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Landespreis Kreta 2023

Berichte von euren Reisen und Abenteuer beim Pässe knacken
Eine Woche Kreta auf einem Leihmotorrad - da war ich noch nie, und es war ein Brückentag in der Woche. Wegen einer Familienfeier und seltsamer Flugzeiten von den Direktflügen konnte zwar nicht beide Wochenenden dazu nutzen, aber 7 Tage sind doch auch schön. Leider sind die Flüge mit 250 und 300 Euro hin/zurück arg teuer, und die Flugzeiten um 4 Uhr sind auch nicht super, aber dafür sind es Direktflüge. Ich habe mich recht kurzfristig dazu entschlossen und konnte keinen Mitfahrer gewinnen. Als Vermieter ist mir Eurodriver positiv aufgefallen: Sehr große Auswahl an Motorrädern, und überragend positive Bewertungen. Und sie haben eine Aprilia Tuareg 660, die mich eh schon eine Weile interessiert... volles Technikpaket (Tempomat :top: ), aber nicht zu viel Leistung (80 PS) und Gewicht (204 kg). Genug "Emotione", aber bisher noch keine Horrorgeschichten bekannt. Also los.

Natürlich ist dies ein Passknacker-Trip. Kreta hat genug Punkte in der Datenbank für 7 Tage Tour und es gibt auch eine Plakette dafür, wenn man alle schafft. Die Routenplanung ergibt immerhin 2 Orte, wo ich 2 Nächte bleiben kann, und eben 2 Hotels wo ich nur eine Nacht bleibe. Ich habe Tagesetappen von ca. 250 km geplant, das ist wenig, ich will Urlaub machen und mich erholen. Der Anreisetag besteht zur Hälfte aus Autobahn, weil ich da weniger fit sein werde - aber natürlich gibt es nicht immer genau da geeignete Unterkünfte, wo es von der Route her passen würde.

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Mo 2.10, Anreise
Wenn der Flieger 4 Uhr früh abheben soll hilft der U-Bahn Anschluss des heimischen Flughafens nicht wirklich weiter, denn da ist Betriebsschluss. Nachtbusse brauchen 90 Minuten statt 30, Taxi kostet 60 Euro je Strecke, PKW ins Parkhaus stellen 150 Euro oder 80 Euro auf einem Parkplatz in der Nähe mit stündlichem Shuttle, oder Wohngebiet in der Nähe und Taxi, oder letzte Bahn und dann am Flughafen schlafen... alles Mist. Hm, ich habe doch eh Motorradsachen an? Die Flughafenhomepage schweigt sich aus über Motorradstellplätze und in Street View sehe ich auch nichts, aber auf Anfrage erhalte ich die Info, dass es kostenlose, aber nicht überdachte Motorradstellplätze gibt. Okay, wenn's nicht wie aus Eimern schüttet ist das wohl die beste Option - ich will nicht durchnässt ins Flugzeug.

Ich packe wieder meinen teilbaren Tankrucksackturm, stopfe beide Teile in einen Stoffbeutel und bin somit unter dem Handgepäckgrößenlimit, obwohl ich Turnschuhe und Laptop dabei habe. Um 1:30 früh klingelt der Wecker nach mehr oder weniger Schlaf. Die Versys bringt mich tapfer zum Flughafen bei 10°, und der bayerischen Polizei begegne ich auch nicht, so dass sie mir auch nicht die Zeit stehlen kann. Mit dem vielen Handgepäck habe ich Spaß am Security Check und bin so verdächtig, dass meine Sachen einem Sprengstoffschnelltest unterzogen werden (dafür ziehen sie einen Teststreifen durch). Okay. Der Flieger ist komplett voll, alles hustet und schnieft, mein Sitz hat eine kostenlose Massagefunktion dank des Kindes hinter mir. Ich bin begeistert, trage aber Maske und freue mich auf den Urlaub - nur mit Schlaf nachholen ist hier nix.

Der Flieger landet pünktlich in Heraklion. Der Flughafen ist optisch abgenutzt, aber sehr funktional und vor allem klein: Ich bin in 10 Minuten draußen. Jetzt warte ich auf den Motorradvermieter, der das Motorrad ohne Aufpreis anliefert. Der ist auch bald da, hat aber leider ein BMW F750GS dabei. Was soll das denn? Ja, es gibt auch die Aprilia, aber ich könnte doch auch die BMW nehmen? Ich will die Aprilia. Die BMW wäre aber besser. Ich will die Aprilia. Er hatte schon hin und wieder Ärger mit der Aprilia und mag lieber die BMW. Ich will die Aprilia. Die BMW wäre ein kostenloses Upgrade. Tief durchatmen, und so höflich und gut gelaunt wie möglich sagen, ich habe die Aprilia gebucht, weil ich genau die Aprilia fahren will. Ich habe sogar dich als Vermieter ausgesucht, weil du eine hast. Das hier ist auch eine ausgedehnte Probefahrt, weil ich mir so eine vielleicht daheim kaufen will. Und ich denke mir noch, jetzt lass mich mit der schnarchlangweiligen Fahrschul-GS mit der tiefergelegten Sitzbank in Ruhe. Und warum kannst du mich das nicht vorher fragen, wir sind doch per Whatsapp in Kontakt? Nagut, ich bekomme die Aprilia, aber sie ist nicht hier, ich muss zum Büro fahren. Dafür holt er ein Auto. 10 Minuten später sitze ich einem Seat Mii und prügle ihn über die Autobahn. 25 Minuten, natürlich in die falsche Richtung, das muss ich später wieder zurück - weil der Tag heute ja noch nicht lange genug ist.

