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"Reisebericht" Passknacker Landespreis Deutschland 2019

Berichte von euren Reisen und Abenteuer beim Pässe knacken
Das Ziel: Alle Passknackerpunkte in Deutschland im Jahr 2019 fahren. Es sind 703 Stück. Auf der Karte liegen sie übrigens hier:

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Man sieht auf den ersten Blick, dass das viele sind, und fragt sich was der Punkt in Schleswig-Holstein soll. Man merkt auch eine höhere Dichte Richtung Schweiz ;) Lässt man sich einfach eine mehr oder weniger optimierte Route vom Routenplaner ausspucken, kommt man auf 13000 km in 236 Stunden Fahrzeit. Bei 400 km täglich wäre man 32 Tage unterwegs. Ohne Umwege über Hotels, Tankstellen, Supermärkte, und ohne zwischendurch wieder nach Hause zu fahren oder mal am Arbeitsplatz vorbei zu schauen. Man merkt: Das erfordert ein planvolles Vorgehen, besonders, wenn man berufstätig ist, und es ist eine Herausforderung. Diese Herausforderung ist eine, die ich annehme. 2019 bietet sich für mich aus zwei Gründen dafür besonders an: Einerseits werde ich im August von Essen nach Nürnberg umziehen, also zwei Basislager haben. Und andererseits habe ich erstmal seit 10 Jahren keine Fernbeziehung mehr und daher freie Wochenenden.

Mein Plan: An diversen Wochenenden alles in der Nähe meines Wohnortes fahren, also insbesondere im Sauerland. Dann Ende April eine Woche frei nehmen, alles im Westen, Südwesten und einiges in der Mitte fahren. Das passt gut zu einem MO24-Treffen in einem Hotel an der Grenze zu Luxemburg. Ein paar Passknacker in Luxemburg und Belgien oder Frankreich dürfen es unterwegs auch sein, aber da müssen es nicht alle sein, das hatte ich ja schon 2018. Letztes Jahr kam ich insgesamt auf 751, dieses Jahr peile ich die 1000 an. Ich mache ja noch 4 Wochen Auslandstouren, da sollten die restlichen 297 (zu den deutschen 703) zusammenkommen (je 1 Woche Österreich, Slowenien, Italien, Frankreich, aber das ist eine andere Geschichte).

Im weiteren Jahresverlauf gibt es an langen Wochenenden Touren zu weiter entfernten Regionen, z.B. zu Himmelfahrt in den Schwarzwald, wo sich einige Leute aus dem Versysforum treffen. Im August gibt es wieder eine Woche Intensivprogramm für alles, was irgendwie nördlich liegt oder was mittig noch übrig ist, und am Rückweg ist das Versysforum-Jahrestreffen in Melle.

Auf dem Weg zum Versysforum-Höhentreffen im Trentino werde ich die Punkte im bayerischen Voralpenland mitnehmen, und auf dem Rückweg (via 1 Woche „Umweg“ durch Frankreich) nehme ich die Punkte im südlichsten Baden-Württemberg mit, und alles was im bayerischen Voralpenland noch übrigbleibt. Danach ist es Ende September und ich muss mich sputen, noch alle übrigen Punkte einzusammeln, bis der Wintereinbruch kommt. Passknackerpunkte liegen ja in Höhenlagen, und z.B. im bayerischen Wald hat man im November vermutlich nicht immer Glück.

Dieser Bericht war urspünglich ein übers Jahr gepflegter laufender Bericht.
Dank des guten Wetters war ich schon im Februar unterwegs. Die Passknackersaison startet aber immer am 1.3. - erst dann gibt es das Kontrollschild, das man auf jedem Foto haben muss, um damit nachzuweisen, dass das Bild wirklich aus dem laufenden Jahr ist. Ich habe mir angewöhnt, es mit der Hand rein zu halten, statt es am Motorrad fest zu machen. Es geht viel schneller und man verliert es nicht.

Im März kann ich schon am 2.3. die ersten 7 Punkte in der Nähe aufsammeln. Da ich vergessen habe, das neue Schild auszudrucken, halte ich mein Zweithandy mit dem Schild ins Bild, was auch akzeptiert wird.

