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Reisebericht 19 Tage Trentino, Frankreich über deutsche PK

Berichte von euren Reisen und Abenteuer beim Pässe knacken
Mo 16.9. Madelaine, Iseran, Galibier

Auf schnellstem Weg zum Col de la Madelaine. Der "richtigen", 2000 Meter hoch (davon 7 Meter aufgeschüttet). Dort wird dann gefrühstückt. Da wir früh dran sind, können wir den Passschildaufbau als Tisch benutzen.

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Der Col du Tra lag am Weg, den nimmt man mit, so als Abwechslung. Da gibt’s Kehren, wo man seinen Mitfahrer elegant im Auge behalten kann. Nicht dass der da hinten heimlich eine dreckige Linie fährt!

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Wir kommen wieder durch Bourg-Saint-Maurice, da waren wir auch schon gestern. Dann geht’s Richtung Col de Iseran. Er liegt auch sehr abgelegen hinter Val-d'Isère. Man kann nicht mal eben irgendwo anders hin abbiegen – man fährt ihn ganz oder gar nicht. Deshalb war ich vermutlich noch nie da. Auf dem Weg dorthin lange nix außer Landschaft. In eine Galerie (seitlich offener Tunnel) wurde extra eine Ampel mit Wartezeitanzeige gebaut, damit man auch in Ruhe ein Foto davon machen kann. Vorbildlich, diese Franzosen!

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Der Iseran ist der landschaftlich beeindruckendste Pass, den ich bisher gefahren bin. Das hat sich gelohnt!

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Außerdem ist er nach mancher Defintion der höchste "überfahrbare" Gebirgspass der Alpen - höher als Col de Bonette (und niedriger als Cime de Bonette, die eigentlich kein Pass ist). Markus und ich verlieren uns einige Minuten aus den Augen, aber Markus wartet dann halt weiter vorne mit der Mittagspause. Dann machen wir noch einen ganz kurzen Abstecher zum Col du Mont Cenis Richtung Italien. Dann geht es tatsächlich mal ohne Höhepunkte 40 km das Tal entlang, bis wird auf die Route des Grade Alpes (RDGA) einbiegen. Statt den Télégraphe nehmen wir heute den Col d'Albanne. Der ist etwas westlicher und den kennt kein Mensch. Das ist eigentlich eine Sackgasse, aber man kann per Schotter nach Süden weiter auf die RDGA. Die Strecke ist total seriös und kein bisschen gefährlich.

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Die RGDA Richtung Süden kommt der Galibier. Das ist einer der Klassiker im Radsport und auch auf der RDGA. Es gibt einen Tunnel auf 2556m, aber ohne Schnee kommt man auch über die Passhöhe von 2642m. So oder so ist man jenseits der Baumgrenze.

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Es gibt noch einen kleinen Snack am Cafe am Col de Lautaret, am südlichen Ende des Galibier. Wir sind die letzten Gäste heute. Zuletzt fahren wir den Col de Granon. Das ist eine Sackgasse mit mäßigem Straßenzustand, aber toller Landschaft und beeindruckenden Farben.

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Weiter geht es nur mit Ausnahmegenehmigung, weil Militärgebiet. Man sieht schon diverse historische Anlagen vom Col aus. Es ist nach 18 Uhr und Zeit, hurtig zum Hotel zu kommen. Wir müssen durch Briancon und dann noch etwas Bundesstraße fahren.
Wir haben heute zwei Einzelzimmer. Markus hat sogar drei Betten. Zum Abendessen gibt’s Burger direkt im Hotelrestaurant, nach dynamischen Spaziergang.

Wir hatten 375 km heute und jeder davon war genial!

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Di 17.9. Italien, Izoard, Vars, Bonette

Morgens sind wir im Hotel aufgebrochen, um den kleinen Schotterpass Col de la Pousterle in der Nähe gefahren, und zwar ohne Gepäck! Das tut doch mal wieder gut. Der Pass an sich war nichts besonders und weder besonders schwer noch schön noch lang. Immerhin fahren wir das erste Mal durch eine Elektroschranke.

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Danach wieder zum Hotel, eingeladen und ausgecheckt. Markus nimmt mir etwas Gepäck ab (Vakuumbeutel mit sauberer Wäsche). Das ist der größte Freundschaftsdienst, den ich mir bei einer Rundreise vorstellen kann - Danke, Mann! Nebenan kaufen wir Frühstück ein und los geht die Tour! Der zweite Punkt heute ist der Col de l'Echelle. Da fährt man reichlich Kilometer ein Hochtal entlang, biegt rechts ab, und kommt dann irgendwie nach Italien rüber, und zwar nach Bardonecchia. Wir frühstücken aber erst, und fahren dann lieber wieder zurück und zum Montgenèvre, weil wir lieber in Frankreich als in Italien fahren, und weil ich nicht glauben konnte, dass es da durchgeht. Über den Montgenèvre geht es nach Italien. Eigentlich wollte ich die Asietta-Höhenstraße fahren, aber mit dieser Topcase-Konstruktion wird das nichts. Auch Markus war nicht ZU begeistert von der Vorstellung, 50 km Schotter zu fahren. Also hatte ich umgeplant und schnappe in Italien ich nur einen Passknacker, den Colle del Sestrière mitten in einem Ort, und dann sonst nur die Kurvenstrecken rundum. Das klappt gut um macht Spaß. Und Spaß muss ja auch mal sein.