Beim Vermieterbüro angekommen hat's keiner eilig, aber ich entspanne mich langsam. Es ist einfach schwer, mit Aussicht auf den Strand schlechte Laune zu haben. Ich bekomme noch ungefragt Strecken- und vor allem Restauranttipps. Das ist ja nett, aber ich will doch nur Motorradfahren :( Eine Stunde später sitze dann auf dem Motorrad.

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Und jetzt bin ich schon 10h wach und habe 250 km vor mir, davon die Hälfte schmale Bergstrecken, die man in Deutschland wegen akuter Lebensgefahr erst sperren und dann sprengen würde. Also los! Es geht zurück zur Autobahn und dann deutlich westlich, schließlich südlich in die Berge rein.

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Karge und grüne Landschaft wechseln sich ab. Es ist trocken bei 26 bis 18 Grad je nach Höhenlage und Bewölkung.

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Ich habe es überhaupt nicht eilig. Ich habe zwar keine akuten Ausfallerscheinungen, aber richtig fit bin ich sicherlich nicht. Ich kenne das Motorrad kaum und die Straßen hier gar nicht. Immerhin der Reifen ist mir vertraut, ein Pirelli Scorpion Trail STR. Auf den Bergstrecken ist nahezu niemand unterwegs. Hin und wieder sehe ich schrottige Pickups. Kreta-Style ist anscheinend, wenn die Reifen zur Hälfte über die Kotflügel hinaus überstehen.

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Hier oben kommt mir eine Gruppe Leihmotorräder entgegen, sogar von gleichen Vermieter. Ich mache Platz und winke, beides höflichst. Die Laune steigt - einsame Straßen, eindrucksvolle Landschaften. Am Ende eines kleinen Schotter-Abstechers gibt es eine Höhle, die Idäische Grotte.

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Die hat heute aber geschlossen wegen Bauarbeiten. Aber ich habe doch einen Helm auf? ;) Nein, ich will kein Sightseeing machen, schon gar nicht heute. Es tickt nicht nur die Uhr, auch die Körner aus der inneren Sanduhr verrinnen - und wenn die leer ist, mache ich vielleicht einen folgenschweren Fahrfehler. Es geht jetzt einen deutlich vierstelligen Gebirgskamm entlang westlich. Auf dem Weg nach Grylmihals wird die Straße abenteuerlicher mit kleinen Schottereinlagen. Ich laufe auf eine Motorradgruppe auf? Ah, das sind die von vorhin. Einer tut sich schwer bei einer etwas steilen Abfahrt und fährt sie dann so langsam, dass er dabei umfällt. Ich helfe aufheben, und wir kommen ins Gespräch, es sind auch Deutsche. Die Gruppe ist eher im Pausen- und Krisenmodus, weil sich manche Teilnehmer wohl überfordert fühlen. Ich fahre schonmal vor - und muss bald umdrehen, denn die weitere Strecke wurde anscheinend abgerissen und die Durchfahrt mit meterhohem Schutt verunmöglicht, bzw. wird so klar kommuniziert, dass man hier nicht entlang fahren soll. Ich erinnere mich dunkel, so etwas in irgendeiner Passbeschreibung gelesen zu haben: "Geht nur von X, nicht von Y, auch wenn das manche Navis und Karten meinen!". Tja, reingefallen. Umplanung mit OSMand: Tätää, 40 km und eine Stunde Umweg. Ufff. Naja, hilft ja nix.

Eine Stunde später stehe ich zwar nicht am nächsten Passknacker, aber dafür am übernächsten: Mygeno. OSMand möchte hier weiterfahren zum Grylmihals, aber auch hier: Keine Straße mehr vorhanden, Weiterfahrt offensichtlich unerwünscht.

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Das macht langsam weniger Spaß. Leider sind auch in OSMand einige Straßen falsch eingetragen, z.B. sind asphaltierte Strecken grün gestrichelt oder gar nicht vorhanden. In der Onlineansicht beim Passknacker sieht's zwar so aus wie in echt, aber hier ist das Handynetz nicht so toll. Wieder 30 km Umweg später erreiche ich schließlich endlich Grylmihals. Jippie!

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Das wäre dann auch der letzte Passknackerpunkt für heute. Jetzt noch den gleichen Weg zurück, wieder durch die Schafe...

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und dann per Google Maps schnellste Strecke, 120 km zum Hotel. Das knabbert an der Kondition, also knabbere ich an Keksen und mache immer mehr Pausen. Auf der Hauptstrecke probiere ich den Tempomat der Tuareg aus: Das ist echt was feines :) 17:30 komme ich am Hotel an und bin echt fertig - 16h wach nach 2h Schlaf, fremdes Motorrad fahren in einem fremden Land. Das Hotel ist voll in Ordnung. Leider ist kein Restaurant in der Nähe und ich will echt kein Motorrad mehr fahren heute, es wird auch gerade dunkel. Also checke ich die Lage: Es gibt hier Lieferdienste. Einer wirbt mit Club Sandwich? Hallo, ich bin der Johannes ;) 15 Minuten und 7 Euro später (inkl. 1 Liter Wasser):

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So hat der Tag ein Happy End :) Trotz 350 km Motorrad (in Kreta) und kurzer Nacht.