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Wie man sieht ist die Versys ist noch farblich auf Italien abgestimmt, wohin mich die letzte Tour 2018 hingeführt hatte. Inzwischen habe ich die Benzinpumpe reparieren lassen, den Kühler getauscht, ein Kühlerschutzgitter, einen neuen Kupplungszug montiert und mir schicke Alu-Hebel gegönnt. Der Kilometerstand zu Saisonbeginn war übrigens 113580 km.

Am 9.3. – ich fahre mittlerweile erstmalig in meiner Karriere auch am Wochenende Motorrad – steht das Sauerland auf dem Plan und ich mampfe 25 Punkte in einem Rundumschlag weg. Die Route habe ich bewusst so geplant, dass möglichst beiden Seiten der Strecken befahre, auf denen die Punkte liegen, auf wenn das mal ein Umweg sein kann. Das Ergebnis war durchaus angenehm. Es war kalt und etwas feucht, dafür war außer mir sonst niemand unterwegs, und auch die Baustellen-Saison hat noch nicht begonnen.

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Am 30.3. stürze ich mich erneut auf A40 und A45, um den Großteil des restlichen Sauerlands zu knacken. Davon ist sogar noch die Route erhalten:

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Das eigentlich besondere an dieser Tour war aber, dass ich durch Zufall andere Passknacker getroffen habe, also Teilnehmer, nicht Punkte. Sogar drei verschiedene, die zufällig zur selben Zeit 60 Sekunden am selben Punkt waren. Das Wetter war aber auch sensationell gut an diesem Samstag.

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In der ersten Aprilwoche stand eine Reise nach Karlsruhe an. Dort hatte ich Dienstag früh einen Termin – ich will nämlich vom Bundesgerichtshof klären lassen, ob ein Motorrad rechts und links verschiedene Farben haben darf! Ne, nicht wirklich. Normalerweise fahre ich solche Strecken mit dem Zug, aber das Wetter war schön und der Odenwald lag auf dem Weg. Na also, Montagmittag geht’s los, über die A3 am Siegerland vorbei, die östliche Hälfte der Punkte im Odenwald geknackt. Nette Kurven, aber nicht sensationell. Ich komme heute an einem frischen Motorrad-Alleinfall ohne schwere Verletzungen vorbei. Die Polizei packt gerade wieder ein. Und dann fahre ich noch den etwas abseits liegenden Punkt „Ottilienberg“.

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Ich übernachte eine Nacht im Hotel, nehme meinen Termin war, und weil ich Mittwoch früh noch einen Termin habe, muss ich noch mal übernachten. Da ist ja wohl eine Feierabendrunde ab Karlsruhe drin! Dafür habe ich mir die Schwarzwaldhochstraße ausgesucht. Dorthin fahre ich via Fremersberg und Yburg, was echt niedliche Sträßchen sind. Die ist Anfang April noch erfrischend kühl und teilweise liegt Salz. Ich komme schon wieder an einem frischen Motorrad-Alleinfall ohne schwere Verletzungen vorbei. Die Polizei packt ebenfalls gerade wieder ein. Aber die Aussicht ist super und ich bin das erste Mal in diesem Jahr auf vierstelligen Höhen!

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Schlimmer finde ich aber die Ortsdurchfahrten in den Tälern Richtung Autobahn am Rückweg. St. Ursula / Allerheiligen und Sohlberg Kamm nehme ich noch mit.

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Die Autobahn selbst bringt einen ohne jeden Stau ans Ziel – als Ruhrgebietsmensch ist das verwirrend. Wofür habe ich die Ellenbogenprotektoren?

Am Mittwoch nach dem zweiten Termin – ich habe am BGH erstritten, dass man rechts und links unterschiedliche Rückspiegel fahren darf, wenn sie beide zugelassen sind, ohne Rücksicht auf etwaige Paarbindung – nehme ich natürlich noch die westliche Hälfte des Odenwalds mit. Heute ist weniger gutes Wetter angesagt, es wird zunehmend regnerisch und über 7° warm wird es heute auch nicht. Die Wachenburg wollte ich schon letztes Jahr besuchen, aber sie war wegen einer Veranstaltung gesperrt.

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Sie ist einer der Punkte, die man nur vom Rheintal erreichen kann. Ich würde niemandem empfehlen, aus Genussgründen dafür das kurvigere und vor allem dünner besiedelte Hinterland zu verlassen. Kurz vor der Autobahn sieht es nach Regen aus. Ich verlasse die A3 kurz für den Kellerskopf, aus taktischen Gründen, weil ich sonst durch Wiesbaden fahren müsste, wenn ich ihn in Zukunft mit den umliegenden Punkten kombinieren wollte, und jetzt geht der Regen richtig los.