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Zurück über den Montgenèvre geht es wieder nach Frankreich, schweizer Motorradfahrer jagen, die italienische Sitten beherrschen. Wer fährt denn sonst bitte Yamaha FJR mit Brülltüten und fährt auf einer Kurvenstrecke mit Tunneln im Hochgebirge, als wäre es ein Computerspiel?

Dann geht es wieder auf die Route das Grande Alpes. Über den Izoard geht es mit reichlich Fahrspaß. Die Landschaft ist auch beeindruckend, aber man ist es inzwischen fast schon gewohnt. Abwärts kann man rechts zum Col de Furfande abbiegen, einem Schotterpass, der nur von einer Seite befahrbar ist. Es sind 29 km bis zum Gipfel. Da die Yamaha schon seit 15 km auf Reserve fährt und die nächste Tanke 27 km entfernt ist, bei einer vermutete Reservereichweite von 45 km, habe ich Bedenken, diesen Schotterpass jetzt zu fahren. Man könnte zuerst tanken fahren, was ein großer Umweg und Zeitverschwendung ist. Man könnte Benzin bei Markus abzapfen - einen Schlauch habe ich, aber kein geeignetes Gefäß. Plastikflaschen werden von Benzin ruckzuck aufgelöst. Man könnte bei Anwohnern hausieren gehen, wobei das hier ja kein echter Notfall ist. Wie ich so sinniere kommt Markus mit dem größten Vorschlag aller Zeiten um die Ecke: Ich kann mir sein Motorrad leihen. Er hat ja deutlich mehr Reichweite. Wow. Da bin ich baff. Sein Motorrad zu verliehen fällt niemanden leicht. Mir ein Motorrad zu leihen, wenn man weiß, dass ich alles außer langsam bin, ist eine andere Hausnummer. Und für den explizierten Wunsch, einen Schotterpass damit zu fahren, ein Straßenmotorrad zu verleihen, das zeugt von Vertrauen, das als Selbstaufgabe grenzt. Da kann ich gar nicht anders, als ECHT?! JA KLAR! zu sagen. Markus will derweil sein gewerkschaftlich garantiertes Mittagsnickerchen halten - ob er da ein Auge zubekommt?

Nun denn, auf geht's mit einer F800R auf Pirelli Angel GT einen Schotterpass hoch. Das Gepäck haben wir extra abgebaut. Die Kehren sind betoniert, die Geraden lose. Es sind Furchen drin und auch Steine bis Golfballgröße. Der 1. Gang ist sehr lang übersetzt, der Motor schiebt ganz unten aber gut, die Sitzposition ist tief und hecklastig, aber das klappt eigentlich alles sehr gut. Ich mache zwei Pausen für Konzentration und Handgelenke auf 8 km. 2 km vor dem Ziel warnt ein Schild vor den Herausforderungen des letzten Abschnitts und empfiehlt, hier zu parken. Ich beiße mich natürlich durch bis ganz oben. Geschafft! Hier geht’s nicht mehr weiter.

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Und da oben stehen dann Autos. Panda, natürlich, aber nicht 4x4 aus 1983, sondern das aktuelle 0815-Modell, und auch sonst normale Autos. Andere Wege hierher gibt es nicht. Okay, die Locals sind also recht schmerzfrei. Oder Touristen mit Mietwagen. Offenbar hat denen noch niemand gesagt, dass man einen SUV mit Allradantrieb und 2 Tonnen Masse für solche Wege braucht.

Im Display der F800 steht "Lamp". Tatsächlich, das Rücklicht hängt schief. Es ist rechts und links mit einer Schraube fest, und die rechte ist nicht mehr im Gehäuse drin. Clever, der Bordcomputer! Ich verwende die noch montierten Rokstraps, um das Rücklicht mittig zu fixieren, damit es nicht ganz verloren geht. Den Pass runter geht es einfacher als hoch, mit Angst vorm ungebremsten Absturz statt Angst vorm Abwürgen und Umkippen im Stand. Am Parkplatz angekommen ist Markus putzmunter und am Telefonieren. Er guckt sich das Rücklicht genauer an und fixiert es mit Kabelbindern. Ich stopfe das abgebrochene Massekabel wieder in den Kabelschuh, damit es wieder ordnungsgemäß leuchtet. Voila, sieht auf den ersten und zweiten Blick normal aus und hält 100 Jahre, oder bis zum Morgen vor der nächsten Fahrt zum TÜV.

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Danach geht es zur nächsten Tanke. Dank Google finden wir eine Tanke in 12 km Entfernung, und dann geht's euphorisch den Col du Vars hoch. Das macht ja mal richtig Laune! Dort wird auch mal eingekehrt und Eis und Kaffee genossen. Meine Yamaha freut sich über ein kleines Familientreffen.

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Dann geht's spaßig nach Jausieres zu unserer bescheidenen Unterkunft, doch dazu später mehr. Jetzt gilt es keine Zeit zu verlieren, wenn wir haben noch einen Plan: Die Cime de la Bonette liegt nur 12 km die Straße rauf. Die höchste "Passstraße" Europas. Nur warten darf man nicht, denn es wird bald dunkel. Die Fahrt ist einfach wunderbar! Man hat 18 Uhr fast alles für sich alleine. Bei bestem Wetter und Fernsicht.

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Da uns das noch nicht genügt, biegen wir abwärts scharf links ab und Col de la Moutière. Einfach hier scharf links fahren. Da fährt man 3 km Schotter und landet bei einem Bunker. Auf die Strecke kann man vom Bonette oben hinabblicken. Die Murmeltiere wundern sich über die späte Störung. Wir freuen uns über die Landschaft und das Abenteuerfeeling.