Morgen fahre ich eine Schleife in den Südwesten. Ich hoffe, dass ich nicht wieder von Kartenfehlern geplagt werde.

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(110 km Umweg dank Kartenfehlern)
Di 03.10. Westen

Der Tag beginnt ziemlich gut erholt und ohne Schmerzen. Ich bleibe vorsichtshalber doch etwas länger liegen. Ortszeit 8 Uhr, MESZ 7 Uhr, geht’s auf in den Tag. Der Blick in den Spiegel zeigt blaue Flecken an den Schultern vom Gepäckschleppen. Das Hotel hat Frühstück dabei, das nichts besonderes ist. Deswegen bin ich aber auch nicht hier.

Heute fahre ich eine Rundtour in den Südwesten ohne Hotelwechsel. Ich muss also anders packen, wobei ich mich etwas doof anstelle. Das Wetter sieht wieder angenehm mild aus, aber meine Wetterlieblingsseite yr.no behauptet, es würde gerade regnen. Damit ist sie ziemlich alleine. Ich muss mich außerdem für ein Navi und einen Kopfhörer entscheiden, wobei ich mich wieder etwas doof anstelle, und gerade als ich am Motorrad stehe, und endlich alles verpackt und angezogen ist, beginnt es zu regnen, wie in einem schlechten Cartoon. Grrr. Naja, es sind nur 3 Tropfen, ich fahre jetzt einfach los – das Regenzeug bleibt im Topcase. Bei der Hotelausfahrt hat der Regen bereits wieder aufgehört :) Es geht von Chania 21 km zum Drakona Perasma. Raus aus der Stadt führt mich Google Maps, es geht in die Berge, von 30 Höhenmeter auf 730. Ich folge einem ziemlich flotten, modernen Fiat Panda. Regenwolken sind zu sehen, hier und da ist die Straße noch feucht. Da ist tatsächlich besondere Vorsicht angebracht, der Belag hier ist bei Nässe überhaupt nicht griffig. Das Fotomotiv am zweiten Passknacker ist ein roter Wasserturm.

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Da führt auch eine Straße hin, oder sagen wir, ein Weg, aber da fahre ich jetzt nicht hin:

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Der Punkt liegt an der Straße, das akzeptiert Passknacker sicherlich. Hinterm nächsten Dorf warnen Schilder vor eine Baustelle. Ich probiere es lieber aus, und siehe:

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Der Baggerfahrer winkt mir zu mit Gesten, die ich nicht verstehe, aber ich will weder den frisch planierten Boden umgraben noch im Erdreich spielen, also drehe ich um und suche einen anderen Weg. Der ist auch schnell gefunden, wobei OSMand nicht so schnell neu berechnet, wenn man einen Track lädt. Auch wenn dieser Track nur aus den Zwischenzielen besteht. Ich bin nun auf einer Hochebene unterwegs, rundum tolle Berge und ich bin den Wolken ganz nah.

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Die Xyloskalos Samaria Schlucht ist auch touristisch relevant. Man kann sogar wandern, nachdem man dafür Eintritt bezahlt hat.

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Touristen an der Aussichtsplattform werden gebeten, nicht mit Steinen zu werfen. So sind sie, die Touristen... Ich sehe sogar Reisebusse heute. Aber ich fahre ja lieber Motorrad. Optional wäre ein XXX-Passknacker hier in der Nähe, der nicht zum Landespreis zählt, weil man ihn Straßenfahrern nicht zumuten kann. Zur Schutzhütte Kallegri führt nur ein Schotterweg von 4 km je Richtung. Passknacker sagt, „Nur für Hardcore Enduristen. Sehr grober und tiefer Schotter.“ Tja. Ich bin ja nicht so der Hardcore Endurist, aber ich habe eine Enduro unter mir und nur leichtes Gepäck, ich fahre einfach, bis es mir zu anspruchsvoll wird.

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Auf der Hälfte der Strecke tun die Hände weh. Der Tempomat lässt sich leider nicht auf die 20 km/h einstellen, mit denen ich mich bergauf wohl fühle. Es sind schon einige losen Steine auf der Strecke, die aber eigentlich gut verdichtet ist. Oft finde ich auch eine Spure Erdboden ohne Steine. Ich komme jedenfalls oben an und bin sehr froh, es geschafft zu haben. Und auch etwas stolz, dass ich jetzt anscheinend ein Hardcore Endurist bin :)

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Die Hütte ist geschlossen. Es stecken Ski im Boden, ist das hier vielleicht ein Wintersport-Ort? Es ist immerhin 1568 Meter hoch hier. Das ist heute der mit Abstand höchste Punkt der Tour, also ein echtes Highlight. Laut Passknackerdatenbank waren zwar schon 2 Leute vor mir hier, aber beide ohne Topcase ;) Mir begenen rauf und runter nur 3 Wanderer, und die 2x 4 km dauern tatsächlich etwa eine Stunde, wobei es abwärts schneller geht. Mit dem 21“ Vorderrad tut man sich wirklich viel leichter als mit meinen gewohnten 17“. Die weitere Route verläuft westlich durchs Inselinnere. Schöne Aussichten, kurvige Straßen, streckenweise guter Straßenbelag.

