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Landespreise Griechenland und Albanien 2023

Berichte von euren Reisen und Abenteuer beim Pässe knacken
Wo war ich eigentlich noch nie? Südlicher als Montenegro. Was gibt's da? Griechenland und Albanien! Für Abenteurer genau richtig. Da wollte ich schon lange mal hin, 2023 wird's nun endlich Realität! :) Abgrenzung: Kreta und andere Inseln sind für mich dieses Jahr nicht erreichbar - ich habe nur noch 6 Wochen Urlaub im Jahr, die möchte ich nicht auf Fähren verbringen. Kreta ist ein Fall für "fliegen und mieten".

Planung

Ich fahre mal wieder alle Passknackerpunkte ab und halte mich von Städten, Stränden und Kultur fern. Das kann ich ein andermal machen, das läuft ja nicht weg. Es gibt 50 Passknackerpunkte auf dem griechischem Festland. Das macht 2470 km Route und 49 Stunden = 8 Tage geschätzte Fahrzeit zwischen den Punkten. Dazu kommen optional ein ganze Reihe von Schotterstrecken aller Längen und Schwierigkeitsgrade. So sieht's auf der Karte aus:

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Da es rund 2000 km Anreise zur nördlichen Grenze Griechenlands sind, bietet es sich an, unterwegs was schönes zu machen. Denn da liegt ja noch was Neues auf dem Weg: Albanien! Es gibt 34 Passknackerpunkte in Albanien. Das macht 1652 km Route und 40 Stunden = 5 Tage geschätzte Fahrzeit zwischen den Punkten. Dazu kommen optional ein paar ausgefallene Schotterstrecken. So sieht's auf der Karte aus:

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Mit diesem Konzept konnte ich aus meinem Zirkel 2 Mitreisende gewinnen. Yannick auf Africa Twin, Experte für Schlauchreifen und Bären, und Mirko, KTM-geschädigt und inzwischen auf Aprilia Tuareg 660 unterwegs. Letztere wollte ich mir eh mal aus der Nähe anschauen. Wir wählen wieder den Reisemodus von Rumänien letztes Jahr: Ich plane und buche, der Rest übernachtet mit mir und fährt dazwischen entweder bei mir mit oder macht sein eigenes Ding, z.B. Schotterstrecken à la Carte TET. Ich will eigentlich keine exzessiven Schotterstrecken fahren, die Landespreise sind schon anspruchsvoll genug, aber das wollte ich in Bosnien-Herzegowina auch nicht und habe viel geflucht. Also nehme ich die Versys 650 und nicht die MT-09. Genau für solche Länder habe ich sie schließlich :)

Zur Anreise bietet sich die Fähre von Venedig nach Igoumenitsa an. Allerdings sind die Kabinen bereits ausgebucht, als wir uns auf einen Termin einig werden. Man müsste im Schlafsaal oder auf irgendwelchen Gängen schlafen, was mir eigentlich schon zu unkomfortabel ist. Als ich dann noch in Reviews lese, dass die Fähre oft 3 Stunden Verspätung hat, dass die reguläre Fahrzeit 26,5 Stunden ist, und weil die Anreise auf Straße ab Nürnberg inkl. allem nur 350 km weiter ist, wenn man eh alle Punkte in Albanien sammeln will, ist für mich der Drops gelutscht: Ich fahre da auf eigenen Rädern runter.

So bin ich auch maximal flexibel. Hätte ich einen Anhänger, würde ich ihn vermutlich irgendwo in Slowenien oder Kroatien abstellen und mir ca 2x800 km An/Abreise ersparen, aber hey. Mit einer einigermaßen schönen Anreise, also 1 Tag Autobahn durch Austria und Slowenien, den Rest Küstenstraße und Highlights am Weg durch Kroatien und Montenegro, sollten wir mit 17 Tagen hinkommen. 2 Wochen Urlaub und einen Freitag nehmen, am Vorabend bei mir treffen und Freitag in aller Früh aufbrechen.

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Der Wetterbericht sagt 20 mm Regen auf der Anreise in Österreich an, aber extreme Hitze und Waldbrände in Griechenland. Wird schon schief gehen! Motorradfahren bei 40° habe ich schließlich letztes Jahr in Bosnien-Herzegowina geübt. Das reduziert wohl auch das Gepäck. Apropos: Durch Bosnien-Herzegowina muss man inzwischen nicht mehr durch, da es jetzt eine Brücke gibt, um den Neum-Korridor zu umfahren. Und da Kroatien inzwischen im Schengenraum ist und auch den Euro eingeführt hat, wird die Reise organisatorisch sogar noch einfacher: Nur 3 Grenzkontrollen und eine Fremdwährung bis Griechenland! Montenegro und Albanien sind weder EU noch Schengen, aber Montenegro hat immerhin den Euro. Und für das alles genügt dem Deutschen der Personalausweis.

Vorbereitung

Nach der Feinplanung der Route mit zweimaligem Durchfahren von Albanien suche ich geeignete Orte für Unterkünfte und buche dann schließlich auch für die erste Hälfte der Reise im Voraus. Es ist immerhin Hauptsaison, und für 3 Erwachsene, die nicht im gleichen Bett schlafen wollen, ist es abseits der Städte immer etwas schwer. So landen wir zu 80% in Ferienwohnungen statt Hotels, und das liegt nicht am Budget von 50 Euro je Nacht und Nase. Ich bin kein Fan von Ferienwohnungen für eine Übernachtung, aber es gibt einfach wenig Auswahl und ich gebe mir Mühe, dass wir nicht auf Schlafsofas oder Kinderbetten angewiesen sind. Am südlichsten Punkt der Reise, der Halbinsel Peloponnes haben wir immerhin 2 Nächte in einer Unterkunft in Folge - 1x weniger ein/auspacken, und die Waschmaschine dort können wir dann auch nutzen.

Für Österreich und Slowenien braucht man Vignetten, um die Autobahn nutzen zu dürfen. Beide kann man online kaufen. Wenn man sie für Österreich kurzfristig kaufen will, muss man übrigens gewerbetreibend sein, denn sonst würde sich die Gültigkeit mit der Frist des Umtauschrechts überlappen. Einen Gewerbenachweis muss man nicht erbringen.

Zur Vorbereitung auf diese heiße Reise habe ich mir einen Helm mit mehr Belüftungsmöglichkeiten und einem verspiegelten Visier gekauft, einen Scorpion ADX-1. 70 Euro für den Helm, gebraucht, und 42 Euro fürs Visier. Außerdem habe ich Einweg-Kältepacks für Notfälle gekauft, falls uns einer umkippt. Da ich nicht 14 Tage sinnlos den halben Koffer mit Regen- und Kälteklamotten voll haben will, kaufe ich noch eine sehr dünne Regenjacke dazu. Die muss ja vermutlich nur Österreich aushalten. Über 30 Grad ist nass werden durchaus okay, besonders mit Membran drunter. Tipp: Bitte fahrt nicht mit Laminat-Klamotten in Länder mit 40°.

Die Versys steht auf einem frischen Satz Dunlop Mutant, den mir (Achtung: Werbung!) Dunlop kostenlos zur Verfügung gestellt hat. Der Reifen ist die Antwort auf den Conti TKC 70 und wird von RyanF9 sehr gelobt, weil er besonders direkt einlenken soll.

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Für mehr als eine Testfahrt hat es vor der Tour nicht gereicht, weil ich noch nichts über die Laufleistung weiß. Ich bin gespannt. Gegen Hitze habe ich außerdem die Griffschalen demontiert, denn kalte Finge erwarte ich eher nicht, und Schatten spenden die Schalen auch nicht. Die Airbag-Weste bleibt ebenfalls daheim. Der Airbag ist in der Weste war nicht aufgeblasen, aber schon ausgefaltet, daher sind Rücken, Schultern und Brust komplett luftdicht eingepackt bis auf ein paar nett gemeinte Lüftungskanäle. Das ist mir zu warm für regelmäßig über 35 Grad.

Stressig war noch, dass meine Brille 2 Wochen vor der Reise entzwei ging, und dass ich mir 3 Tage vorher schwungvoll in die Fingerspitze des linken Daumens geschnitten habe, aber das hält mich jetzt auch nicht mehr auf :)
Fr 21.7. Ätzende Anreise Aber Angekommen

Heute fahren wir in einem Rutsch nach Kroatien. Wir wollen früh raus, und dann fast direkt nach Kroatien durchziehen, vielleicht mit etwas Vermeidung von Streckenmaut und vielleicht sogar noch Abstechern in Slowenien. Die Wettervorhersage ist aber "unberechenbares Regenchaos ab Österreich" angesagt, daher kann man schlecht planen. Außerdem ist es eine verdammt lange Etappe.