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Zurück in Jausiers schnappen wir uns das Abendessen am See. So kann der Tag ausklingen. Zurück zum Hotel mache ich die erste Fahrt mit der Yamaha beim Dunkelheit und bin vom LED-Licht begeistert: Das Licht liefert eine komplett einheitliche Ausleuchtung eines klar abgegrenzten Bereichs, der geradeaus auch perfekt reicht. In Kurven sieht man eher weniger, weil sie vorne weiter einfedert als hinten. So kommen wir wieder an der Unterkunft an, der vielleicht schönsten auf dieser Reise.

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Nein, wir haben nicht das ganze Schloss, nur ein 30 qm-Zimmer mit sehr getrennten Betten, Platz für vier Leute und Balkon. Unser Hotelzimmer riecht inzwischen sehr nach dem Käse, den wir jetzt zwei Tage spazieren fahren, den wir vor der Abendrunde hier abgelegt haben. Dafür haben wir einen Balkon zum Tal und können am Himmel 1 Million Sterne sehen. Lichtverschmutzung gibt es hier nicht wirklich. Sehr zufrieden geht’s ins Bett.

317 km heute mit besonders schönen Hotspots
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Mi 18.9. Westwärts, Drôme

Früh geht es raus aus dem Apartment. Wir müssen erstmalig unseren Müll selbst wegbringen. Dann wird zunächst mal Strecke gemacht, denn hier in der Region war ich ja schon dieses Jahr. Im Supermarkt in Barcelonette kaufen wir Frühstück und Getränke. Dann wird weiter die Bundesstraße vom letzten Urlaub gefahren, wobei wir eine Gruppe gar nicht so langsamer Holländer aufschnupfen.

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An der Staumauer des Lac de Serre-Poncon geht’s rechts hoch, und dann wieder zu dieser 1a-Frühstückslocation (siehe auch anderen Reisebericht), wie für uns gemacht. Dort auch netter Schwatz mit deutschem Solo-Fahrer (trotz BMW GS).

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Dann fahren wir weiter westwärts. Tagesbefehl: Alle Passknacker abgrasen, die ich in den letzten Frankreich-Urlauben liegenlassen habe. Und alle die am Weg liegen oder besonders schön sind, natürlich.

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Außerdem fingere ich endlich mal den langen Inbus aus meinem Reisewerkzeug (unten im Tankrucksack), um den Topcaseträger rrrichtig festzuziehen, und nicht das kurze Ikea-Dings, das man mir kurz vor Abreise gereicht hat. Das Ergebnis nehme ich vorweg: Ich musste den ganzen Tag nicht mehr nachziehen. Dafür war das Tanken war wieder mal knapp, nach 40 km Reserve gehen 13,2 Liter in den 14 Liter-Tank. Es ist sehr dünn besiedelt hier und es sind auch wenig Touristen unterwegs.

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Die Einheimischen haben aber reichlich Pass-Schilder aufgestellt, und das Passknacker-Team hat sie in seine Datenbank aufgenommen, also muss ich da jetzt „leider“ entlangfahren. Die Einheimischen danken es, und halten die Schilder heute extra für uns instand.

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Mangels Höhenmetern ist es sehr warm heute. Daher wählen wir einen neuen Modus: Markus wartet nicht mehr wenn ich Fotos mache, sondern lässt sich die weitere Fahrtrichtung zeigen und rollt dann vor, um den Fahrtwind zu genießen. Wir sind ja beide mit Membran angezogen, um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein. Manchmal sucht er sich auch ein schattiges Plätzchen oder fängt an, Grashalme zu knipsen. Auch wenn ich einen Abstecher fahre rastet er derweil gerne. So kann er sich erholen, und ich kann mich verausgaben. Mittags machen wir eine längere Pause in einem 10 Seelen-Dorf. Es fehlt an touristischer Infrastruktur, daher wählen wir einen Spielplatz. Dort gibt es Schatten, Schaukeln, Bank, Zweitbank, fließend Wasser, Mülleimer, reichlich Ruhe, und natürlich LTE.

Wir fahren jetzt zwar noch durch verhältnismäßig flaches Land, aber je mehr wir uns dem Vercours näher, desto felsiger wird es, und bald fahren wir durch Schluchten.

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Dort habe ich ein Schreckmoment mit einem Wohnmobil von rechts, das eigentlich warten müsste, dessen Fahrer aber komplett von seiner A-Säule verdeckt ist. Die Beifahrerin kann ich sehen, aber sie dreht sich zur anderen Seite. Klarer Fall: Vollbremsung! Ich komme rechtzeitig zum Stehen, bzw. kann die Bremse wieder lösen, denn das Wohnmobil wartet dann doch, und Markus fährt nicht auf - also alles gut!

Wir machen die zweite lange Pause in einem richtigen Eiscafé in einem Dorfzentrum – das gehört ja auch zur Motorradtour. Dort gibt es selbstgemachtes Eis, das zwar 3 Euro pro Kugel kostet, was mich aber gerade nicht abschreckt. Außerdem gibt es eine echt fröhliche Mitinhaberin. Ist klar, die darf ja auch den ganzen Tag lecker Eis essen! Das kommt auf meine „Ideen für den vorgezogenen Ruhestand zwecks Geldwäsche“-Liste.