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Ich entdecke auch die sportliche Seite der Toareg. Es fällt auch, dass sie zwar bis 10000/min drehen kann, aber nicht wirklich will. Schon bei 6000/min beginnt der Schaltblitz. Vielleicht liegt das auch am Urban-Fahrmodus. Den wähle ich, denn in allen anderen Modi ist mindestens eine Fahrhilfe deaktiviert (ABS, Traktionskontrolle). Ich habe Spaß und wedele durch die Landschaft, inzwischen scheint auch die Sonne.

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Es ist sehr bergig und abgelegen hier, und eine angekündigte Baustellensperrung realisiert sich zum Glück nicht, sonst hätte ich ein Problem. Mittags gibt's ein Snickers und dann bin ich auch schon fast fertig. Nur der letzte Punkt ist gar nicht so leicht zu finden, bzw. zu navigieren: Um nach Elos zu kommen, muss man die Route 22 km zurück fahren, wenn man nicht einen Schotterpass ohne Namen auf 1000 Höhenmeter überqueren will. Und dass will ich gerade nicht mehr, denn mein Tag neigt sich dem Ende zu. Stattdessen geht’s also die Hauptstrecke entlang, wobei immer wieder Kleinwagen mit Aufklebern von Mietwagenfirmen überholt werden möchten.

Irgendwann ist der Punkt auch eingetütet, alle Passknacker-Nachweise sind hochgeladen und der Westen der Insel ist grün: Mission erfüllt! Sehr gut, jetzt noch zurück ins Hotel, 57 km quer über die Insel und dann die Küsten entlang. Die Haupstrecke ist erkennbar touristisch. Es fahren Busse und Mietwagen, es sind Verkaufsstände am Straßenrand und jedes zweite Restaurant hat die beste echte Hausfrauenküche. Die Schlucht macht aber optisch war her.

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Plötzlich ist das Meer im Bild. Diverse Schiffe liegen vor der Küste, manche haben dabei auch Pech...

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Wenn der mal fürs Falschparken zahlen muss, wird’s aber richtig teuer! Der Rest des Weges sind Schnellstraße mit Tempomat, volltanken und schon bin ich wieder am Hotel.

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255 km heute, und der Stern rechts unten ist morgen das erste Zwischenzielen, aber 87 km vom Hotel, weil er so abgelegen ist, dass die Straße, dir dorthin führt, nicht mal im Kartenausschnitt ist. Heute Abend gibt’s einen Touri-Trip nach Chania und dort dann auch was zu essen.

29,7% Kreta
Hier fehlt noch ein Abendrundgang durch Chania, also los: Nach der Dusche und dem Tagesbericht mit dem Motorrad in die Innenstadt, irgendwo geparkt, und den Rest gelaufen. Es gibt historische Gassen, wo es gar nicht so vollgedrängelt ist wie auf den Touri-Pfaden.

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Die Touris tummeln sich in Einkaufsstraßen und natürlich am Hafen.

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Ganz vorne an der Mauer ist es echt lauschig, und das Restaurant direkt dort ist gut besucht. Ein Tisch wird frei den schnappe ich mir.

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Auf der Karte gibt's tatsächlich keinen Fisch. Aber auf der Sonderkarte gibt's Tacos? Okay, warum eigentlich nicht? Als sie geliefert werden stelle ich fest, warum: Winzige Portion. ich bestelle noch einen Teller Pommes dazu. Mit einer Cola kommt man so auf 19 Euro, aber als Touri an Tourilocations muss man eben Touripreise zahlen. Gemütlich war''s trotzdem. Haken dran und im Dunkeln vorsichtig heim - das Abblendlicht der Tuareg ist brutal zu hoch eingestellt, so sehe ich zwar alles, aber die Leute vor mir tun mir leid.


Mi 4.10. Südwest Ioannis Spili

Heute steht der erste Hotelwechsel an. Es geht in den Süden der Insel. Also nach dem Frühstück alles einpacken und rauf auf die Aprilia. Wie immer raus aus Chania, Ortsverkehr macht keinen Spaß. Dann 50 km Bundesstraße und schon geht's wieder rein in die Berge. Es ist erfrischend wenig Verkehr bei eitel Sonnenschein. Ab 1000 Höhenmetern wird's etwas karg, aber das stört mich nicht :)

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Hier kann ich richtig schön die Birne lüften. Vor einer Stunde bin ich noch an der Nordküste der Insel gestartet, jetzt drängt sich die Südküste ins Bild.

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Es geht in weiten Schwüngen die breite Strecke das Gebirge runter und durch den etwas touristischen Ort Sfakia.

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Dahinter hört der Tourismus aber schlagartig auf, denn es geht in die Sackgasse zum Dorf Agios Ioannis. Hier sind einige Kehren zu überwinden...

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... und eine spektakuläre Brücke...

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... die nicht nur kräftig klappert beim befahren, man will da auch nicht runterfallen.

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Denn in der Schlucht drunter wandern natürlich Touristen (die scheinen Schluchten zu mögen). Mein Fotomotiv ist eine Kapelle oben im Dorf.

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Da bin ich also hier, super abgelegen, 2x 38 Kehren, tolle Aussichten, spektakuläre Brücke, 0 andere Motorräder, Lada am Punkt - dafür liebe ich Passknacker :) Es gibt ein Mittags-Snickers, und dann geht's wieder zurück auf die restliche Tour. Über Kallikratis Perasma geht's wieder hoch ins Gebirge. Der Motorrad-Vermieter hat mir hier eine Hammeraussicht auf Kehren und Meer versprochen.