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Kurz vor der Autobahn rolle ich auf die Ampel Ecke B455/L3027 zu, und da liegt ein 4 Meter langer, roter Spanngurt mit massiver Ratsche auf meiner Spur. Den werfe ich ins Gebüsch – wenn also jemand so’n Ding haben will, einfach wieder rausholen. Dann geht’s ab auf die Autobahn, Augen auf und durch – den Regen und die Kälte. Echt nicht schön, aber ohne Zwischenfälle. Kilometerstand daheim ist 117000 km. Und Zeit für eine heiße Suppe. Faszinierend, wie der CRA3 grippt, und natürlich zickt ein japanisches Motorrad technisch nicht rum, nur weil es nass ist.
Eine wichtige Neuerung für Passknacker-Teilnehmer in 2019 ist der Telegram-Bot des Passknacker-Projekts. Man muss ja Fotos des Motorrads an den hinterlegten Motiven einreichen. Dafür habe ich bisher die Bild am PC vom Handy kopiert, verkleinert, vielleicht noch bearbeitet, den Namen des zugehörigen Punktes rausgesucht und das Foto dann als Nachweis hochgeladen. Mit dem Telegram-Bot kann man dagegen nicht nur direkt vom Handy unverkleinerte Bilder hochladen, der Bot sucht anhand der Positionsdaten im Bild auch direkt den zugehörigen Punkt raus. Das spart massiv Arbeit in der Nachbereitung. Man kann sogar einen ganzen Schwall Fotos auf einmal schicken. Nur bei etwa 20% der Bilder klappt es nicht, weil das Handy im Moment der Aufnahme keinen Standort erfasst hatte. Diese Rate lässt sich aber weiter drücken, indem man zwischen Entsperren des Handies und Auslösen des Fotos 5 Sekunden wartet. Eine tolle Innovation!

Wie man an dem Karlsruhe-Trip sehen kann, halte ich mich nicht strikt an den ursprünglichen Plan, sondern versuche noch möglichst viel neben bei zu erledigen. Das spart bei künftigen Trips Kilometer und Zeit, weil die Wege zwischen den Punkten entfallen und teilweise auch ganze Regionen – z.B. der Odenwald. Passknacker abzufahren ist deutlich zeitaufwändiger als Landstraßen, Bundesstraßen oder gar Autobahnen zu fahren, wenn man dem Navi die Auswahl überlässt. Außer vielleicht diese mit Kurvensuchfunktion, die schicken einen auch über solche Wege, aber normalerweise nie in Sackgassen. Passknacker sind aber gerne mal Sackgassen, und zwar durchaus auch nach 6 km asphaltiertem Waldweg mit besonderem Tempolimit.

Am 7.4. treffe ich zwei MO24er nacheinander für eine gemütliche Sauerland-Ausfahrt. Die meisten Passknacker dort hatte ich schon, z.B. die Hohe Bracht. Ich treffen morgens RazorsEdge, der einer meiner ersten Internet-Motorrad-Kontakte überhaupt war, und wir fahren gemeinsam zur Hohen Bracht. Dort treffen wir Sandman, der ab dort die Tourführung übernimmt. Ich fahre heute einfach mal hinterher, stelle aber schnell fest, dass Sandman auch gerne Strecken fährt, wo Passknackerpunkte liegen. Bei einer Pause merke ich an, dass wir bald an einem Punkt vorbeikommen, den ich noch nicht hatte. „Jagdhaus“ liegt am Rothaarkamm, denn man auf einiger Breite nicht überfahren kann. Von beiden Seiten führen Sackgassen hinein, wo jeweils im Norden und Süden ein Passknacker liegt. Mit anderen Worten, da sind große Umwege nötig, wenn man sie am Stück holen will. Das wäre doch heute eine prima Gelegenheit, schon die Nordseite abzuhaken – gesagt, getan. So wurde eine schöne Tour auch noch nützlich für mein Jahresziel.