Die Schatten werden schon wieder länger und wir machen noch etwas Strecke. In Sichtweite des Vercours biegen wir von der Bundesstraße ab in ein verschlafenes Nest. Dort haben wir heute eine „Ferienwohnung“, die eher ein ganzes Haus ist. Es geht über zwei Etagen, wir haben zwei Schlafzimmer, eine große Wohnküche und ein riesiges Bad. Im Erdgeschoss ist alles recht rustikal, im 1. Stock aber topmodern. Die Türschlösser erinnern mich an die Vorkriegswohnung meiner Großeltern mit ihren Hebeln, Riegeln und 15 cm langen Schlüsseln. Leider müssen die Motorräder an der Dorfstraße stehen, aber hier kommt augenscheinlich niemand je vorbei. Die Unterkunft ist so abgelegen, dass das Handynetz erstmals schwächelt, aber das WLAN ist gut. Nach dem Hochladen der heutigen 22 Passknacker-Nachweise bin ich in der Rangliste auf Platz 4 aufgestiegen. Heute bin ich meinen 1000. Passknacker dieser Saison gefahren!

Da kein Restaurant in der Nähe ist, schlachten wir die Vorräte, was auch mal gemütlich ist – back to Basics. Im letzten gemeinsamen Urlaub haben wir noch mit Campingkram gekocht. Nach dem Abendessen bin ich nur noch Platz 6 der Passknacker-Rangliste, weil die anderen eben auch noch gefahren sind, oder zumindest ihre Nachweise hochladen.

Ich gehe noch spazieren. Der Nachthimmel ist hier am Ende der Welt natürlich nicht von schlechten Eltern. Im Dorf bellt mich ein sehr großer Hund an, der aus seiner Hütte auf mich zu rennen will, aber altersbedingt Mühe hat, aufzustehen. Man sollte ja allgemein nicht versuchen, Tieren mit vier Beinen davonzurennen, aber hier hätte es vielleicht funktioniert. Stehen bleiben erscheint mir trotzdem klüger. Der Hund bellt weiter, kommt im Halbkreis langsam auf mich zu, bellt immer unentschlossener, schnüffelt etwas an mir rum und beschließt dann, dass ich cool bin. So kann ich beruhigt ins Bett gehen.

Heute waren es 354 km, und die Route war arm an super-spektakulären Höhepunkten, aber man kam gut voran, hatte reichlich Kurven und die Welt so ziemlich für sich alleine.

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Do 19.9. Vercours, Chartreuse

Wir verlassen unser Haus gegen 8:30. Die Reise führt ab jetzt stetig Richtung Norden, und damit neigt sie sich irgendwie dem Ende zu, auch wenn wir uns erst Sonntag trennen werden. Heute wird nur der Vercours befahren, und nördlich davon, jenseits von Grenoble, auch die Region Chartreuse. Als erster Pass steht heute der Col de Russet auf dem Programm. Den hatte ich zwar schon im Juni, aber es ist der schönste Pass weit und breit, den will ich Markus natürlich nicht vorenthalten. Außerdem ist es der schnellste Weg ;) Heute früh ist es noch frisch mit 12°C. Das war die letzten Tage morgens öfters so, aber heute bleibt es frisch. In den Vercours hoch wird es eher kühler als wärmer. Wir freuen uns darüber nach der Hitze gestern. Der Col de Russet ist noch immer eine Kurvenorgie erster Güte, die wir sehr genießen.

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An der Passhöhe gibt es das Frühstück. Wir haben Würste, aber nur auf den Reifen.

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So kann der Tag beginnen. Weiter im Vercours geraten wir in Nebel - oder in eine Wolke? Zwei mal Links abbiegen, und die Sonne ist wieder da. Aber seht selbst...

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Danach folgen viele verschiedene kurvige Ministraßen bei eitel Sonnenschein, leider teilweise mit Gravillons. Tolle Aussichten. Es ist eher kalt. Interessant ist noch, dass es immer wieder Hammer Aussichten gibt.

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Und dass eine Straße zwischen Felsen scheinbar ins nichts führt… und dann ist da ein Loch im Felsen, und man fährt 500 Meter durch einen einsamen Tunnel. Für wen wurde der gebaut? Na, für uns natürlich!

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Durch das dicht besiedelte Isère-Tal kommen wir ohne große Umstände, und dann schwingen wir uns ins Chartreuse-Gebirge ein. Leider werden wir öfters von Rollsplitt auf der Strecke ausgebremst – Gravillons! Das zerrt an Laune und Durchschnittstempo. Am Osthang kommt noch reichlich Touristenverkehr dazu (Gleitschirmflieger usw.), was den Effekt verstärkt. Dafür entschädigen die Aussichten teilweise. Markus sieht glücklich aus.

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Wir haben zwei Einzelzimmer im Hotel. Ein Restaurant ist im gleichen Haus, aber als wir um 20:30 dort Abendessen wollen, werden wir abgewiesen, da es ausgebucht ist. Das ist schade. Der Hotelwirt leidet mit uns, eigentlich sogar mehr als wir, denn richtig viel Hunger haben wir beide nicht. Der Wirt telefoniert und findet leider nichts Offenes in der fußläufigen Nähe. 7 km Motorrad fahren wollen wir nicht. Da hat er die Idee, das Frühstücksbuffet zu plündern, und deckt uns einen Teller mit Schinken und Käse, zum Genuss auf dem Zimmer. Brot haben wir ja noch: Einen Rest Baguette und Markus‘ eiserne Reserve Schwarzbrot, die er sicherlich auch nicht wieder zurück nach Deutschland fahren will, nachdem er ihr schon den Autoreisezug, Österreich, Italien und Frankreich gezeigt hat. So tafeln wird dann auf meinem Zimmer je ein 3 cm dickes Brot, davon 2 cm Schinken, und der Rest Käse und Brot. Das macht reichlich satt und ich gehe noch spazieren. Warum das Hotel nur 2 Sterne hat, verstehe ich nicht, da wären auch 3 angebracht. Die Zimmer und Bäder sind geräumig, modern und sauber. Das WLAN ist offen und schnell. Es gibt einen Parkplatz mit abgesperrtem Tor. Allenfalls ein paar mehr Steckdosen am Zimmer wären nett.