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Dafür hätte man aber andersrum fahren müssen, denn plötzlich wirkt das besser ;) Es sind hier tatsächlich ein paar andere Autos unterwegs, natürlich alles Touristen. Es sind aber keine störrischen Deutschen dabei, alle machen Platz und/oder halten an. Gefällt mir! Die weitere Route führt kurvig bei wechselhafter Landschaft durchs Hochland. Die Sonne scheint, Grip ist meistens viel, immer genug, Motorrad schnurrt, der Tag läuft super.

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Schon gegen 14 Uhr komme ich am nächsten Hotel an und parke neben einer ortsüblichen Reiseenduro ein.

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Spili ist touristisch relevant wegen Kloster und Quellen und hat neben diversen Touri-Bussen sogar eine Polizeistation. Im Dorf sehe ich das erste Polizeiauto dieser Reise, es parkt achtlos und einsam in einer Einfahrt. Mir springt vor Schreck fast der 6. Gang raus ;) Team Green ist auch schon da.

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Komisch, das Modell kenne ich gar nicht? Naja, ich checke ein, mache in verspätete Mittagspause und plaudere mit der Wirtin, die mir ein paar Tipps gibt, u.a. eine Strecke am Strand und einen Club im Ort, wo es abends für 5 Euro eine Flasche Raki und Snacks gibt, wo die anderen jungen Leute sich treffen. Tsts, immer diese Schmeicheleien... Aber auf eine Verlängerung hätte ich schon Bock, auf dem Weg zum Strand liegen noch 3 Passknacker mehr oder weniger, dann hab ich morgen weniger zu tun. Die Route morgen wird zwar auch nicht lange, aber es gibt erst 8:30 Frühstück. Also wieder los, zur kurvigen Strecke am Strand:

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Schon schön hier, aber ich mag nicht ins Wasser. Auf dem Weg dorthin waren wieder verhältnismäßig viele Autos, bestimmt alle 3 Minuten eins. Ich gönne mir ein Eis und 'ne Fanta in einer Strandbar, was mich 5 Euro kostet. Also Touri muss man eben Touripreise zahlen. Aber ich fahre auch gern Motorrad.

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Vor dem Hotel wird vollgetankt, wie jeden Abend ca. 25 Euro, Spritpreis übrigens 1,95-2,20.

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48,4% Kreta. 228 km heute, morgen wird's auch wieder so wenig - ist ja Urlaub, und so kann ich die nächste Unterkunft 2 Nächte nutzen.
Am Abend gab's noch einen kleinen Spaziergang mit Essen fassen beim örtlichen Gyros. Der war nicht richtig gut, aber auch nicht richtig teuer, dafür richtig viel. Ich rolle zurück und krieche die Treppe zum Zimmer hoch.

Do 05.10. Transfer nach Viannos

Heute wird verlagert. Die Transferetappe ist gar nicht so kurz und vor allem hat sie sehr verschnörkelte Abschnitte. Die Nacht war nicht so erholsam, alle Fenster sind zur Straße und in Griechenland herrscht anscheinend Brülltütenpflicht für alle Zweiräder ab 49 ccm, besonders solche, die nachts bewegt werden. In der Unterkunft ist Frühstück mit drin, und die Wirtin ist schon auf. Ich werde bemuttert und gefüttert, es gibt 10 hausgemachte Marmeladen, Omelette aus 3 Eiern, Kuchen, erfreulich dunkles Brot und einen ganzen Tisch voll Süßgebäck, das eigentlich zum Verkauf bestimmt ist. Ich darf mir noch ein paar Kleinigkeiten aus ihrer Verkaufsecke aussuchen und entscheide mich für 2 Flaschen Wasser und eine Tüte Bonbons mit Ouzu drin, immerhin eine originelles Mitbringsel. Das waren jetzt vermutlich genug Kalorien für den ganzen Tag, also brauche ich mir um eine Mittagspause keine Sorgen zu machen. Los geht's 9:15 mit guter Laune in die Berge.

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Die Landschaft geizt nicht mit Reizen.

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Man kann hier auch heizen.

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Landschaft und Vegetation verändern sich auf meiner Route eigentlich ständig. Irgendwann endet der Asphalt.

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Ich habe eine Reiseenduro, darum bin ich nicht böse. Er kommt ja auch bald wieder.

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Ich nähere mich jetzt von Süden her den besonders hohen Punkten, die ich am ersten Tag fast nicht erreichen konnte wegen der Kartenfehler. Dazwischen liegen 6 km Luftlinie, aber natürlich noch der Gebirgskamm.

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Weiter Richtung Osten werden die Täler grüner.

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Dafür die Berge kahler.

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Ab Miamou Perasma bin ich vermehrt auf gut unterhaltenen Schotterstrecken unterwegs.

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Da kommt man sich schon ziemlich cool vor.

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Außerdem ist sonst natürlich überhaupt niemand hier unterwegs.

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Es ist ein gelungener Tag zum Motorradfahren.

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Irgendwann stehe ich vor einem dieser vielen Viehzäune.

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Ah, "bitte wieder schließen, damit die Tiere nicht abhauen." Alles klar, ich darf hier also fahren. Die Gitter sind mit einem Karabiner gesichert, damit die Ziegen nicht abhauen. Und ich darf die Landschaft genießen.

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Ich sehe auf ca. 10 km Schotter insgesamt 2 Wanderer und 2 geparkte Autos.