Morgens ärgert mich leider die Technik. Mein Sena Headset lässt sich nicht mit Yannicks Cardo Headset koppeln. Mein Zweitsmartphone zur Autobahnnavigation fragt mich aus dem Nichts, ob ich wirklich sicher bin, dass ich ein Custom ROM installieren will? NEIN! Und danach will es nicht mehr mit seiner SIM Karte reden. Und als ich auf die Autobahn auffahre, beschließt mein Sena, dass es ab 70 aufwärts zunehmend Aussetzer produzieren möchte. 1 Sekunde Podcast oder Musik, 0,3 Sekunden Lücke. Das tut es erst, seit ich Kopfhörer angeschlossen habe, und der Fehler bleibt bestehen, nachdem ich die geschwindigkeitsabhängige Regelung ausschalte - vielleicht wollte es mein Gehör schützen?

In Greding füllen wir die Tanks, charmante 50 Cent Aufpreis an der Autobahntanke, und dann noch 1 Euro extra für die Toilettennutzung, aber auch nirgends geeignete Stelle zum Wildpinkeln. Manchmal frage ich mich, warum Tankstellen eigentlich nicht öfters brennen... Ab jetzt bespielt mein Handy direkt die Kopfhörer, und ich kann richtig gut Podcast hören, statt mich wie früher über zu leise Helmlautsprecher zu ärgern, die nicht gegen Fahrtwind und Gehörschutz ankommen. Das hätte ich schon die ganze Zeit und so einfach haben können! Es stört nur, dass ich nicht unterwegs auf Pause drücken kann.

Weiter geht's stumpf Autobahn bis zur Grenze nach Austria. Dabei fällt mal wieder auf, dass der deutsche Autofahrer nicht in Frieden irgendwo lang fahren kann. Wir werden rechts überholt, und weil die Lücke zum Einscheren zu kurz ist, wird dann eben Yannick hinter mir abgedrängt, der wird schon nachgeben. Täter war der heilige Vierklang rücksichtsloser Autofahrer: SUV, Münchner Kennzeichen, Porsche, Mann am Steuer. Und wie immer in solchen Fälle lohnt sich weder zur Rede stellen noch Anzeige machen, weil Autobahnen rechtsfreier Raum sind, was ist da schon eine lebensgefährliche Nötigung. Immerhin ist fast kein Stau. Es lohnt sich, nicht am Samstag zu fahren, irgendeinen Idioten hat man immer, so bleibt die Laune in Urlaubsfreude.

Kurz vor Austria noch eine Pause. Mir ist inzwischen richtig kalt im Membrananzug, und weiter vorne sind dunkle Wolken. Pulli drunter, Regenkombi drüber, und dann weiter in Austria stumpf weiter Autobahn - mit einer Ausnahme: 13 Euro für den Tauerntunnel und Katschbergtunnel finde ich zuviel, zumal das nur 15 Minuten spart gegenüber einer Fahrt durch Obertauern und Katschberg. Und auf der Landstraße kann man bequem und günstig Sprit fassen und sogar kostenlos dem Ruf der Natur folgen ;)

Nach Slowenien geht's entweder auf der Autobahn für 8,50 Euro durch den Karawankentunnel, oder kostenlos durch den Loibltunnel, was aber 30 Minuten Umweg sind. Bei kompletten Autobahnchaos in Kärnten könnte man vielleicht alle genannten Optionen kombinieren, aber sonst wird das zu lang. Heute war kein Verkehrschaos, also durch den teuren Tunnel, und in Slowenien dann das erstbeste Restaurant an irgendeinem Gewerbegebiet nah der Autobahn. Ich bin froh, dass ich nicht die vorgesehene Schleife gefahren bin, denn die Unterführung steht 20 cm unter Wasser.

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Wir snacken uns durch den Mittag (Pizza "Aroma") und prüfen das Wetter. Für den Weg durch Slowenien habe ich vorher geprüft, an welchen Passknackerpunkten ich noch nie war. Da sind seit meinem Landespreis 2019 einige dazu gekommen, die sich auch auf Durchreise in Nord-Süd-Richtung befahren lassen. Allerdings ist die Route eh schon lang und angesichts des kommenden Wetters, wir müssen auch von der Terrasse flüchten, fahren wir doch lieber direkter. Rund um Ljubljana war etwas Stau, aber die Einheimischen waren sehr rücksichtsvoll. Derweil fängt leider ein ziemlich starker Regen an, die nie so ganz aufhört und später auch wieder zunimmt. Uns juckt es nicht groß, Yannick zieht sich nichtmal die Regenjacke an.

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Slowenien verlassen wir dann auf ländlichen Straßen, weil ich noch über den Stalcerji fahren wollte. Dafür waren echt viele und lange Ortsdurchfahrten nötig, und leider auch ein störrisches Wohnmobil, dass sich schnell vorkam.

Wir erreichen die kroatische Grenze und tanken das dritte mal heute in Delnice. Hier hört dann auch endlich der Regen auf und es steigt auf 20 Grad. Noch ein Foto am Veliki Vodenjak...

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... und dann erreichen wir sogar vor 18 Uhr unsere Ferienwohnung in Ravna Gora, wo wir bereits erwartet werden. Die Gastgeberin ist sehr freundlich und redselig, mit 80% kroatisch, 18% englisch, 2% deutsch und 400% Händen und Füßen checken wir erfolgreich ein. Yannick ist durchgefroren und hüpft unter die Dusche, ich lege meine mehreren durchnässten "wasserdichten" Lagen trocken. Wir sind aber bester Laune, denn es war der letzte Regentag für eine Weile - ab jetzt wird's gut :) Im Ort findet sich noch ein Restaurant, und wir entschließen uns zu 2x 20 Minuten Fußweg. Wobei der Rückweg bergauf geht und eher länger dauert...

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Morgen fahren wir viel Küstenstraße und treffen spätestens abends Mirko, der auch schon in Kroatien ist, sich aber etwas Vorsprung verschafft hat. Endlich Urlaub! :)

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740 km, 11h minus Pausen
Sa 22.7. African Abgrund und Küste zum Küssen

Nachts gab es heftig Gewitter. Der herab rauschende Regen hat etwas beruhigendes und bringt einen sanft in den Schlaf, wenn man in der Ferienwohnung schläft, und nicht z.B. in einem Zelt. Der Tag beginnt schließlich mit einem Schlag. Was macht Yannick denn da, denke ich mir. Was macht Johannes denn da, denkt sich Yannick. Gemeinsam sehen wir nach und finden Glasscherben in der Wohnung, außerdem ein kleines quadratisches Fenster mit Loch, das auf der Treppe in die obere Etage der Ferienwohnung führt. Nanu? Entweder hat der Vermieter unbezahlte Schulden, oder ein Vogel wollte unbedingt rein. Wir räumen die Glasscherben wegen und machen uns ans aufbrechen - wir haben kein Wasser mehr, und das Leitungswasser schmeckt nicht. Die Vermieter sieht den Schaden und bleibt fröhlich.

Fröhlich sind wir auch, denn ab jetzt gibt's keinen Regen mehr - allerdings Dunst. Der Regen von letzter Nacht muss schließlich erstmal verdunsten. Im ersten Ort besuchen wir den Supermarkt für Wasser und süßes Frühstück. Gut, dass er Samstag schon früh um 8 öffnet. Wir fahren zunächst weiter zur Küste, wo wir bei besserem Wetter frühstücken wollen.

Zunächst geht es über den Pass Ravna. Feinster Asphalt, bereits trocken, Kurven für 4. bis 6. Gang. Endlich Fahrspaß :) Schließlich kommt die Adria ins Blickfeld, was immer wieder überwältigend ist.

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Auch wenn man's auf den Fotos nicht sieht - einfach selbst hinfahren ;)

Für den Weg zur Küste kennt mein Navi eine Abkürzung. Die erscheint mir suspekt, ich bleibe auf der Hauptstrecke. Die nächste Abzweigung nehme ich - ist schließlich mitten im Ort, und geradeaus steht auch kein Wegweiser. Die Straße wird schmaler und schließlich Schotter. Das macht aber nichts, schließlich sind wir eine Schottergruppe. Yannick und Mirko sind explizit zum Schottern hier, die wollen eigentlich TET fahren. Ich schwimme etwas auf dem Kies, der Dunlop Mutant hat etwas wenig Negativprofilanteil - aber die Versys bleibt auf Kurs, trotz mäandrierender Erosionsrinnen. Gerade als ich für ein Landschaftsfoto anhalten will sehe ich im Rückspiegel eine Africa Twin, die sich nach rechts dreht, in den nicht abgesicherten Abgrund, und Yannick dabei abwirft, zum Glück weg vom Abgrund. Scheiße!