Wir hatten heute 414 km, die in Summe doch anstrengend waren. Ein paar Highlights waren dabei, aber im Chartreuse war der Straßenzustand wegen Gravillons leider eher schlecht. Dafür habe ich viel Neues gesehen und mein Passknacker-Lebenswerk gepflegt.

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Fr 20.9. Französischer Süd-Jura

Wir reißen heute zwar ohne Frühstück ab, aber nicht ohne zu bezahlen. Unser Abendessen wurde nicht berechnet – wow! Das war extra-nett vom Wirt. Wir fahren insgesamt weiter nach Norden, nehmen aber reichlich Passknacker mit.

Die Route führt heute Zick-Zack durchs Hinterland. Da lohnt vorher ein Blick aufs Navi für die Tankstellenplanung. Die Tanks sind noch recht voll von gestern, also eigentlich kein Problem? Denkste, nächste Tanke in 293 km - auha, mein Tank reicht nur 220 km. Da muss dann Google ran, und Google findet eine Tanke 4 km von der Route entfernt, etwa zur Hälfte der Strecke. Gut, dass wir verglichen haben! Bald merken wir, dass der Tag leider unter keinem besonders schönen Motto steht, nämlich:

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Fucking Gravillon! Das kostet Fahrspaß und Zeit und frisst dabei noch Reifen – total unfair! Irgendwann unterwegs weiße ich Markus auf einen "Ast" an seinem Motorrad hin. Okay, es war ein langer Strohhalm, aber das Wort fiel mir gerade nicht ein. 10 Minuten später steht Markus kichernd neben mir an der Kreuzung und weißt mich auf einen "Ast" an meinem Motorrad hin. Ich gucke und staune nicht schlecht.

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Im weiteren Verlauf haben wir wieder einen sonnigen Fahrtag mit vielen Kurven, und leider oft schlechten Straßen.

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Aussichten sind leider eher selten, weil viel Wald rumsteht. Umso schöner, wenn’s doch mal klappt.

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Wir haben ein Appartement in Gex, unten im Tal. Die Strecke runter ist nett und macht Laune.

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Hier kommen uns auch die ersten Sport- und Luxusautos mit Schweizer Nummernschildern entgegen. Wir checken ein in ein Appartement in einem großen Haus aus den 80ern, und suchen uns nach der Dusche eine Pizzeria. Einen Stadtspaziergang gibt's gratis dazu, was echt angenehm ist.

Heute waren es 320 km, die wir recht glatt abgerissen haben. Die Luft ist ein wenig raus und das Ende droht…

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Sa 21.9. Schweizer Nordjura

Es geht heute durch den Schweizer Teil des Jura nach Norden zu unserer letzten gemeinsamen Übernachtung. Schweiz? Davor haben wir Respekt, denn die Bußgelder sind immens und unsere Fahrkultur ist nach 2 Wochen Italien und Frankreich völlig versaut. Entsprechend angespannt geht’s über die Grenze. Zum Glück haben wir zunächst nur Wirtschaftswege, wo keine Schilder stehen, und wo sich die Einheimischen erkennbar auch nicht für Verkehrsregeln interessieren. Dafür ist es kalt.

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Wegen eines Viehtriebs machen wir 20 Minuten Pause und fahren dann doch noch mal 10 Minuten hinterher. Es ist klar erkennbar kulturell noch Frankreich hier. Ich möchte aber nicht in die Situation kommen, diesen Sachverhalten ein einem Verkehrspolizisten erklären zu müssen, dessen Laserpistole in der Schweiz geeicht wurde.

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Leider spüre ich inzwischen recht deutlich den eckigen Vorderreifen an meiner Yamaha. Rache der Gravillons? Weil es Markus auf unserer geplanten Route in der Schweiz nicht gefällt, bittet er um Flucht nach Frankreich. Mit einem Blick auf Navi und OSM gebe ich dem Anliegen statt und zaubere die Route live um. Wie um sich zu rächen wird die Schweiz direkt wieder schöner.

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Gerastet wird dann aber wieder Frankreich, und es werden auch noch Punkte auf der Schweizer Grenze geschnappt.

