: Schoko-Banane und "Tropical". Außerdem finden wir noch Nüsse im Gepäck.

Dann wird es draußen doch schnell wieder hell, und wir fahren einfach weiter. Es geht schnurgerade stumpf die Hauptstrecke entlang, nach Podgorica hinein. Das ist die Hauptstadt von Montenegro, mit einem eindeutig sowjetisch geprägten Straßenbild. Vierspurige Straßen mit Beleuchtung und Kreisverkehren. Es ist fast gar kein Betrieb - das kann am Sonntag liegen oder an der Ferienzeit oder an der Aluhütte, die normalerweise 30% der montenegrischen Exportleistung macht, aber vielleicht nicht am Sonntag? Unser Hotel ist leicht zu finden: Ein moderner Bau mit origineller Architektur, die einige Rätsel aufgibt, wenn man keine Egoshooter gewöhnt ist. Die Zimmer sind groß, sauber, und komplett ausgestattet. Außerdem gibt's hier anscheinend keine Stechmücken! Die haben mich bisher ganz schön genervt.

Nach der Dusche bekommt die Versys anlässlich der Hälfte der Tour noch etwas Liebe: Der Topcaseträger stößt rechts mal wieder seine Schrauben ab, die Bremsbeläge werden inspiziert, und da die Gabel rechts sifft, stopfe ich Papiertücher zwischen Simmerring und Staubkappe. Rechts ist der Motor ölfeucht, aber es tropft nichts und der Ölstand ist völlig in Ordnung. In Summe recht viele Baustellen für gerade mal 50000 km, aber hey. Abendessen gibt's im Hotelrestaurant, italienisch. Es ist weiterhin irritierend mit Euro zu bezahlen, wenn die Speisekarte primär in kyrillischer Schrift geschrieben ist - aber bisher konnte das Personal überall Englisch, und auch die Speisekarten waren zweisprachig. Die Zimmer kosten übrigens je 35 Euro inkl. Frühstück. Der Durchschnittslohn in Montenegro sind 550 Euro im Monat (und in Deutschland 2084).

Nur 280 km heute, aber viel davon in Ballungsgebieten. Laut Strecke sind wir genau im Plan. Wir sind ja überhaupt nur in Montenegro, weil es in Kroatien und Bosnien-Herzegowina so gut lief.
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Heute keine Grenzübertritte. 43% Montenegro.
Mo 18.07. Montenegro Nordost

Der unmittelbar vor Ort klar gewordene Nachteil an diesem Hotel war Verkehrslärm. Schnelle Fahrzeuge von der Schnellstraße, und Hupen von der Kreuzung - beides direkt vorm Fenster. Frühstück gabs heute im Hotel - ein Buffet, interessanterweise ohne Kühlung, also auch ohne Butter. Wir hauen ordentlich rein, bezahlt ist es ja schon.

Stadtauswärts halten wir noch bei einem Supermarkt, der erst auf den dritten Blick als solcher zu erkennen ist: Ein fensterloser schwarzer Gebäudewürfel. Es gibt hier keine der vertrauten Ketten. Dann geht die Tour den ersten Pass hoch, und es wird schnell sehr einsam. Anfangs noch mit idyllischer Sicht auf einen Fluss.

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Dass wir die Straße praktisch für uns alleine haben liegt vor allem an der neu gebauten Autobahn, die parallel läuft. Es ist die erste Autobahn in Montenegro.

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Freundlicherweise wurde aber auch auf unserer Straße zuvor der Belag erneuert. Und von wem...?

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Zurück auf dem Hauptweg haben wir reichlich Verkehr, weil die Autobahn endet, und weil es die Achse Podgorica - Belgrad ist, also die Hauptstädte von Montenegro und Serbien, wobei man wissen wollte, dass Montenegro früher ein Teil von Serbien war. Wir bewegen uns aber nicht nur Richtung Serbien, also Norden, sondern auch Richtung Kosovo, also nach Osten. Wobei das Kosovo früher auch ein Teil von Serbien war, und aus Sicht von Serbien auch heute noch ist, was manche Dinge verkompliziert. Das ist aber nicht unsere Sorge, wir fahren sorgenfrei über 1700 Höhenmetern Motorrad, auf weitgehend verkehrsfreien und heute zu 80% einwandfreien Straßen.

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Auf den restlichen 20% muss man spurversetzenden Schlaglöchern und losem Material in der Kurve rechnen. Das bemerkt der semi-bestollte und Wilbers-gedämpfte Reiseendurofahrer vor allem daran, dass die Autos sehr langsam fahren.

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Die Landschaften sind wirklich toll, und auch vom Fahrspaß her sind die meisten anderen Regionen Europas, die ich so kenne, unterlegen.

Mittags bin ich schon etwas müde und wir kehren ein zu einer Cola- und Nüsse-Pause. Montenegro ist übrigens ein Freilichtmuseum für VW Golf 2. Mein heutiger Rekord waren 5 davon auf einmal.