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Von hinten sieht die Lage noch dramatischer aus.

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Yannick ist nichts passiert. Er hat sich rechtzeitig vom Motorrad gelöst und trug Schutzkleidung, sogar einen Nierengurt (ist schon wieder 1980?). Der Absturz wäre mit etwas Glück nur 2 Meter tief gewesen, dann da war noch eine Plattform von ca 3x2 Meter. Danach jedoch geht's über 45° steil und steinig in den Wald.

Wir können die AT vom Abgrund weg zerren und drehen, so dass wir sie beim Aufrichten nicht ins Jenseits befördern. Dabei, und auch beim Aufheben, erweisen sich die 3 Meter Rohrgerüst als überaus praktisch. Dabei hatte ich gestern noch darüber gelästert. Mensch und Maschine sind wohlauf. Yannick ist etwas blass. Er hat anscheinend versehentlich Gas gegeben, und die AT kam dem Wunsch prompt nach. Wir sortieren uns, und ich mache endlich mein Foto.

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Problemstrecke:
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Wir fahren den Weg noch zu Ende. Wir sind beide erleichtert, als uns ein Auto entgegen kommt. Zurück am Asphalt richtet Yannick am ersten Bordstein seinen verdrehten Lenker. Dann fahren wir schick die Küstenstraße entlang und schnappen uns die erste Gelegenheit für die Frühstückspause.

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Die Küstenstraße in Kroatien ist wirklich schön. Tolle Landschaft, toller Asphalt, wenig Schwerlastverkehr, keine Verkehrsüberwachung und wenig langsame Fahrzeuge. Man könnte alle 500 Meter anhalten, um Fotos zu machen. Darum versuche ich es gar nicht erst. Irgendwann biegen wir auf die Autobahn ab, denn wir wollen Strecke machen - das ist schließlich noch Überführung heute. 120 km Autobahn bei 36°C föhnen einen ganz schön trocken, aber mit einer Trinkpause unter einer schattigen Tankstelle geht's.

Nach der Autobahn gibt's etwas Abwechslung, wir fahren durchs Hinterland zwecks Pass Malacka.

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Da hat meinen tollen Blick auf Split. In Split gibt's Sprit und ein Eis. Danach biegen wir links ab und nähern uns Omis. Nicht um unsere Reisekasse aufzubessern, sondern weil das ein toller Aussichtspunkt auf die Mündung der Cetina ist.

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Gleich hinter der Bergkette hier, wo sie sich durchgesägt hat. Schlecht zu sehen. Echt schlechte Fotos heute, sorry :)

Hinter Omis werfen ich nach einem Blick auf die Uhr alle geplanten Zwischenziele im Hinterland aus der Route und wir fahren direkt die Küstenstraße entlang bis Ploce, wo wir ein Apartment gebucht haben: 55 qm, 5 Betten, Klima. Leider ist Ploca ein ziemlich fieser Ort, Raffinerie am Meer, siffiger Fluss, abgenutzter Gesamteindruck. Die Ferienwohnung hat 3 Einzelbetten in einem Raum für uns drei, aber das Schlafsofa wurde bereits zum Schlafen umgebaut. Naja. Und leider hat nur der Raum mit dem Schlafsofa eine Klimaanlage, denn wir haben weiterhin über 30 Grad und schwitzen kräftig. Nunja. Dafür ist das Leitungswasser genießbar. Wir bekommen noch eine Restaurantempfehlung, und Mirko taucht auch schnell auf.

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490 km heute, 10h minus Pausen. Morgen müssen wir mal ruhiger machen.
So 23.7. Montenegro Meltdown

Das Essen im Restaurant gestern Abend war sehr gut, auch wenn es wesentlich weiter als die vom Wirt versprochenen 200 Meter war. Am Rückweg wurde es etwas hektisch, weil heftige Gewitter angesagt waren. Wir schaffen es aber rechtzeitig auf den Balkon, um mit dem Wetterleuchten den Tag ausklingen zu lasen.

Aber heute ist ein neuer Tag, und der beginnt für mich wohltemperiert auf einem zu weichen Schlafsofa, aber doch gut erholt. Yannick und Mirko hatten weniger Erfrischung, aber wir starten guter Dinge früh um halb 8 zum Cafe mit Bäckerei daneben zwecks Frühstück. Wir wollten heute Abend in Albanien sein, und wir wollen es etwas ruhiger angehen lassen. Darum werfe ich alle Umwege aus der Route, bis auf 2 Punkte, die zusammen 12 km neben der Route sind.

Der Erste davon liegt auf der Halbinsel Peljesac. Da kam man von Norden früher nur per Fähre rein, oder mit 50 km Umweg und 2 Grenzübergängen, weil Bosnien-Herzegowina dort seinen einzigen Meereszugang hat, und zwar in Form eines Fischerdorfes mit mildem Tourismus namens Neum (wo ich letztes Jahr auch übernachtet habe). Seit ein paar Monaten gibt es aber eine kolossale Brücke, 2,4 km lang und hoch genug für Containerschiffe, die von chinesischen Bauunternehmern mit EU-Geld gebaut wurde - moderne Zeiten. Und da drüber zu fahren, darauf hab ich mich echt gefreut. Sie kostet keine Maut und es funktioniert einfach so. Den ersten Punkt erreichen wir ohne Probleme.

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Mirko schielt ziemlich auf seine Tankanzeige, er kam gestern recht leer an und ich bin an der ersten Tankstelle vorbeigefahren, weil mein Navi eine weitere Tankstelle in 36 km angezeigt hat. Leider wusste es nichts von der Brücke, und auf der Halbinsel gibt's anscheinend tatsächlich keine Tankstelle - also fahren wir einfach weiter und hoffen, dass Mirko nicht liegenbleibt, oder wenigstens an einer schattigen Stelle, denn es brennt ordentlich runter. Laut Restreichweite fehlt 1 km, aber an der Tankstelle angekommen passt ein Liter weniger rein, als laut Werksangabe Tankvolumen ist. Das hat also gepasst.

Wir fahren jetzt die kroatische Küstenstraße runter. Eine andere Straße gibt es hier nicht, außer in Bosnien-Herzegowina, und das ist auch keine Autobahn. Der Verkehr ist heute leider ziemlich zäh, denn anders als nördlich von Ploce müssen hier alle fahren. Überholen macht wenig Sinn, weil es eigentlich eine einzige Autoschlange die ganze Adria runter ist. Besonders langsame oder große Fahrzeuge überhole ich doch, aber zaghaft, weil Yannick mit den großen Koffern Hemmungen hat. Gelegentlich warte ich. Dann erhalte ich beim Warten einen Anruf: Unfall. Ein Autofahrer ist Yannick aufgefahren, aber er ist okay und kann weiterfahren, wir sollen einfach warten. Mirko ist bald da und wir beratschlagen uns: Zurück? Yannick klang völlig in Ordnung. Weiter ins nächste Cafe? Und da kommt auch schon Yannick und erzählt:

Er wurde von rechts getroffen von einem einem Auto, das aus einer Tankstelle in die Straße einbog und das nach links abbiegen wollte. Er hat einen leichten Stoß gespürt, wurde aber weder umgeworfen noch kam er vom Kurs ab. Glück gehabt! Das Auto war ein Mietwagen, die Fahrerin Französin und völlig einsichtig, dass sie Schuld hat. Sie hat auch eine Vollkasko auf dem Mietwagen, daher fiel ihr das leicht. Sie haben trotzdem Daten ausgetauscht. Yannick hat echt Pech, und heute lag's nicht mal am Koffeinmangel.

Wir passieren Dubrovnik. Hier gibt's Kreuzungen und noch mehr Stau, aber auch den Blick auf Königsmund aus Game of Thrones.

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Weiter geht's die Küstenstraße entlang. Leider wird der Verkehr nicht weniger. Vor dem Grenzübergang nach Montenegro ist kilometerweit Rückstau, aber wir kommen gut vorbei. Die Aus- und Einreise gelingt ohne Probleme. Wir rasten bei der ersten Tankstelle in Montenegro, die haben Klimaanlage, Kaffee, WC und Kaltgetränke. Durch Montenegro gilt dann im folgenden leider das Gleiche wie für Kroatien südlich von Ploce: die Küstenstraße ist die einzige Verkehrsachse, und sie führt fast durchgehend durch touristische Ortschaften. Richtung Süden ist fast durchgehend Stau und wir tasten uns so durch. Die Bucht von Kotor überqueren wir per Fähre. Protipp: Das Ticket muss man am Häuschen kaufen, 2,50 Euro, die sich lohnen - sonst fährt man die ganze Bucht ab, und die ist lang und verkehrstechnisch, siehe oben. Außerdem ist Fähre immer ein nettes Erlebnis.