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Hatten wir eigentlich schon den "eilige Einheimischen"? Nein? Dann wird's Zeit: „Der eilige Einheimische“ gehört zu jeder Fahrt nach Südeuropa! Dabei handelt sich um einen Autofahrer, der einen Fahrstil pflegt, über den man als Motorradfahrer staunt. Unser eiliger Einheimischer dieses Urlaubs ist ein Mann um die 30 in einem alten Renault Clio ohne erkennbares Tuning. Wir überholen ihn auf einer einigermaßen kurvigen Strecke, breit genug für zwei Autos mit Fahrbahnzustand 3-, als er hinter 2 Autos feststeckt, aber 2 Minuten später ist er wieder im Rückspiegel. Oha! In einer langen und gut einsehbaren 180° Linkskurve setzen ich den Blinker rechts, und fahre rechts und langsam. Der eilige Einheimische versteht es und überholt, und zwar nicht irgendwie, sondern mit durchdrehenden Vorderrädern und leicht ausbrechendem Heck. Oookaaay. Da fahren wir doch mal hinterher. Um es kurz zu machen: Dranbleiben war nicht wirklich möglich. Die tief stehende Sonne und er schlechte, ständig wechselnde Fahrbahnzustand waren mir zu riskant. Auch auf den Geraden war nicht viel zu holen, da er keine Angst vor Vmax hatte. Nur beim Überholen hat man noch Vorteile, weil man bessere Sicht hat und weniger Strecke und Breite braucht. Nach 15 Minuten endet der Zauber, als er in irgendeinem Dorf abbiegt. Gute Fahrt auf all deinen Wegen, du sympathisch Verrückter!

Ich habe noch zwei Passknackerpunkte heute: Col du Pas de Boeuf („Pass vom Pass des Rindes“ oder „Pass vom kein Rind“???), als Abstecher in sehr schlechtem Zustand, und den Col de Ferrière knapp vor einer großen Kreuzung. Da wir hierher recht zügig gefahren sind, will ich beim Fotografieren den Motor laufen lassen, und das klappt nur im Leerlauf. Leider entscheidet sich das Motorrad, dass es doch steil genug bergab steht, um über den Seitenständer nach vorne zu rollen, und es fällt um – dieses Mal aber zur Abwechslung nach links.

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Da ich noch nicht ganz abgestiegen war kann ich den Fall bremsen und nichts geht kaputt. Ich lasse einfach liegen. Es sorgt für ein unterhaltsameres Passknackernachweisfoto, in dem sich auch Markus in der Passknackerdatenbank verewigen darf.

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Als ich das Topcase abnehme mache ich leider Kratzer in die Oberseite, weil ich es kopfüber abgelegt habe. So, nun aber ab zum Hotel. Es ist eine Anlage mit Urlaubsflair, die rund um einen Pool angelegt ist. Eine andere Motorradgruppe badet bereits. Es ist der letzte Abend mit Markus, also ist es Zeit für den feierlichen Restaurantbesuch. Zum Hotel gehört ein ordentliches französisches Restraunt mit allem Zipp und Zapp. Es war sehr lecker, sehr viel und nicht mal besonders teuer. Dass wir beide keinen Alkohol trinken, verwirrt die Wirtin sehr, die aber zu jeder Zeit freundlich und geduldig mit uns ist. Danach wird spazieren gegangen, und ich muss meine Zimmertür gewaltsam zuhämmeren, weil sie nicht wirklich in den Rahmen passt.

Heute waren es doch wieder 358 km, wegen spontaner Umplanung. Der Straßenzustand war besser.

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So 22.9. Der Abschied

Heute trennen sich unsere Wege. Morgens packen wir gleichzeitig und fahren tanken im gleichen Ort. Dann wird noch Frühstück gekauft, und gemeinsam auf die Autobahn gefahren, aber an meiner Abfahrt trennen sich die Wege wirklich.

Für mich geht es weiter über die Schwäbische Alp mit einer Zwischenübernachtung in die neue alte Heimat, Nürnberg. Für Markus geht es nach Duisburg. Es war ein absolut beeindruckender gemeinsamer Urlaub, mit Höhen und Tiefen, über die schönsten Strecken der Welt, mit viel Fahrspaß, Herausforderungen, abwegigen und schönen Schotterstrecken, Vernunft und Wahnsinn, und vor allem war es zu keinem einzigen Zeitpunkt langweilig. Man weiß nie was hinter der nächsten Kurve lauert, oder wie die Landschaft in 10 Minuten aussieht. Italien ist großartig, Frankreich ist fantastisch! Das Höhentreffen ist genial, und Markus ist ein super Reisebegleiter, der mehr als einmal über seinen Schatten gesprungen ist, um mich zu unterstützen.

So 22.9. Frankreich - Schwäbische Alb

Damit wäre ich wieder alleine unterwegs. Das Thema heute ist mal wieder "Alle Passknacker Deutschlands in 2019". Extra für diesen Reiseteil habe ich mir einige Punkte offengelassen, und zwar die Punkte an der Grenze von BaWü zur Schweiz, die man auf einer einigermaßen geraden Linie befahren kann. So geht es bis zum Bodensee, und dann nordöstlich die Schwäbische Alb entlang Richtung Nürnberg. Überraschend entdecke ich noch 2 fehlende deutsche Passknackerpunkte am Westende des Bodensees, die aus irgendeinem Grund nicht Teil meiner ursprünglichen Planung waren. Das wäre sehr blöd gewesen, wenn die am Ende der Tour noch offen gewesen wären. Gut, dass wir verglichen haben! Die Route sieht so aus:

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Sonntags ist natürlich mehr Motorradverkehr als ich es gewöhnt bin, und einige Sonntagsfahrer regen mich durchaus auch auf. Ich bin nicht mehr in Frankreich und sollte auch nicht mehr so fahren. Damit rechnet hier niemand und auch der Führerschein ist in Gefahr, nicht nur der Geldbeutel. Erfreulich ist dagegen das Wetter. Nach den ersten 15 Minuten ist es völlig trocken und hat genau die richtige Temperatur.

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Auch schön, dass die Straßen in BaWü überwiegend in einwandfreiem Zustand sind. Verlässlicher Grip und selten mal Verwerfungen. Auch der West-Ost-Teil meiner Route führt über launige Kurvenstrecken.