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Dann geht es wirklich dicht Richtung Kosovo. Ein Passknackerpunkt liegt sogar im "Niemandsland", also zwischen dem "Sie verlassen Montenegro"-Grenzposten, und dem "Sie betreten Kosovo"-Grenzposten - aber noch vor der geographischen Grenze, daher zählt der Punkt zum Passknacker Landespreis Montenegro. Die Grenzer haben es nicht gemerkt, dass ich ausgereist bin und 5 Minuten später wieder eingereist. Und auch mein Handyprovider will mir nicht noch ein drittes Roamingpaket andrehen ;) Die Region hier ist übrigens schon sichtbar muslimisch geprägt.

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Dann kommt wieder ein längere Überführung zu unserer heutigen Unterkunft. Wir passieren insgesamt drei Kontrollstellen der Polizei, davon zwei mit Laserpistole. Da sich alle Autofahrer gegenseitig warnen kann man da kaum erwischt werden, außer man hat gerade das Handy vor der Nase. Ich hatte eigentlich schon hinter der südlichen Grenze von Österreich aufgehört, überhaupt auf die Schilder zu achten...

Wir haben heute zwei Zimmer in einem Hotel in der Kleinstadt Bijelo Polje. Die Motorräder parken in der Garage, wo ich schon beim Reinfahren Holzschrauben auf dem Boden entdecke, und daher eine besonders saubere Linie wähle. Ich frage mich ja, wie viele Motorradurlauber mit Reifenpanne sich die Fremdkörper in der Hotelgarage eingefahren haben, denn da wird ja auch gearbeitet.

Heute waren es nur 27 Grad und damit 10 Grad kälter als gestern, und dabei auch nicht schwül. Nach der Katzenwäsche wandern wir die Innenstadt von Bijelo Polje ab auf der Suche nach Abendessen. Wir sind tatsächlich beeindruckt vom großen Angebot von Cafes und Bars. Es gibt hier Nachtleben, sogar am Montagabend. Es sind sogar Frauengruppen unterwegs - bisher waren in der Gastro nur Männer. Restaurants entdecken wir nicht so viele, aber eins reicht ja. Ich hätte gern mal wieder was exotisches, China, Indien, Japan, Thailand, sowas habe ich aber seit Österreich mehr gesehen. Also werden es dann eben Burger. Die schmecken gut und machen satt. Zu zweit mit drei Getränken zahlen wir ganze 15 Euro. Übrigens, bis jetzt konnten wir mit jedem Englisch sprechen. Und es gibt keinen Alkohol auf der Karte, aber alkoholfreies Bier.

Der unmittelbar vor Ort klar gewordene Nachteil an meinem Hotelzimmer sind ca. 50 kleine Insekten an der Decke des Badezimmers, von denen mindestens 10 auch noch leben. Außerdem schließt die Tür zwischen Bad und Schlafzimmer nicht.

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Die Route hätte man im Nordosten gut durchs Kosovo abkürzen können, aber einer der Grenzübertritte wäre illegal gewesen, weil es am Cakor keinen Grenzübergang gibt, bzw. well dieser seit dem Kosovo-Krieg geschlossen ist.

350 km heute und kurz vor 17 Uhr am Hotel. 71% Montenegro.
Di 19.07. Montenegro Durmitor Nationalpark, Fluss Drina

Frühstück gabs heute im befreundeten Hotel - ein kleiner Spaziergang morgens tut gut. Wir hauen ordentlich rein, bezahlt ist es ja schon. Wir mussten leider etwas umplanen, weil der angedachte Grenzübergang nur für Anwohner geöffnet ist. Dadurch wird die Route leider deutlich länger. Auf sowas habe ich als Schengen-Wohlstandskind leider nicht früh genug geachtet.

Dann geht's direkt los zu einem super einsamen Passknackerpunkt. Auf dem Weg dorthin fällt mir auf, dass die Straße real viel gerader ist als auf dem Navi. Das ist mir durchaus recht, denn die Route ist recht lang.

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Kurz vorm Punkt geht es rechts ab auf die alte Holperstrecke, aber geradeaus ginge es neu ausgebaut weiter. Das fällt uns wieder ein, als wir uns bzgl. eines Weges zum nächsten Passknackerpunkt abstimmen. Also ab auf die neue Straße, mein Navi kennt sie noch nicht, aber sie zeigt ja in die richtige Richtung. Leider ist nach 1 km Schluss, es gibt ein Baustellenumleitung. Diese führt in einen steinigen und steilen Landwirtschaftsweg. Der Autofahrer vor uns dreht um. Wir nicken uns kurz zu, und Christoph stürzt sich voran den Weg hinab. Ich folge mit reichlich Abstand, weil ich mir nicht das Innen- und Außenvisier von innen und außen vollstauben möchte. Die Umleitung ist mit den Reiseenduros gut zu machen, mit meinem Auto hätte ich mich hier nicht rein getraut. Dann kommen wir zurück auf die Neubaustrecke, und siehe, das war tatsächlich die angedachte Umleitung! Erstaunlich. Aber wir haben es geschafft :)

Und jetzt geht's zügig weiter... 2 km. Dann kommt die nächste Umleitung, aber seht selbst.