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Am Heimweg trennen wir uns knapp vor der Autobahn, denn er hat seine Dorsoduro auf einem Anhänger mitgebracht. Das wird sich bitter rächen, denn vor Dortmund ist ein Mega-Stau auf der Autobahn. Aber nicht für mich ;)

Und dann kam Ostern. Ostern hat man vier Tage am Stück frei, und da besuche ich meine Familie in Nürnberg. Normalerweise fahre ich mit dem ICE, aber weil das Wetter gut ist, fahre ich Versys. Es liegen diverse ungeknackte Passknacker zwischen Essen und Nürnberg, aber der Weg ist ohnehin schon weit genug (466 km nur Autobahn, 523 km „kurviger“), und ich kann mich nicht so recht aufraffen, einen ganzen Tag Familie für eine schönere Tour zu opfern. Zumal ich ja auch vor Ort fahren will. Also starte ich schon am 18.4., den Donnerstag vor Ostern, abends direkt die A3 runter und nur das nötigste links und rechts knacken: Fuchskaute, Reitelsberg, Zollhaus / Lipper Höhe – also Siegerland (südlich der A45), mir wohlbekannt, dann wieder Autobahn, und dann erstmals mit dem Motorrad eine kleine Ecke des Spessart, Rabengrundkopf, Auf der Höhe / Daxberg, Engländer und Bischborner Hof. Die Landstraßen hier rund um Aschaffenburg kenne ich nur vom Umfahren diverser Autobahnstaus, seit ich 2002 nach NRW ausgewandert bin, aber das scheint auch eine prima Motorradregion zu sein.

Es gibt auch ausgemachte Kurvenstrecken mit übenden Einheimischen. Ein Buell-Fahrer überrascht mich mit einem Wendemanöver. Er ist von der Spezies „Mini-Blinker, die kein Mensch sehen kann PLUS Mini-Spiegel, ich denen er nix sehen könnte, macht aber nix, weil er eh nicht reinschaut, und wegen seiner Brülltüte hört er auch nicht, was hinter sich los ist.“ Naja. Kleines WTF am Rande, ich folge einer kleinen einheimischen Supermoto, und als ich mein Passknackerfoto mache, wartet er auch, und fährt genau weiter, als ich auch weiter fahre. Ich schwöre, ich kannte ihn nicht, und ich hoffe, dass er mich nicht mit jemandem verwechselt hat, der heute noch da an der Kreuzung steht und sich wundert, wo sein Tourguide hin ist :) Den letzten Passknacker erreiche ich dann knapp vor Sonnenuntergang und ich fühle mich pudelwohl. Danach geht es auf die Autobahn, direkt nach Hause.

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Ich habe den Schaltautomaten nach einigen 10000 km wieder ausgebaut und gehe jetzt wieder händisch vom Gas, um hochzuschalten ohne kuppeln zu müssen. Mir fällt auf, dass ich vom 4. Gang in den 5. Gang schalten kann, ohne vom Gas zu gehen – ich spanne den Schalthebel vor, und ohne Ruck und weitere Umstände geht es direkt im 5. Gang weiter, auch unter Last. Das ist sehr komfortabel, macht mir aber irgendwie Sorgen. Es passiert unabhängig davon, ob man zuvor vom 3. Gang in den 4. Gang rauf geschaltet hatte oder vom 5. Gang runter. Mehr als das zu beobachten kann ich jetzt aber nicht machen.

An Karfreitag fahre ich rund um Nürnberg eine Tagestour durch die fränkische Schweiz und das Fichtelgebirge. Ich habe hier zwar 22 Jahre meines Lebens gewohnt, aber hatte damals keinen Motorradführerschein. Seitdem war ich immer mit Freundin zu Besuch, oder im Winter, daher kam eine Motorradtour nicht in Frage. Ich habe in 13 Jahren seit meinem Führerschein gerade mal insgesamt 3x Motorräder gemietet oder geliehen und bin mit Freunden dort rumgefahren. Das war aber lange vor Passknacker. Also wird eine Passknacker-Tagestour geplant, mit dem obligatorischen Stopp bei Kathi-Bräu, dem fränkischen Bikertreff schlechthin.