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Irgendwann geht's dann auch mal 10 km über Land ohne Stau, dann durch Budva mit Stau. Da suchen wir uns eine Mittagspause: Eine Pizza für alle, kalte Getränke, und leider kein WC. Inzwischen brennt die Sonne richtig und es hat 36°C. Temperatur und Sonnenintensität muss man eigentlich addieren, und über 35° hilft auch der Fahrtwind nicht mehr, man verbrennt sich eher die Augen wenn man das Visier öffnet. Ich durchfeuchte mein Halstuch bei jedem Stopp und habe dann 30 Minuten einen kühlen Kopf. Sonst viel trinken, nicht zu kalt, und auf Mineralien achten.

Als einzigen Passknackerpunkt in Montenegro fahren wir den Poljice an. 10 km Berg rauf, oben im kühlen Wind schattig unter einem Baum rasten, leider bis zu den Knöcheln im Müll, und dann wieder runter in den Ofen - bald ein Cafe suchen. Die Küstenstraße ist nicht weniger schön als in Kroatien, aber dichter bebaut und man hat sich irgendwann sattgesehen. Kommt man doch mal voran, kann jederzeit Querverkehr auftauchen: So muss ich heute auch ins ABS bremsen, um nicht in der Fahrertür eines Touristen zu landen, der außerorts von rechts kommend nach links einbiegt. Hmpf.

Die letzte Großstadt in Montenegro ist Bar. Da gibt's doch sicher eine ebensolche? Naja, es gibt eine Tankstelle, und das hat sich ja bewährt. Außerdem gibt's da kostenloses WLAN, eine Kühltruhe voller Eispacks vor der Tür (da drin warten meine Getränke und meine Handschuhe auf mich) und die nette Bedienung gibt mir noch einen Becher mit losen Eiswürfeln, die ich in die Taschen meiner Motorradjacke und -hose packe. Das erfrischt wirklich spürbar! Mittlerweile ist es auch schon 16 Uhr durch - das war wohl nix mit einem kürzeren Tag. Man kommt echt nicht voran.

Der Weg zum Grenzübergang Sukobina nach Albanien ist zwar eine Hauptstrecke, aber nicht nach deutschen Maßstäben. Zwei sich begegnende PKW müssen aufpassen. Ein deutscher Wohnmobilist lässt uns irgendwann vorbei - danke, Mann! An der Grenze ist relativ wenig Verkehr und manche Autofahrer winken uns sogar vorbei. Andere hupen freundlich, nachdem wir uns einfädeln. Papiere will keiner sehen, und so geht's die letzten 16 km zur Unterkunft am Skutarisee. Die Unterkunft ist mit etwas Schluckauf gefunden, und mit etwas Überzeugung bekommen wir auch 2 statt 3 Zimmer - ich hatte zwei getrennte Buchungen, weil es doch seinen Charme hat, wenn jeder sein eigenes Bad und sein eigenes Schlafzimmer hat. So viele Getränke habe ich am Ende des Tages übrigens noch übrig, alle in meinem Tankrucksack, und sie sind alle fühlbar kühler als die Umgebungsluft:

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Dazu noch 1,5 Liter extra im Topcase, inzwischen brühwarm, für Notfälle. Und ich habe medizinische Einweg-Kältepacks dabei, aber noch nicht benutzt.

Wir fallen alle sofort unter die Dusche, auch wenn es zuletzt spürbar weniger heiß war, beim Rangieren in der Hotelgarage rinnt der Schweiß. Der Wirt verspricht ein Restaurant in 200 Meter Entfernung - ich zucke leicht zusammen, aber wir lassen uns darauf ein ;)

Fazit des Tages: Anreise nach Albanien per Küstenstraße ist nur bis Polce schön. Morgen wollen wir weiter nach Griechenland, das wird vermutlich auch kein Zuckerschlecken...
Mo 24.7. Albanien abwärts und endlich angekommen

Gestern Abend gab's noch lecker Abendessen mit Sicht auf die Seepromenade und die dortigen Falschparker, die von ihnen behinderten Autofahrer, und irgendwann sogar die Verkehrspolizei. Das Essen war gut und günstig: Spaghetti Seafood.

Zum Frühstück gibt's eine Aussicht.

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Der Turm blieb zum Glück stumm. Die Hühner und der Hahn (nicht im Bild) leider nicht. Das Frühstücksessen von 8 bis 9 haben wir für 7 Uhr bestellt, und wir sind alle pünktlich :) Der Plan ist, früh aufzubrechen um die größte Hitze zu vermeiden. Es geht zunächst 250 km auf schnellstem Wege nach Süden. Ich bin das erste Mal in Albanien, und einiges wirkt fremd auf mich. Tankstellen "Kastrati". Schilder:

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Und es gibt keine Marken, die man von daheim kennt. Keine Banken, keine Tankstellen, keine Supermärkte. Alles fremd. Das Gefühl kenne ich schon aus Bosnien-Herzegowina, und der Vergleich drängt sich auch sonst gelegentlich auf, wobei alles etwas besser in Schuss ist.

Wir müssen in den Dunstkreis der Hauptstadt und ins zugehörige Verkehrschaos: Es gibt keine Schnellstraßen, also müssen Fernverkehr und Nahverkehr über die gleiche Strecke. Das Ergebnis ist kilometerlanger Rückstau bei der kleinsten Störung, und dabei gibt es noch nicht mal Ampeln. Dazu hat es schon um 8 Uhr früh 26 Grad und vor allem brennt die Sonne gnadenlos. Ich lege nahezu stündlich Pausen in klimatisierten Tankstellen-Cafes ein, damit die Truppe fit bleibt.

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Irgendwann kommt dann doch mal eine vierspurige Strecke und prompt löst sich der Verkehr auf. Man sollte aber aufmerksam bleiben, denn hier und da gibt's beeindruckende Schlaglöcher, oder es fehlt mal die Abdeckplatte von der Dehnfuge an einer Autobahnbrücke, was eine 30 cm lange Lücke unbekannter Tiefe ergibt. Mirko probiert das aus und mit 100 km/h: Kein besonderes Gefühl, Räder und Fahrwerk kümmern sich. Immer weiter. Wir sind froh, endlich vorwärts zu kommen, auch wenn es sich arg in die Länge zieht. Irgendwann kommen Palmen ins Bild, schönes Gefühl.

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Hätten wir doch die Fähre nehmen sollen? Venedig ist von Nürnberg 1 Tag mit Gewalt und 2 Tage ohne. Dann wären wir ein Tag früher in Igoumenitsa und vermutlich entspannter, aber so hatten wir die kroatische Küstenstraße und ein paar schöne Strecken im Hinterland. Und was der Tag heute noch so bringen könnte.

Dann endlich wird es etwas bergig und auch kurvig. Da steigt die Laune steil an und ich komme richtig in den Flow. Bisher war Anreise - jetzt beginnt der Urlaub :) Es geht mit ein paar Kehren los, und dann ist taktische Pinkelpause.

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Aber weiter! Es fetzt jetzt echt. Jenseits des Passes hat man plötzlich eine irre Aussicht und kann mit richtig Spaß Motorrad fahren. Und dafür sind wir da!

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Allerdings schrumpft die Reststrecke nicht so richtig. Meine Mitreisenden nehmen meinen Rat an, direkt ins Hotel zu fahren, während ich noch einen Abstecher einsammle. Unterwegs kann ich meine Klamotten an zwei öffentlichen, permanent laufenden Wasserhähnen nass machen, was erfrischt - auch wenn ich noch Getränke habe, die im Tankrucksack sogar noch kalt sind :)

Nach dem letzten Pass geht es dann auf schnellstem Wege zur Grenze. Hier gibt's eine offensichtlich neue Straße, die 15 Meter breit ist, ohne langsame Stellen, und mit Radien für den 6. Gang. Das tut gerade richtig gut, endlich schrumpfen auch die Restkilometer. Die Landschaft ist angenehm augenfreundlich und fast menschenleer...

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Und Benzin ist auch noch drin. Moment, Benzin? Wann habe ich zuletzt getankt? Warum muss ich nicht längst wieder tanken, das ist doch eine 450 km-Tour heute? Also sicherheitshalber für 20 Euro nachgetankt. Euro werden übrigens überall akzeptiert, Wechselgeld gibt's eben in Landeswährend Lek. 100 Lek = 1 Euro. Das ist zwar nicht fixiert, aber relativ konstant. Und dann ist auch schon die Grenze erreicht.