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Es folgt Bundesstraße und die schließlich der Blick auf eine tolle Schlucht:

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Mit einer noch tolleren Brücke (Đurđevića-Tara-Brücke):

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Es folgt eine Hochebene. Wir sind nun im Durmitor Nationalpark. Traumhaft schön hier.

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Erneut kalibriert die Montenegrinische Polizei ihre Laserwaffen an unseren Tachos und stellt dabei keine Abweichungen fest. Die Gegend ist wunderschön und durchaus mit manchen in den Alpen zu vergleichen, z.B. mit dem Maira-Tal in Italien, bekannt von der MSKS.

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Echt wow. Montenegro begeistert mich heute. Auch die Mittagspause gestaltet sich sehr angenehm. Weiter geht's nach Süden. Hier sehe ich dunkle Wolken oben am Himmel... dann öffne ich das Sonnenvisier und sehe helle Wolken unten am Himmel? Was'n da los?

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Waldbrände, das ist da los! Er kokelt aber nur vor sich hin, weil alles recht satt grün ist. Die Feuerwehr ist hier und da zu sehen, aber ohne besonderen Aufwand wie Löschflugzeuge o.ä.

Auf dem Weg zu unserem sicheren Grenzübergang fahren wir weit nach Süden und mal wieder an einem See vorbei, Slano jezero westlich von Niksic.

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Dann kommt der Grenzübergang nach Bosnien. Das ist unser einziger heute. Uns kommen reichlich PKW mit nordeuropäischen Nummernschildern entgegen, also sind wir hier wohl richtig. Leider ist auch in unsere Richtung viel Betrieb, bzw. viel Stau. Wir überholen pflichtschuldig bis zum Ende der gestrichelten Linie und fädeln dann in eine Lücke ein. Das passt dem Autofahrer dahinter nicht, der dafür sogar aus einem klimatisierten VW Golf aussteigt und mich auf serbisch zutextet, während ich bei 33 Grad in der Sonne vor mich hin gare. Da er bereits Handgreiflichkeiten androht und ich weder auf die Mappe bekommen will, noch ihn vor den Augen seiner Familie blamieren, darf er halt wieder vor. Ob wir jetzt 30 Minuten oder 31 Minuten warten müssen, macht den Kohl nicht fett. Ein Mercedes-Fahrer macht übrigens vor, wie es richtig geht: Der fährt an der kompletten Schlange vorbei, auf der Gegenfahrbahn in die Grenzstation rein mit einem Tempo, dass Fußgänger besser daheim bleiben, dann ein scharfer Spurwechsel und zack, steht er ganz vorne an der Kontrolle. Das merke ich mir fürs nächste Mal.

Die Ausreise aus Montenegro und die Einreise nach Bosnien werden übrigens im gleichen Gebäude bearbeitet, da sitzen sich zwei Grenzer der beiden Länder gegenüber und schieben die Dokumente einfach weiter. Das ist effizient. Grenzkontrollen an sich sind aber furchtbar nervig und zeitraubend. Die Einschränkung, dass man nur bestimmte Grenzübergänge nutzen darf, macht die Routenplanung nicht gerade einfacher, und viele Navis wissen davon auch nichts.

In Bosnien fahren wir durch Bileca, da waren wir schon, und dann stumpf Richtung Norden und sammeln dabei noch drei Passknackerpunkte ein. Der erste ist schick.

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Der zweite ist etwas schwer zu finden, weil es die kürzere Straße von der Bundesstraße nicht mehr gibt. So müssen wir ein Stück zurück. Christophs Garmin hat zwar aktuellste OSM-Karten, kriegt hier aber Peilungsdatensalat. Dann folgen wir der Drina, die sich hier tief in den Fels gefräst hat. Ein Hauch von Gardasee-Seitentälern liegt in der Luft. Echt schön hier.

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Kurz nach 18 Uhr kommen wir endlich an der Unterkunft an: Zwei Ferienwohnungen außerhalb von Foca, direkt an der Drina. Übrigens ein geschichtsträchtiger Fluss. Wir werden freundlich empfangen, und verständigen uns mit Händen und Füßen und Google Translate. Wir sind ziemlich platt und freuen uns über Abendessen am Platz von der Gastgeberin. Zunächst Suppe, danach Gulasch auf Nudel. Danach Pfirsiche aus dem eigenen Garten. Dazu Bier und Brot. Keine Sterneküche, aber völlig in Ordnung. Gutes WLAN, Fliegengitter, ruhige Lage, wir haben zwei große 1-Raum-Ferienwohnungen mit je 4 Betten fürs insgesamt 44 Euro. Voll in Ordnung!

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420 km heute. 95% Montenegro, 32% Bosnien