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Und ich bin echt weit oben :)

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Ich bin aber auch etwas spät dran. Heute Abend habe ich eine Ferienwohnung und ich wurde mehrfach gefragt, zu welcher Uhrzeit ich erscheine. Ich habe mich auf 16 Uhr festgelegt, und das wird langsam eng. Außerdem neigt sich die Ausdauer auch dem Ende zu. Es ist wärmer als die letzten Tage, beim geringen Tempo auf dem Schotter kommt wenig kühlender Fahrtwind zu mir. Mit Fahrtwind ist aufgrund des Windschilds an der Tuareg ohnehin wenig los. Darum wechsle ich bewusst von Schotter auf Asphalt, auch wenn das ein Umweg ist. Ich muss den Berg runter und danach wieder rauf. Runter geht's übrigens hier:

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Vom nächsten Punkt führt dann aber eine befestigte Straße oben am Berg zum letzten Punkt heute, das freut mich. 2 km später jedoch:

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Der Rand ist so aufgeweicht, dass ich schon zu Fuß Abdrücke hinterlasse. Nein, danke, das umfahre ich lieber großräumig. Unten im Tal kann ich mit Tempomat cruisen, das kostet wenig Anstrengung. Schließlich ist der letzte Punkt eingetütet und es geht zur Ferienwohnung, die mitten in einem steilen Bergdorf liegt. Sie ist auf den ersten und zweiten Blick nicht zu erkennen, auch nicht zu Fuß. Es ist schon eine mittlere Herausforderung, das Motorrad so abzustellen, dass ich den Autoverkehr nicht behindere.

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Im Dorf ist sehr wenig los, und in meinen Booking-Nachrichten finde ich den Hinweis, dass der Vermieter einfach den Schlüssel stecken lassen hat, und zwar "vom Garten her". Okaaay. Ich suche also ein Haus, an dem der Name der Unterkunft nicht dran steht. Hausnummern gibt's hier nicht und Straßennamen anscheinend auch nicht. Normalerweise vermeide ich Ferienwohnungen wegen sowas, aber es war in der Nähe echt nichts aufzutreiben, was so gut zur Routenplanung passte. Mit den Fotos der Unterkunft vor der Nase wandere ich die aufgrund der Koordinaten in Frage kommenden Häuser ab. Einen Strauch erkenne ich wieder, damit hätten wir also das Haus. Es steckt kein Schlüssel am Gartontor, weder innen noch außen. Und auch nicht an der Haustür 10 Meter dahinter. Keine Klingel. Rechts von der Haustür ist eine Treppe, die ebenfalls zu den Booking-Fotos passt. CSI blahwas stürmt das Grundstück nach kurzem Check auf Selbstschussanlagen, dann unentdeckt die Treppe hoch, im Schatten bleiben, und siehe da: Es steckt ein ganzer Schlüsselbund in der Terassentür im 1. Stock. Auf der anderen Seite ist noch eine Tür zur Gasse mit einem sehr kleinen Innenhof, die Gasse ist leider von einem Pickup zugeparkt, sonst könnte ich mit dem Motorrad in den Innenhof. Wo sind eigentlich Bett und Bad? Vielleicht die nächste Haustür am Innenhof? Voila, ein Schlüssel passt, und dahinter finden sich Schlaf- und Badezimmer. Die sehen völlig anders aus als auf den Fotos, sind aber offensichtlich zum vermieten gedacht. Damit habe ich zumindest 3 von den 4 Schlüssel zugeordnet. Ich parke um zum Pickup, da ist es etwas steil...

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Dann trage ich meinen Kram rein, erfrage das WLAN Passwort, dusche kurz, und suche mir Supermarkt, Restaurant und Tankstelle in der Nähe. Das gibt's alles nur im nächstgrößeren Dorf, das aber nur 5 Minuten entfernt ist. Essen gibt's nur bei einem Gyros, und da gönne ich mir heute Souvlaki Chicken. Das war lecker, die Beilagen waren eher geschmacksneutral. Aber ich war ja noch im Supermarkt ;)

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68,8% Kreta. 264 km heute, teilweise echt vertrackt. Gut, dass ich keine längeren Etappen geplant habe. Details der südlichen Punkte von Miamou Perasma bis Ethia Perasma. Hier kann man richtig viel gepflegten Schotter fahren:

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Morgen habe ich tatsächlich 308 km geplant, davon aber 80 km Bundesstraße, und ohne Checkin/out und Suche nach der gebuchten Unterkunft ;)
Fr 06.10. Ostkreta

Die Nacht in der Ferienwohnung war ruhig, aber kalt. Der Arbeitstitel "Festung der Einsamkeit" passt ganz gut, es ist echt nichts im Dorf los. Naja, fast nichts, ab 6 Uhr klingelt der Kirchturm regelmäßig. Zum Frühstück gibt's Kekse und interessierte Zuschauer :)

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Na dann mal los, Abfahrt, ab in die Berge, die Ferienwohnung liegt schließlich genau auf der Route. Man hat einfach so immer mal wieder Blick aufs Meer. Heute sehe ich Nord- und Südküste von Kreta.

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Aber auch immer wieder Bergdörfer, wobei OSMand leider auch gern mittendurch fährt statt 300 Meter weiter außenrum.

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Die Landschaft verändert sich alle 15 Minuten...