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Albanien winkt mich raus, Griechenland hat keinen Drive-In an der Grenze: Absteigen, Anstellen, Papier, "Rein oder raus?", "Gute Fahrt!", aufsteigen, warten bis vor einem alle weg sind und schon bin ich zurück in der EU. Es sind nur 20 km bis zum Hotel und es ist schnell gefunden. Yannick empfängt mich, bereits frisch geduscht. Ich mache ebenfalls eine Schnellwäsche, und dann gehen wir essen. Dabei geht die Sonne unter und wir sind so richtig im Urlaub... :)

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460 km heute

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Morgen geht's weiter nach Peloponnes. Da sind einige Waldbrände aktuell, aber die sind 15 km neben unserer geplanten Route, also hoffen wir, dass das geklappt - es ist schon gebucht, sonst würden wir umplanen.

Abteilung Schrott: Yannicks rechter Koffer, der Kontakt zum Boden und zum Feindesauto hatte, löst sich an der Halterung, und meine Schnittwunde am Daumen ist noch immer druckempfindlich und außerdem schwarz - ich löse mit einer desinfizierten Nagelschere die oberste Hautschicht und kann noch Teile des Werkstücks entfernen, das ich bearbeitet hatte, bevor ich mich geschnitten hatte. Und meine Versys hat die Seitenständerauflagenverbreiterung von sich geworfen, so dass ich jetzt sorgfältiger parken muss. Die Aprilia sorgt derweil links für kühlere Finger als rechts, denn Mirko hat am kroatischen TET Bodenproben genommen. Und entsprechend dem schrecklichen Schicksal des Ketten-Moto-Fahrers muss ich heute 1 Minute Zeit in Kettenpflege investieren ;)
Di 25.7. Griechenland, nach Peloponnes

Der Tag beginnt mit einem Frühstück auf der Dachterasse, inkl. Aussicht auf die Küste und die Insel Korfu.

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Es schippert sogar eine Fähre durchs Bild - da sind bestimmt Motorradtouristen drauf, die sich die weite Anreise nicht zutrauen. Alles Poser, Weicherei und Möchtegerns! ;) Vielleicht machen wir das nächstes Mal auch so.

Wir fahren heute nicht zu dritt. Ich habe 510 km auf dem Plan inkl. sehr kleiner Bergstraßen. Yannick möchte lieber baden, und das darf er natürlich auch. Mirko ist auch eher nach Urlaub, also ziehe ich alleine los. Das macht mir nichts, das ist eine angenehme Abwechslung und ich kann mich voll meinem Flow hingeben. Raus aus der Stadt geht's zu den Pässen Parapotamos Perasma, Polidroso und Klimatia Perasma, die alle auf einer Strecke liegen. Diese Strecke ist gut ausgebaut und gewinnt so schnell an Höhe, dass mir bald kalt wird. Der Wetterbericht hatte 39 Grad von 12 bis 17 Uhr angesagt, hier fühlt es sich eher nach 25 Grad an. Brrr. Wo ist mein Pulli? Erkälten ist das letzte, was man bei täglich über 30 Grad braucht... Ich entscheide mich aber, hart zu bleiben, und nach einer Stunde ist es dann wieder warm genug. Leider habe ich kein Thermometer an der Versys, daher kann ich nicht qualifiziert quantifizieren. Aber man kann hier richtig schön Motorrad fahren. Die Straße ist gut ausgebaut und griffig. Es ist wenig Verkehr und jeder macht Platz.

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Nach dem dritten Pass geht's zum sehr abgelegenen Katarraktis auf 1160 Meter. Der liegt zwar nah an einer anderen Pässegruppe, die ich am Rückweg besuchen werde, aber auf dem Westhang des Tzoumerka-Massivs - und da gibt's keine Tunnel und keine Überquerung, zumindest keine, die ich mir zutraue. Also rein da, auch wenn's laut Routenplaner fast 2 Stunden Umweg ist. Es ist weit genug weg von der Nord-Süd-Autobahn, dass ich völlig unterschiedliche Wege hin und zurück habe, das ist ein gutes Zeichen. Da wird's schon abenteuerlicher.

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Anscheinend gab es einige Unwetter mit Erdrutschen, die aber schon repariert wurden. Die Straße ist schön breit und nur ganz oben wird sie etwas steil. Ansonsten komme ich echt gut voran. Oben belohnt diese Aussicht:

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Und eine Bar gibt's da oben auch, wo ich mich am Kühlschrank bediene. Der Weg zur Autobahn macht dann auch wieder Spaß, wobei Sena v2 sich nicht mehr anschalten lassen will. Also wieder Sena v1, das zerhackten Ton produziert. Wo ist eigentlich mein 3,5 mm-Kopfhörer? Finde ich nicht. Also Sena v1... hmm, ist das vielleicht ein Funkproblem? Ich entferne mich vom Handy: Abbruch. Ich halte es mir an den Helm: Es geht weiter. Aha! Also kommt das Handy oben flach auf den Tankrucksack, dann geht's. Außer wenn ich den Kopf nach links drehe :)

Auf der Autobahn hat's inzwischen mindestens 38°C und die Sonne knallt richtig. Dafür ist kein Verkehr und es gibt alle 10 km einen Parkplatz mit WC (aber ohne Schatten). Ich mache 3 Pausen zum Befeuchten und eine Rast am Rastplatz mit Snacks und dem Kauf weiterer Getränke. Maut gibt's auch, und zwar muss man an ungefähr 5 Mautstellen um die 2 Euro bezahlen, inkl. der Brücke auf die Halbinsel Peloponnes bei Patras.

Hier sind ja eigentlich Waldbrände ein aktuelles Thema, und die relevanten Apps zeigen ein kontrolliertes Feuer nordöstlich des ersten Punkts, den ich anfahren will. Da die Umwege im Bergland sehr groß werden, wenn man umkehren muss, wähle ich eine Anfahrt von Westen statt von Norden. Weg von der Küste wird es schlagartig sehr ländlich.

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Ich komme an Null Supermärkten vorbei und die Tankstellen verkaufen alle Flüssigkeiten für Autos, aber keine für Menschen. Auch hier gibt es frisch reparierte Strecken, teilweise frisch ausgebaute Strecken und auch noch nicht asphaltierte, aber bereits verbreiterte Strecken. Straßenbau können die hier offensichtlich!

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Ich bin froh, einen Reifen mit halbwegs Negativprofilanteil montiert zu haben.

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Landschaft gibt's reichlich, Verkehr sehr sehr wenig.

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Und die Hauptstrecken sind richtig schön.

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So fliege ich übers Land und sammle alle Punkte ein. Gelegentlich halte ich, um mich abzukühlen. Brunnen bieten sich an, um die Klamotten zu befeuchten. Manche sehe ich im vorbeifahren, auf einen weisen mich Anwohner hin, als ich neugierig einem Rinnsal folge, weil ich Pfützen gesehen habe. Trinken würde ich daraus nicht ohne weiteres, denn in manchen leben Frösche und ich glaube, die pumpen im Kreis.

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Mögt ihr auch besondere Ortsnamen?

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Vor dem Einchecken in Vinya decke ich mich am Dorfsupermarkt noch mit Getränken ein. Die Unterkunft ist eine große Ferienwohnung mit 3 Schlafzimmern, Klimaanlage im Wohnzimmer (die bereits läuft), Waschmaschine (!) und sie liegt im Souterrain. Das ist sehr angenehm und der Wirt ist nett. Wir verständigen uns mit ein paar Brocken Englisch, Hand und Fuß, und er erzählt auch auf Griechisch, wobei ich freundlich nicke. Er schließt uns die Waschmaschine an und bringt noch Waschmittel.

Ich wasche mich und meine Wäsche, und als ich damit fertig bin, kommen auch schon Mirko und Yannick angeknattert. Sie waren doch nicht baden, sondern sind ziemlich doch nur Motorrad gefahren. Erst Küste, dann querfeldein, dann Autobahn und schließlich auf schnellstem Weg hierher, wobei Kurviger auch mal ein Schotterfeld als "befestigte Straße" betrachtet hat. Aber es war ja eine Schottertour angesagt ;)

510 km heute (für mich)

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Wir bleiben hier zwei Nächte. Wir sind jetzt übrigens südlicher als Palermo (Sizilien) und östlicher als der westlichste Zipfel der Ukraine, und daher auch eine andere Zeitzone.
Der Abend klang nett aus in einem Cafe. Die Stadt ist ziemlich belebt. Das Club Sandwich war sehr gut und wir hatten Gesellschaft, die direkt aus der Serie "Disenchantment" entsprungen zu sein scheint.