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Es sind sogar zwei Bikertreffs gleichzeitig Passknackerpunkte. Wegen gutem Wetter sind viele andere Moppeds unterwegs, wobei die Hardware höherwertig als in der alten Heimat Ruhrpott ist. Italienische Marken sind stärker vertreten.

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Später am Tag genieße ich die Aussicht auf den Bodensee - ohne Verkehrschaos! - und sichte gar einen seltenen Monotracer. Das ist ein einspuriger Kabinenroller, quasi eine Zigarre auf Rädern mit K1200S- oder Hayabusa-Technik, gefertigt in der Schweiz in Kleinserie, Handarbeit, und hat hinten ausklappbare Stützräder zum Anhalten. Auch schön, dass es hier im Wald neben der Straße eine Strecke für Mountainbikes mit Sprüngen gibt. Und einen Fahrdienst, der die Fahrräder und ihre Piloten wieder den Berg hoch zerrt. Dafür könnte ich mich auch begeistern.

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In einem Dorf komme ich zu einem PKW-Unfall, der anscheinend gerade erst passiert ist. Ein Opel Astra und ein Land Rover stehen komisch auf/hinter einer Kreuzung innerorts und es liegen überall Plastikteile rum. Niemand ist eingeklemmt, alle sind auf den Beinen. Anscheinend ein Problem mit der Vorfahrt, der Astra traf den Land Rover in der Seite. Andere helfen schon, etwas Sinnvolles tun kann ich hier nicht, also weiter.

Meine Route zieht sich ziemlich, aber mit regelmäßigen Pausen bleibe ich wach im Sattel. Immer dem Schatten folgen… Shadow Run statt Ghost Rider?

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Endlich kann man wieder sorgenfrei an jeder Tankstelle tanken und auch einkaufen. Mein Hotel heute ist in Albstadt. Die Rezeption ist nicht besetzt, aber es liegt ein Zimmerschlüssel bereit, auf dem ein Zettel mit meinem Namen klebt. Warum auch nicht? Vielleicht etwas unpersönlich. Nach der dringend nötigen Dusche, ich bin richtig platt von den 530 km heute, geht es zu Fuß ordentlich weit, essen suchen. Es gibt Pasta: Fetucine al Forno. Aktuell habe ich 91,5% Deutschland von geknackt. Morgen geht's weiter und dann schließlich nach Hause.

Mo, 23.9. Schwäbische Alb - Nürnberg

Der letzte Tag, und der längste Fahrtag. Durch die Verlängerung am ersten Anreisetag dieser Tour habe ich heute statt 700 km (12:56) "nur" 636 km (11:43), und wenn ich die drei nächsten Punkte an Nürnberg weglasse, weil ich die auch von dort aus innerhalb einer 3 Stunden-Tour erreichen kann, sind es gar nur 470 km, darunter viel Autobahn. Das reicht ja gerade mal für den Vormittag ;)

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Ne, nicht wirklich, ich bin schon ziemlich fertig und irgendwie auch froh, bald wieder daheim zu sein. Allerdings ist heute Regentag. Leider säuft mein undichtes, aber selbsttönendes Pinlock gnadenlos ab, beschlägt von innen und nimmt mir die Sicht. Nach etwa 20 Minuten klärt es zum Glück wieder auf, ich war schon am Pläne schmieden, wie ich es abbauen und zerstörungsfrei transportieren kann.

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Das Wanderheim Roßberg ist wegen Baustelle nicht erreichbar – der Gau auf jeder Passknackertour fernab der Heimat. Es ist keine Umleitung beschildert, also guckt man aufs Navi und probiert andere Wege. Der erste führt zu einem Wanderweg, der zweite zu einem durchgestrichenen „Gesperrt“-Schild – Bingo! Ich habe auch noch Glück, dass heute Montag ist, denn Sa/So darf man nicht bis ganz oben fahren, und alles außer ganz oben wird nicht als Nachweis akzeptiert. Mit gründlicher Vorbereitung wüsste man sowas – ich wusste es aber nicht. Es regnet munter weiter.

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Gegen 13 Uhr hört der Regen endlich mal auf und ich aktiviere das zweite Paar Handschuhe, dass ich seit 18 Tagen spazieren fahre. Das ist einfach das alte Paar, das ich früher getragen habe, ich weiß sofort wieder, warum ich es ausgemustert hatte: Innenfutter lose! Ist man erst mal drinnen, ist man aber froh über trockene Griffel. Die Straßen trocknen auch nach und nach ab, wenn auch nicht überall. Sauber wird das Motorrad nicht, dafür werde ich aber auch nicht mehr nass.

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Es zieht sich ziemlich und ich habe wenig Lust, für mehr Fotos anzuhalten. Irgendwann hat man das letzte Nachweisfoto im Kasten. Dann, und auch zwischendurch füttere ich den Telegram-Bot von Passknacker vom Handy aus mit den Nachweisen, um sicher zu gehen, dass ich keinen Punkt ausgelassen habe. Das passt alles. Ziel erreicht! Beruhigt geht es auf die Autobahn nach Hause. Das ist auf einer Naked nicht die reine Freude, und diese hier bietet wirklich praktisch Null Windschutz. Ich stehe probeweise mal bei Tempo 130 auf, und es ändert sich nichts am Winddruck. Wow. Insgesamt tanke ich heute schon wieder 3x, der Fluch des kleinen Tanks mit komischer Form, wo nur 12 Liter bequem nutzbar sind. Irgendwann komme ich dann auch tatsächlich daheim an – fertig, aber sehr zufrieden. Aktuell habe ich 665 von 703 Punkten = 94,6% von Deutschland geknackt. Der Rest ist hoffentlich nur noch ein Wochenende und eine Abendrunde.