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Und schließlich erreiche ich eine Region, wo es fast nur Schotterstrecken gibt. Vielleicht hätte man Schinokapsala Perasma von Westen her ohne Schotter anfahren können, aber OSMand meint, auf Schotter von Südwesten wäre es schneller. Naja.

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Auch hier hat man das Meer immer wieder im Blick.

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Im Hochland sind weiterhin schlechte Strecken, da bin ich sehr früh über die Reiseenduro.

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Ich begegne auch wieder eine Touristengruppe. Da quetschen sich je 9 Leute in einen alten Landrover und lassen sich dann in Gruppen von 3-5 Fahrzeugen in Schrittgeschwindigkeit hier entlang schaukeln. Die Hälfte davon sitzt hinten sogar quer. Und dafür bezahlen die auch noch Geld! Ich kann mir das echt nicht vorstellen, ich wäre nur am Kotzen. Ich verbiete dem Navi dann aber doch lieber weitere Schotterstrecken, ich brauche echt keinen Sturz.

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Ich will heute nichts riskieren, deshalb spare ich mir den Abstecher zu einem XXX-Passknacker. Das wären 6 km, und auf dem Referenzfoto ist das Motorrad bis zur Felge im losen Schottern eingesunken. Das brauche ich heute nicht. So erreiche ich den östlichsten Passknacker auf der Insel.

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Ab jetzt geht's wieder westlich und ziemlich über die Hauptstrecke die Küste entlang zurück zur Ferienwohnung. Da ist natürlich noch Zeit für ein Kaltgetränk und ein Eis in der Nähe vom Strand. Die Aprilia parkt unauffällig auf dem mit "A" markierten Parkplatz.

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Lecker war's. Ich cruise die letzten 15 km, tanke noch voll und gebe mich dann den Freuden des Badezimmers hin ;) Später geht's noch ins Dorf, Abendessen und Frühstück besorgen. Morgen ist tatsächlich schon der letzte Fahrtag, dabei habe ich mich gerade eingegroovt und die nötigen Routinen entwickelt auf diesem Motorrad, mit diesem Gepäck, und mit dem für mich noch nicht zu Ende erprobten OSMand als Navi auf dem Handy.

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89,1% Kreta
Sa 07.10. Letzter Fahrtag

Gestern abend gab's noch einen Teller voller Fisch am Dorfgrill. Draußen war ein Dorffest, wofür der Platz gesperrt wurde. Damit wurde der Heimweg im Dunkeln nicht einfacher, aber ich hab's geschafft. Das LED-Licht der Aprilia ist brutal viel zu hoch eingestellt, die Autofahrer taten mir leid. Dann hatte ich endlich mal eine richtig erholsame Nacht und war schon früh fit. Packen ist etwas umständlicher, wenn die Ferienwohnung aus zwei getrennten Wohnungen besteht, aber bald war alles im Topcase und ich war früh auf Achse. Es geht in die Berge ins Inselinnere.

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Es ist heute etwas bewölkt und windig, es kommt aber natürlich kein Tropfen Regen runter. Ich habe schließlich Regenkombi und Membraninnenjacke dabei ;)

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Das zentrale Hochplateau liegt auf 900 Meter und wird schon sehr lange landwirtschaftlich genutzt. Hier der Blick von oben.

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Ich halte mich auf der Ringstraße und sammle die Passknacker ein, die an den Höhenübergängen in alle Richtungen liegen.

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Nur einer macht mir Schwierigkeiten. Katharo Kritsas Perasma ist von Westen her nur über 5 km Schotter zu erreichen, und darauf habe ich wirklich keine Lust mehr. Volles Gepäck, letzter Tag, ich will echt nicht auf den letzten Metern noch auf die Nase fallen. Und ich habe Zeit, also fahre ich außenrum. Sind zwar 40 km Umweg, aber zum Motorradfahren bin ich schließlich hier :)

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Der Punkt ist auch bald im Kasten, wobei einige Ortsdurchfahrten verflucht glatten Asphalt haben. Zum Glück bemerke ich das nur in Form von Leistungsverlust und Aufblinken einer Lampe im Cockpit. Einfach vorsichtig lenken und nirgendwo rein fahren, dann kann man nicht viel falsch machen mit der Aprilia :) Damit wäre das zentrale Hochland erledigt. Es bleiben nur noch drei Punkte zwischen Schnellstraße und Nordküste. Also los! Es wird schnell wieder einsam...

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Und Punkt 13 Uhr ist schließlich der letzte Passknackerpunkt erreicht! Jippie!

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Passknacker Landespreis Kreta, Haken dran :) Ich mache noch eine Pause einfach hier am Punkt. Die Kombination Temperatur, Sonne und starkem Wind ist gerade angenehm. Danach nehme ich den weiteren Weg zum Hotel statt umzudrehen, es geht also über eine Bucht und dann direkt zum Hotel. Ich habe gerade irgendwie nicht so recht Lust, mich mit Motorrad noch irgendwo rein zu setzen. Ich parke am Hotel, checke ein, sage dem Motorradvermieter Bescheid, der prompt angefahren kommt. Um 15 Uhr übergebe ich das Motorrad ohne Probleme zurück.