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Zurück in der Unterkunft hat Mirko einen kleinen Skorpion gefunden. Das ist für uns natürlich ein Schock. Eine kurze Nachfrage bei meiner Biologin der Herzen und kurze Google Recherche ergibt, dass die weitgehend harmlos sind: Selbst wenn sie pieksen ist das maximal wie ein Bienenstich, und es gibt sie ungefähr überall, auch in Häusern - wie Spinnen bei uns daheim. Ansonsten gibt es noch eine Population von wild lebenden Schildkröten, die aber ziemlich vom Straßenverkehr bedroht sind.

Di 25.7. Griechenland, nach Peloponnes

Ich schlafe ruhig und erholsam trotz möglicher Skorpione in der Bude. Die Mitfahrer wollen heute wirklich baden gehen, und nicht bei meiner Rundfahrt mitmachen. Das kann ich verstehen, die Tour ist etwas lang. Es gibt je eine Pässegruppe im Süden und Osten der Insel, davor, danach und dazwischen weite Überführungsetappen. Wir haben kein Frühstück gebucht und auch nichts eingekauft, also geht's früh los. Ich starte um 7:30 Uhr.

Früh ist es tatsächlich noch recht frisch. Der Wetterbericht hatte morgens 17 Grad angesagt, und dann wieder 39 Grad ab 12 Uhr. 17 Grad?! In Griechenland? Ich will mein Geld zurück! Es wurden dann aber immerhin 20 Grad, und es ging jede Stunde um 5 Grad hoch. Ich bin heute ohne Gepäck unterwegs, was immer ein kleines Highlight ist. Ich packe zwar eh schon leicht, aber ich merke den Unterschied trotzdem. Früher habe ich bei solchen Gelegenheiten den Topcaseträger und Heckrahmenverstrebung mit den Soziusrasten demontiert, aber für einen Tag lohnt das wirklich nicht. Die Landschaft hier erinnert mich irgendwie an Andalusien. Das gefällt mir.

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Ich bin bester Laune und segle gemütlich über die kurvigen Nebenstrecken, um den Punkt Lagadia zu erreichen. Ich komme noch an einem Tier vorbei, dem ich das Leben rette:

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Einfach ins Grün in Laufrichtung umsetzen und weiterfahren. Kostet keine Minute. Die Flora ist auch interessant.

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Für den Weg von Megalopolis nach Süden kann man die Hauptstrecke nach Kalamata nehmen, am Stadtrand nach links abbiegen und dann die 82 Richtung Sparta nehmen. Oder man schlägt sich querfeldein durch. Ich finde einen vielversprechenden Abzweig bei Dyrrachio, und wähle diese Nebenstrecke, auch wenn das länger und weiter ist. Sie ist asphaltiert und auch für Autos befahrbar, aber es liegt jede Menge Biomasse aller Art rum - Vorsicht ist Pflicht. Dafür wird es ständig kühler :) Über 1000 Höhenmeter, im Schatten, Wald auf beiden Seiten sorgt für ein angenehmes Klima. Irgendwann wird es aber wärmer, und ich habe die Aussicht auf Kalamata.

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Ich fahre die Straße 82 erst nach Westen, und dann wieder nach Osten. Da hat's auch Kehren, und es ist nix los. Das gefällt mir :)

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Weniger gefällt mir das plötzliche Ende der Straße bei einem geplanten Abstecher von der Hauptstrecke.

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Offenbar wurde diese Strecke nach einem Erdrutsch aufgegeben. Von der anderen Seite sind es 40 km. Gibt es in der Nähe eine kleinere Straße? Ja! Ist zwar unbefestigt, aber das versuche ich mal.

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Es sind zum Glück nur 4 km, und es gibt weder Geröll noch Stufen noch tiefe Erosionsfurchen. Oben angekommen ist das Glücksgefühl natürlich groß :) Und weiter geht's in den Osten - über eine gut ausgebaute Straße, die ich vorher irgendwie nicht gesehen hatte - doh! Da kommt man u.a. hier vorbei.

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Ein heißes Tal später komme ich im Osten an und schraube mich zügig wieder in die Höhe. Auch hier ist es wieder kühl, und die Straßen sind schmal, einsam und nicht richtig gut in Schuss. Es sind aber keine Feuer oder Rauch zu sehen. Allerdings steht gelegentlich die Feuerwehr an Aussichtspunkten und prüft die Lage. Ich sehe auch Spuren von vergangenen Waldbränden, also einzelne abgebrannte Baustämme mitten in grünen Büschen.

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Neben den vier Punkten, die man für den Passknacker Landespreis anfahren "muss", gibt es noch 2 Punkte vom Typ XXX. Die sind quasi "freiwillig" zu befahren, und vor allem sind sie unbefestigt und auf auch ziemlich abenteuerlich, so dass man sie nicht mit gewöhnlichen Autos befahren könnte. Der Punkt Parnonas liegt so nah an meiner geplanten Route, dass ich es einfach probiere. Der Weg besteht aus Waldboden ohne Schotter oder Steine, und er ist recht steil.

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Diese Furchen sind mir zu tief. Da komme ich nicht wieder raus, wenn ich mal drin bin, und so steil wie das ist, falle ich dabei leicht um. Davon abgesehen sind die Ränder der Furchen bedenklich hoch für mein Motorrad ohne Unterfahrschutz und mit 150 mm Federweg vorne/hinten. Ich passe. Umdrehen ist nicht so einfach, klappt aber umfallfrei. Schon an der "Hauptstrecke" kommt nur alle 30 Minuten ein Auto vorbei, hier auf dem Waldweg brauche ich nicht zu warten...

Der letzte Pass heute hat einen Gedenkstein und eine tolle Aussicht.

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Und das war's dann auch schon mit dem Pflichtprogramm, und das kurz vor 15 Uhr! Jetzt ab nach Hause! Meine Getränke gehen zur Neige, ich habe heute noch nichts gegessen und bin nirgends eingekehrt. Ich halte aber an jedem Brunnen, den ich passiere, um meine Klamotten von außen nass zu machen - und gelegentlich nehme ich auch den Helm ab, um mein Schlauchtuch zu durchnässen. Ich lasse sozusagen schwitzen. Das macht einen gewaltigen Unterschied. Über 37 Grad kühlt Fahrtwind nicht, wer da in Mesh-Klamotte fährt hängt sich selbst zum Trocknen in den Ofen.

Ich frage Google Maps nach dem Weg, statt dem China-Navi zu vertrauen, und dann ab dafür. Alle 20 Minuten trinken, es ist echt heiß abseits der Berge. Als ich gerade von einem großen Parkplatz mit 30 Meter breiter Einfahrt fahren will, vielleicht etwas schneller als vernünftig, möchte ein PKW gerade reinfahren, ebenfalls etwas schneller als vernünftig. Es kommt also von rechts vorne ein PKW mit ca. 70 km/h Geschwindigkeitsdifferenz auf mich zu und macht keine Anstalten, daran etwas zu ändern. Ich kann eigentlich nur nach Links aussweichen und muss hoffen, dass er nicht reagiert, oder zumindest nicht mit einem Ausweicher nach rechts (für ihn rechts, wie im Straßenverkehr internalisiert). Das geht gut, holt mich aber zurück auf den Boden. Da waren vielleicht noch 3 Meter Platz, bzw. 0,15 Sekunden bei 70 km/h. Uffff. Vorsichtiger geht's weiter.

Kurz vor dem Ziel gibt's noch einen vollen Tank, ein Eis und einen Snack für daheim. Dann im letzten Supermarkt noch Getränke kaufen und rein in die angenehm temperierte Bude - Souterrain und Klimaanlage auf ständig 26 Grad. Die Mitfahrer sind noch unterwegs, so kann ich in Ruhe rumwurschteln.

424 km heute
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Dann kommt ein Anruf von Yannick - seine Honda macht Probleme seit dem letzten Tankstopp: Ruckartiger Leistungsverlust ab einem bestimmten Gas-Öffnungswinkel. Und sie sind noch 90 Minuten entfernt. Sie suchen den örtlichen Honda Händler auf, in Sparta, bei 45 Grad. Ich habe die Benzinpumpe im Verdacht.

30 Minuten später der nächste Anruf: Honda hat sich das Problem angeschaut, Chef hat Probefahrt gemacht und er besitzt selbst eine AT. Er sagt, das ist typisch für schlechten Sprit. Einfach weiterfahren. Uff. Ich drücke die Daumen und schreibe den Reisebericht... Yannick hat echt Pech auf dieser Tour :(
Der Abend klang nett aus im gleichen Cafe wie gestern, weil mein Club Sandwich so lecker war. Die Stadt ist heute noch belebter, trotz laut Wikipedia nur 666 Einwohnern. Als traditionelle Live-Musik in unterhaltungsverhindernder Lautstärke einsetzt (ich habe den Gehörschutz nicht dabei), suche ich das Weite.