Danke fürs Mitkommen!

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Kosten:
-keine Knöllchen und in Italien etwa 25 Euro Maut
-Jede Menge Benzin, in Italien deutlich teurer, in Frankreich etwas teurer
-Übernachtungen im Du Lac Lavarone 55 Euro pro Nacht mit Halbpension (für 1 Woche mich)
-Weitere Übernachtungen im Schnitt 42 Euro pro Person, nie im gleichen Zimmer geschlafen (Hotels mit Dreibettzimmer, oder 2 Einzelzimmer, oder Ferienwohnung mit getrennten Schlafzimmern oder Bett + Schlafcouch) - für mich insgesamt also etwa 850 Euro
-Der Sturz und die Umfaller haben neben minimaler Kosmetik Schäden in Höhe von etwa 50 Euro verursacht (Sturzpad, Bremshebel).
-Ich bin etwa 7300 km Motorrad gefahren, was etwa 2300 Euro an Kosten verursacht hat (Sprit, Reifen, Wartung, Wertverlust)

Duck/Markus liefert noch sein Fazit nach:
Pfffttttt.....

da hat der Herr Blahwas aber mal richtig viel geschrieben. Viel zum ergänzen habe ich da nicht. Es war mir ein Vergnüngen am Dienstag in Italien dazu zu stoßen. Auch wenn der "Comfort" eines östereichischen Schlafwagens nicht wirklich erholsam ist, so freute ich mich über gesparte 1000km Autobahn.

Zu Italien selbst habe ich immer noch ein gespaltenes Gefühl: Die Landschaft und die Straßen sowie das Klima haben es mir wirklich angetan. Bisher dachte ich immer, die Franzosen bauen die besten Straßen in die Landschaft, aber nein- die Italiener nehmen noch richtig griffigen Asphalt dazu. Überwiegend.- Die Landschaft hat mich stellenweise überwältigt und das Wetter verwöhnt. - Warum habe ich die SommerKombi daheim gelassen?
Mein Eindruck von Italien wurde nur durch die Italiener getrübt- mehrfach hatte ich ein schlechtes Gewissen etwas zu bestellen, da der anschließende Wortwechsel Richtung Tresen zwischen Barista und Bedienung sich wie ein handfester Familienstreit anhörte.... Da bin ich von der franz. melodischen Sprache verwöhnt.

In Italien entdeckte ich die Vorzüge eines festen Standorts über Tage zur Erkundung der Umgebung- Vier Himmelsrichtungen und vier Tage später entdeckte ich auch Erholungswert in den befahren von bekannten Strecken, an denen man neue Eindrücke erhalten konnte. - Gar nicht so schlecht :-)

Der Rückweg über Frankreich war überwältigend- Die Eindrücke wahnsinn- so ganz habe ich die Reise noch nicht verarbeitet.- So manche Pause hätte ich auch auf Stunden ausdehnen können um auch mal "hinter der nächsten Ecke zu schauen"- aber auch da war meine Aufnahmefähigkeit schnell voll und der Genuss von Kurve zu Kurve zu reisen gewann die Oberhand- Frankreich- du hast es mal wieder geschafft.

Die Reiseleitung war tip - top! Meist konnte ich mich hinten dran hängen- und wenn der Herr Blahwas wieder mal einen Einheimischen jagen wollet, hatte ich die Route ja auch selbst und die nächste Abbiegung am Pass lässt auch mal länger auf sich warten. Es war das reinste Vergnügen. Die Gesellschaft eines Freundes auf Reisen, mit denen ich den Tag ausklingen lassen konnte, gepaart mit den Freiheiten der Alleinreise- WUNDERBAR!

Natürlich habe ich ich wieder mal zu viel mitgenommen- Zumindest bei der Fotoaussrüstüng habe ich mich zumindest gezwungen mehr zu nutzen- auch wenn ich mir nicht oft die Zeit dazu nehmen wollte- Die Kamera zwischen meinen beiden Ohren war da wichtiger.

Und wenn der Herr Blahwas meint, ich arbeite am Besten im Schlaf oder Supermarkt, dann doch nur, weil ich ihn versuchte einzulullen, damit ich in seinem Bummeltempo die Chance wittern wollte, ihn zu versägen- Doch selbst das Fett Füttern mit unzähligen Pain aux chocolate half nix.... Als ich sein Motorrad mal fuhr, verstand ich warum es nur eine Richtung gab und die Beschleunigung nicht endet....

Es war eine sehr schöne Reise, auch wenn sie für meinen Geschmack etwas zu lang war- ab den 10. Tag ging es zwar weiter über die schönsten Kurvenstrecken bei Traumwetter - abgesehen von Rollsplitteinlagen- aber ich war im Kopf schon wieder daheim-

Nun sitzte ich hier und schwlge in schönsten Erinnerungen an diese Reise.
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Auf Nachfrage, hier sind die Routen:

https://filehorst.de/d/dmGBAHoB

Die Routen sind eine Datei pro Tag mit Wegpunkten im KML-Format und können z.B. mit ITNconverter in jedes andere Format konvertiert werden.
mega, vielen Dank fürs teilen!

*fernweh*
:(