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230 km heute, 100% Kreta :)

Morgen früh um 3 Uhr hebt mein Flieger ab. Leider geht der Online-Checkin bei der Airline Marabu gerade nicht, daher brauche ich morgen früh wohl länger am Flughafen... hoffentlich wiegen die mein "Handgepäck" nicht. Das berichte ich dann morgen, gemeinsam mit dem Fazit zu Insel, Reise, Motorrad.
So 8.10. Abreise

Abflug 3:15 und Checkin am Flughafen heißt Taxi um 0:30... ich gehe 21 Uhr schlafen und stehe 0:00 wieder auf. Die Direktflüge nach Nürnberg haben leider alle so beknackte Flugzeiten. Am Flughafen ist wenig los, dieser Flug nach Nürnberg ist der einzige Abflug am Flughafen Heraklion zwischen 23 und 6 Uhr. Ich habe ein Stück Aufgabegepäck inklusive und nutze das auch, schließlich habe ich mir bei den Laufwegen am Hinflug schon einen blauen Fleck auf der Schulter geholt, weil mein "Handgepäck" so schwer war. Ich bekomme einen kostenlosen Sitzplatz zugewiesen und stelle erfreut fest, dass er am Notausgang ist - ich hab also richtig viel Beinfreiheit. Der Rückflug ist ereignislos und ruhiger als der Hinflug. Aufs Gepäck warten nervt etwas, das ist aber auch schon egal. Die Versys wartet geduldig am Motorradparkplatz am Parkhaus P1 auf mich und springt bei der ersten Kurbelwellenumdrehung auch an. Die Fahrt ist plötzlich sehr ungewohnt. Nach einer Woche Tuareg 660 kommt einem die Versys 650 wirklich sehr klein vor, und die Sitzbank auch sehr eng, obwohl sie schon 7 cm aufgepolstert ist, obwohl die Fußrasten tiefer sind, und obwohl ein Endurolenker (mit Querstrebe!) montiert ist. Die Fahrt nach Hause ist ereignislos und etwa 6 Uhr parke ich vor der Garage ein, schleppe mein Zeug in die Wohnung und werfe mich wieder ins Bett. Damit ist diese Reise stress- und schrottfrei zu Ende :)

Fazit Kreta

Kreta hat vielfältige Landschaften zu bieten und fast überall auch Straßen. Die Straßen sind eher in schlechtem Zustand, in einsamen Regionen sind es gut unterhaltene Schotterpisten. Wer eine Reiseenduro artgerecht bewegen will findet hier einen sehr großen Spielplatz vor, an dessen Oberfläche ich bei dieser Reise sicherlich nur gekratzt habe. Die Landschaften wechseln sich häufig ab und erinnern an Spanien. Natürlich ist Kreta touristisch gut erschlossen und man findet immer jemanden, der englisch oder gar deutsch spricht (und zwar gut und freiwillig). Es ist nicht übermäßig teuer und die Griechische Küche kennt man von daheim. Das Klima ist übers Jahr nicht konstant, wer in die Berge will, sollte sich vorher informieren.

Der Motorradvermieter Eurodriver hat eine sehr große Auswahl an Motorrädern, die augenscheinlich auch alle in gutem Zustand sind. Außer, dass er mir eine BMW statt der Aprilia aufquatschen wollte, kann ich nichts negatives über ihn sagen. Auch die Reifen waren reichlich ausreichend für die Woche, die ich gefahren bin.

Kosten
Weil nach den Kosten gefragt wurde:
-Flüge 250+300 Euro - ungewöhnlich teuer weil in dieser Woche ein Feiertag war. Es gibt zwei relevante Flughäfen: Heraklion und Chania.
-Hotel/Fewo 40-60 Euro je Nacht
-Motorrad Aprilia Tuareg 660 kostete bei eurodriver.gr 570 Euro für 6 Tage inkl. Lieferung und Abholung ohne km-Limit - es hätte auch Helme dort gegeben, ich wollte aber meinen schon wegen der Optik (blau verspiegeltes Sonnenvisier plus selbsttönendes Pinlock)
-Benzin ca 2 Euro pro Liter, ca. 20-25 Euro täglich (x6)
-Essen und Einkäufe 10-20 Euro am Tag
-Taxi Hotel Heraklion zu Flughafen 10 Euro
-Flughafentransfer in Nürnberg - nur die km auf meiner Versys ;)
Summe ca. 1600 Euro

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Fazit Reise

Ich hatte eine angenehme Zeit auf Kreta. Alle Ziele erreicht, die Aprilia und die Insel kennengelernt, alle Passknacker gefunden, der Landespreis ist inzwischen auch bestätigt. Tja, aber irgendwie ist der Funke bei mir nicht so richtig übergesprungen, und ich weiß nichtmal warum? Bin ich übersättigt, weil ich vor 2 Wochen in Südtirol war? Oder weil ich schon 4x auf den Kanaren war, wo die Straßen viel besser sind und die Landschaften noch abwechslungsreicher? Und das auch noch im Winter, wenn man daheim kaum fahren kann? Lag's vielleicht am eher durchschnittlichen Essen - Hauptsache viel Öl drüber? War das griechische Festland einfach exotischer und der Stolz auf die Anreise auf eigenen Rädern mitentscheidend für mein sehr positives Erlebnis bei meiner Reise in Juli/August? Oder wäre ich besser mit Begleitung gereist? War es vielleicht einfach zu touristisch? Bin ich insgeheim doch zu geizig? Ich weiß es nicht, aber ich würde Kreta sicherlich unrecht tun, wenn ich es auf die Insel schiebe.

Danke fürs Mitkommen :)