Do 27.7. Griechenland, nach Arachova

Ab heute sind wir wieder jeden Abend woanders. Es geht über die letzten offenen Passknacker zurück aufs Festland und dann Richtung Osten in die Berge. Wir fahren gemeinsam, die Route ist auch nur 6h lang, darum gibt's aus Rücksicht auf die Schlafgewohnheiten meiner Mitfahrer einen gemütlichen Start in den Tag. Luftdruck und Espresso an der ersten Tanke, gegen 9 Uhr rollen wir dann Richtung Norden in die Berge. Es ist mit 20 Grad so frisch, dass ich sogar die Heizgriffe einschalte - aber nur auf 20%, und das nur eine Minute. Die Route schraubt sich hoch und bald sind wir in vierstelliger Höhe.

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Der Straßenbelag schwankt von supergriffig zu überraschend rutschig. Freundlicherweise merke ich es beim Einlenken oder Beschleunigen rechtzeitig und passe mein Tempo entsprechend an. Da soll noch mal wer sagen, mit 64 PS bräuchte man keine Traktionskontrolle...

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Coolster Punkt heute ist der Kalavrita Perasma mit 1728 Metern. Das ist auch der höchste Passknackerpunkt auf Peloponnes.

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Wir schrauben uns wieder runter zur Bucht, mit Aussicht und zunehmend Verkehr...

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... und dann geht's per Autobahn knapp vor Patras rechts und wieder aufs Festland und rein in einen Supermarkt mit Bäckerei und Strandbar fürs Frühstück um 12. Gleich hinter Nafpaktos liegt der nächste Passknacker, aber da schlug das Schicksal zu. Es begann ganz unschuldig an einer Kreuzung. Die Route führt halbrechts, man kann auch halblinks. Halbrechts steht ein LKW, ist eine Absperrung, und der Wegweiser ist durchgestrichen. Sämtliche Ortsnamen sind beim linken Wegweiser ergänzt worden, und es steht ein gelber zusätzlicher Wegweiser. Aha, eine Umleitung! Prima, dann muss ich ja nicht umplanen. Die Umleitung führt unter Protest des Navis (ich habe ihm nicht mitgeteilt, dass rechts gesperrt ist) am Ufer eines trockenen, aber sehr breiten Flussbettes entlang. Aha, dann ist wohl die Brücke gesperrt - dann nehmen wir eben die nächste. 10 km vergehen, die wir uns in die Berge schrauben. Alle 5 Minuten kommt ein Auto, also sind wir zumindest nicht die Einzigen. Schön ist es auch. 20 km vergehen. Bei einem Abzweig nach rechts ohne Wegweiser fahren wir links, auch wenn wir gefühlt rechts müssen. Ist wohl eine Sackgasse. Wieder 10 km später eine Kreuzung, gelber Wegweiser nach rechts, fühlt sich richtig an, fahren wir. Noch mal 10 km später eine Kreuzung, gar keine Wegweiser. Okay, das ist mir jetzt zu suspekt. Gucke Navi, gucke Handy (OSMand): Nö, wir sind hier völlig falsch, Sackgasse. Aber es ist schwer in dieser Landschaft schlechte Laune zu haben und auch die Mitfahrer meutern noch nicht.

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Okay, ich lege ein Zwischenziel in eine Ortschaft Richtung nächte Brücke, und wir müssen nur 10 km zurück bis zum Abzweig ohne Namen. Da geht es recht schmal und völlig ohne sonstigen Verkehr durch 6 kleine Ortschaften, aber auch wieder mit Aussicht und gutem Belag.

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Da kann man nicht böse sein, auch wenn uns die ganze Nummer ca. 2h gekostet hat. Extra ärgerlich ist eigentlich nur, dass man gaaanz unten im Tal einfach umdrehen und 3x links abbiegen hätte müssen - 5 Minuten Umweg. Den Fehler mache ich hoffentlich nicht nochmal. Mein Navi kann man ziemlich gut einzelne Strecken als gesperrt markieren.

Auf der Strecke sind viele Kühe, und manche davon gehen nicht zur Seite, sondern rennen die Straße entlang weg. Die sind wohl keinen Autoverkehr gewohnt. Das können die spanischen Kühe besser. Überhaupt drängt sich der Vergleich mit Spanien mal wieder auf. Irgendwann kommen wir dann endlich wieder an der geplanten Route an, und ich hätte fast den Boden geküsst ;) Biege dann aber rechts ab. Normalerweise wären wir hier von rechts gekommen und links gefahren, denn der erste Punkt ist rechts von hier. Es ist also ein Abstecher. Den müssen meine Mitfahrer nicht mitgehen, und ich setze sie beim ersten Cafe aus, denn die vielen Kurven zehren an der Ausdauer. Ich habe Fahrspaß - es erinnert an die Cevennen. Breite Strecke, einsehbare Kurven, wenig Betrieb und als motivierendes Element senkrechte Verwerfungen, Absackungen und Kanten - da hat das Fahrwerk was zu tun und die Beine werden auch mal wieder bewegt :)

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Dabei wollte ich eigentlich Reifen schonen - aber der Dunlop Mutant fühlt sich hier sehr wohl. Zurück am Cafe kaufe ich "drei Wasser" nach und raste kurz. Dann geht's die geplante Route weiter. Da haben wir den Blick auf einen sehr großen Stausee.

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Schick hier. Hatten wir eigentlich schon ein Gruppenfoto?

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Auch die Strecke ist ziemlich schick. Und natürlich ist nichts los. Man wähnt sich in den USA.

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Kurz vorm Ziel ist mein Kilometerzähler ziemlich glatt.

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Das ist übrigens die dritte Versys, die ich über diese Schwelle bringe. Dann passieren wir Delphi. Da könnte man sich ein paar alte Steine angucken. Die Strecke hoch hat eine alpha-Kehre (kleines Griechisch-Quiz), ähnlich wie die neue Gerlosstraße. Man sieht hier wieder mehr Fels, das macht echt was her.

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Unsere heutige Ferienwohnung liegt auf 970 Meter und hat ihren eigenen Passknackerpunkt :) Das ist natürlich sehr effizient, weil es Umwege vermeidet.

421 km heute - 40% vom Landespreis Griechenland geschafft (und 15% von Albanien)
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Yannicks Spritprobleme kamen heute erst wieder um 16 Uhr, und nach einer Fahrpause nicht mehr.
Gestern Abend gab's noch lecker Abendessen. Ein richtiger guter Cheeseburger für mich, auf dem auch Speck und Spiegelei drauf waren. Merke: Spiegelei drüber geht immer! Dazu gab's einen Margarita für 10 Euro, in dem aber für ca. 20 Euro Schnaps drin waren. So schnell angeheitert war ich lange nicht mehr. War vielleicht eine Touristenfalle, aber es war lecker und 53 Euro kann man sich zu dritt leisten.

Fr 28.7. Griechenland, nach Karpenisi

Heute geht's nordwestlich weiter in die Berge. Yannick und Mirko wollen Schotter fahren. Für heute habe ich zwei Varianten vorbereitet: Die einfache mit 300 km und 6:48h, und die mit einem Schotterpass und 280 km/7:42h. Ich nehme die kürzere mit dem Schotterpass, weil der nach allen mir vorliegenden Informationen gut zu befahren ist, so dass die Zeit wesentlich besser sein sollte. Es ist auch ein Dorf auf dem höchsten Punkt, und das ist ein XXX-Passknackerpunkt, den ich als Bonus gern mitnehme. Los geht's nach etwas morgendlichem Trödeln erst um 9, aber dafür mit 3 Lagen Eiswürfeln im Tankrucksack unter den Getränken. Die große Hitzewelle ist vorbei und ich habe ja nur 280 km ;) Das sind 4 Stunden mit Tempo 70. Oder 7 Stunden mit Tempo 40, abhängig von der Strecke. Zunächst geht's über gut ausgebaute Straßen in schlechtem Erhaltungszustand in die Berge. Die Straßen sind also breit und gut einsehbar, aber teilweise abgesackt oder löchrig. Das stört mich gar nicht.

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Ich habe die Straßen weitgehend für mich alleine und kann Kurven und Aussicht genießen.

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Da ich allein fahre, mache ich praktisch keine Pausen. Auch nicht an besonders einladenden Stellen.

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Ich fahre lieber Kurven...

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... und das Schotterstück kommt ja noch, und erst danach weiß ich, wie ich in der Zeit liege. Hin und wieder denke ich, das sieht fast wie Österreich aus. Nur einsamer und mit schlechteren Straßen.

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Und ohne Regen ;) Die Schotterstrecke ist anfangs etwas tiefer Schotter, da komme ich ziemlich ins Schwimmen. Danach wird's aber Naturboden, das geht wesentlich besser. Ich treffe zwar keine Autos, aber ihre Spuren sind sichtbar. Das klappt alles gut im 2.-3. Gang und ich erreiche den XXX-Passknacker. Jippie!

Jetzt nur noch runter, da ist die Straße sogar asphaltiert. Mein Navi schlägt einen Abzweig nach rechts vor, wo kein Wegweiser steht. Naturboden.

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Hm, warum eigentlich nicht? Lief doch vorhin auch super! Es geht auf Naturboden durch den Wald. Hier sind schon deutliche Spurrinnen von Großfahrzeugen, vermutlich Holztransporter und zugehörige Erntemaschinen zu sehen. Und die Erosion hat auch ihre Spuren hinterlassen. Außerdem ist es arg steil. Da ich das ABS nicht abschalten kann, stelle ich an manchen Abschnitten den Motor ab und dosiere unter Schrittgeschwindigkeit im 1. Gang die Kupplung, möglichst ohne mit dem Hinterreifen ins Rutschen zu kommen - sonst geht's abwärts!

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Man sieht ja nie, wie steil es ist, aber hier wäre ich vermutlich nicht hochgekommen. Dafür ist die Aussicht mal wieder sehr gut.

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So taste ich mich weiter ins Tal und hoffe, dass keine Schranke oder ein anderes unpassierbares Hindernis kommt - sonst wäre eine Bergung nötig. Alleine da reinzufahren war keine gute Idee. Merken: Das nicht mehr machen. Heute musste ich aber mit unbefestigten Wegen navigieren.

Zurück am Asphalt bin ich sehr zufrieden und tüte die weiteren Punkte ein. Es ist wirklich ländlich hier.

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Fast am Ende raste ich noch bei einer improvisierten Jagdhütte.

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Mit reichlich Schrot-Hülsen am Boden. Gibt's da kein Pfand drauf? Die letzten 40 km Straße schaffe ich auch noch, auch wenn der Straßenzustand ziemlich haarig ist...

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(Foto von Yannick, ich kam an der gleichen Stelle vorbei)

Aber ich wollte ein Abenteuer, und es ist trotzdem schön hier.

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Im Ort ärgert mich mein Navi, denn es führt mich zur Anliegerstraße hinter dem Hotel, die für Autos eigentlich schon zu breit ist, und weil sie so steil ist, hat sie auch eine Treppe in der Mitte. Um da rauszukommen, muss ich hier runter...

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Supersteil, glitschiges Kopfsteinpflaster, und Kurven, und unten erst Fußgänger und dann nicht einsehbare Vorfahrtstraße. Genial. Unten steht ein Vater mit Kind, sieht mich, packt das Kind und ergreift sofort die Flucht, um sich vor einzeln ankommenden Motorrad und -Fahrer in Sicherheit zu bringen, plus etwaiger Trümmer von den umliegenden Häusern. Das klappt mit der heute mittags gelernten Technik einwandfrei. Das Hotel sehe ich auch, aber es in der falschen Richtung der Einbahnstraße und ich habe kein Bock mehr. Also zaubern, ist ja schließlich Griechenland hier. Yannick sitzt winkend in einem Cafe, ich setze mich dazu. Ende der Fahrt :) Mirko ist noch unterwegs, wir beziehen derweil unsere Zimmer...

280km heute. 59% vom Landespreis Griechenland geschafft
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Am Vorabend hatten wir eine große Auswahl an Restaurants. Wir sind in einem gelandet, wo wir die ersten Gäste waren, und wo die Speisekarte aus drei losen, handgeschriebenen Blatt Papier bestand (immerhin zweisprachig). Es gab Tsatsiki mit Pommes und Fleischplatte. Ich haue ordentlich rein, denn ich hatte kein Frühstück und mittags nur einen Müsliriegel. Das Tsatsiki war richtig gut und scharf - das gefällt.

Die Nacht war danach eher unruhig, weil von der Straße an diesem Freitagabend reichlich Lärm kam: Laute Musik, hupende Autos auch um halb 4. Das Fenster bleibt also zu. Wozu hat man eine Klimaanlage?

Sa 29.7. Griechenland, nach Neochori

Heute geht's nördlich weiter in die Berge. Zur nächsten Unterkunft sind es nur 70 km, was daran liegt, dass ich hier noch einiges im Umland zu erledigen habe. Ich komme auch am morgendlichen Hotelort nochmal vorbei - weiter im Süden gab es eben keine geeigneten Unterkünfte.

Yannick und Mirko fahren wieder Schotter, da wo TET, ACT und Passknacker XXX sich überlappen. Wir kommen nicht so früh los, weil es im Hotel erst um 9 Frühstück gibt. Ich muss auch noch meine Versys umparken, weil ich das Gepäck nicht so weit schleppen will. Leider laufe ich direkt an einem frühstückenden Polizisten vorbei, da scheidet eine kurze Fahrt gegen die Einbahnstraße aus - das wäre unhöflich. 10 Minuten außenrum kommt nicht in Frage (ohne Schutzkleidung). Da es bergab geht, kann ich die Versys aber problemlos 400 Meter schieben.

So starte ich tatsächlich erst um 10 Uhr und erklimme den Hausberg, Velouchi. Der ist 1865 Meter hoch und könnte ebenso in den Westalpen stehen. Wow.

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Zurück im Ort geht es in den Westen, und dann nach Süden. Ich überhole drei griechische Motorradfahrer, und meine beiden Mitfahrer, die es weniger eilig haben. Freundliches Winken ;) Für mich geht's in die Pampa. Da gibt's schlechte Straßen und andere Brücken, als man aus Deutschland gewohnt ist.

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Dafür habe ich die Straßen fast für mich alleine. Man muss nur etwas aufpassen mit dem Straßenzustand, und sollte lieber anhalten, um die Aussicht zu genießen.

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Ich habe heute 300 km, da ist ein Start um 10 Uhr eher ungünstig, wenn es abends nicht zu spät sein sollte. Ich gebe reichlich Gas und lasse Dunlop-Reifen und das Wilbers-Fahrwerk arbeiten. Nicht weil ich muss, ich habe ja keine Termine, sondern weil's gerade Bock macht. Das ist auch mal erlaubt. Hinterm Kremasta-Stausee biegt mein Navi 3x scharf rechts ab, führt mich unter der Brücke durch, und dann die Schlucht entlang. Das sieht richtig gut aus.

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Die Strecke ist unbefestigt, spart aber tatsächlich Zeit auf dem Weg zum Aspropirgos Perasma

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Echt schön hier.

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Der südlichste Punkt heute heißt Kastania. Hier ist etwas Detailplanung nötig, damit man nicht auf einem steilen Waldweg mit Kehren landet - ich drehe aber rechtzeitig um.

Danach geht's über die Hauptstrecke wieder nach Norden, und ich fahre wieder an Karpenisi vorbei, wo ich heute früh gestartet bin. Danach geht's links über die alte Nationalstraße, kurvig ins Gebirge.

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Hier wird's Zeit für meine Mittagspause, es gibt eine kleine Tüte M&Ms. Danach geht's nördlich in den Nationalpark An Klitis Oros Timfristou (ich denke mir diese Namen wirklich nicht aus). Ab hier konzentriere ich mich aufs Ankommen und mache weniger Fotos. Fahrerisch ist es unverändert: Kurvige Straßen, flüssig zu fahren, mit einem Belag, der keine extremen Schräglagen ermöglicht, kein Verkehr, ganz wenige Ortsdurchfahrten, und schicke Landschaft von 1500 bis 2000 Höhenmetern. So macht Motorradfahren Laune! Es gefällt mir sehr gut.

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Es gibt zur linken Hand einen Gebirgskamm, über den keine Straße führt - ich muss also ins Tal und suche mir eine Tankstelle, denn das Ziel ist in 40 km erreicht und liegt so weit ab vom Schuss, dass es dort keine Tankstellen gibt. Wir sind am Techniti Limni Plastira in einem Hotel & Spa mit Pool. Wir haben eine Suite mit 3 getrennten Betten und Blick auf den See.

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Yannick und Mirko sind schon da. Ich lege ab, dusche kurz und nutze tatsächlich den Pool, um mich abzukühlen. Ich war sehr lange nicht mehr im Wasser, aber das heimische Gymnastik-Training macht sich bezahlt: Ich kann erstaunlich lange schwimmen. Gutes Gefühl. Erstaunlicherweise funktioniert das Warmwasser in diesem Bonzenbunker nicht - das stört mich aber gerade nicht groß. Abendessen sollten wir aber vielleicht anderswo suchen.

310 km heute. 79% vom Landespreis Griechenland geschafft :)
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