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Die Route lässt sich einwandfrei abfahren, nur leider macht das Getriebe neue Zicken: Der 4. Gang funktioniert nicht mehr richtig. Er springt immer wieder raus und sofort wieder rein, wenn man nennenswert Leistung abruft. Oha, da ist wohl wirklich was kaputt. Nun gut, ich habe über 100.000 km, ein gebrauchtes Getriebe kostet nicht die Welt, davon lasse ich mir nicht den Tag versauen und fahre weiter, wobei ich den 4. Gang vermeide. Die Ganganzeige hilft dabei. Der 3. Gang ist auch ganz nett und der 5. Gang auch. Nur beim Überholen etwas zügigerer PKW vermisse ich den 4. Gang. Die Versys ist freundlicherweise kurz übersetzt, so dass zu jedem Tempo immer zwei Gänge passen, wenn es nicht auf die allerletzte Sekunde ankommt.

Die fränkische Schweiz bietet viele verwinkelte Kurvenstrecken und komplizierte Kreuzungen, wo man sich als NRWler wundert, dass nicht mehr Tempolimit-Schilder rumstehen. Angenehm ist das völlige Fehlen von Ampeln und allgemein die Landschaft. Gelegentlich prallen Tradition und Moderne aufeinander, und in vielen Orten hängen Schildern von „Anwohner gegen Alles“, z.B. gegen Windräder und Stromtrassen. Dafür sind die Brunnen österlich geschmückt, was Touristen anzieht.

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Bei Kathi-Bräu parke ich neben einer Yamaha mit Kennzeichen Neuss – das ist ja gleich um die Ecke von Essen, und außerdem Sitz von Yamaha Deutschland. Ich erwische tatsächlich einen Tisch mit dem Fahrer, der hier lebt und für Yamaha arbeitet – das ist sein Dienstfahrzeug. Er betreut die Händler in der Region. Da kann man schon mal neidisch werden. Außer man will Kawa fahren, natürlich ;) Weil Karfreitag ist, gibt die Speisekarte nicht so viel her, insbesondere keine der für die Region eigentlich typischen Schweinereien: Schweinebraten, Schnitzel, Schinken und Schäufele. Das ist jetzt gerade aber vielleicht auch besser so, denn munter macht sowas ja nun nicht gerade. Fisch tut’s auch. Da das Wetter wieder mal ideal ist und der Tag noch jung, packe ich mir noch das Fichtelgebirge in die Route, bzw. die dortigen Passknackerpunkte. Wer’s nicht kennt: Ein paar Berge im Nordosten Bayerns, geht via Vogtland über ins Erzgebirge, und es sind 7 Stück Passknacker vorhanden. Mangels besserer Idee wähle ich „schnellste Route ohne Autobahn“. Das ist voll ok.

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Knapp vor Nürnberg liegt dann noch der Deckersberg, und von dort bin ich überraschend schnell wieder am Elternhaus. Ich habe vor Ort nie bemerkt, wie kurz die Wege eigentlich sind – zumindest an einem Feiertag.

Am Montag verlasse ich Nürnberg nach dem Mittagessen, endlich gab‘s Schweinebraten, zurück nach Essen, über ein paar Punkte: Mottener Höhe und Volkersberg liegen beide nah an einem militärischen Sperrgebiet und sorgen so für Umwege, wenn man auf der anderen Seite entlang Punkte knackt. Dann kommt der Hoherodskopf, der liegt sehr abgeschieden zwischen Gießen und Fulda, beeindruckt aber umso mehr, und schließlich ein ganzes Nest von Punkten im Siegerland nördlich der A3: Heilig-Kreuz-Kapelle (Sulzthal), Zollbuche, Landratskreuz, Angelburg, Haincher Höhe, Weidelbacher Höhe, Erdhäuser Höhe und schließlich Kronenberg. Insgesamt sehr waldig heute.

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Diese Tour spart mir deutlich Zeit bei den restlichen Touren des Jahres und bringt mich dem Ziel „Deutschland 2019“ jedes Mal ein Stück näher. Dann Autobahn nach Hause, denn die Uhr tickt.

Wohlbehalten komme ich daheim an und lese mich in die Getriebeproblematik ein. Es ist auf dem Heimweg nicht schlimmer geworden. Die anderen fünf Gänge funktionieren einwandfrei. Gebrauchte Getriebe gibt es um die 200 Euro, aber der Einbau überfordert mich. Es eine Werkstatt machen zu lassen rentiert sich nicht mehr, denn die Gabel ist auch nicht so richtig dicht, je nach Einstellung der Vorspannung. Wirtschaftlicher Totalschaden nennt man das, und es gibt ein breites Angebot an gepflegtem gebrauchten Versys 2007-2009, also mein Modell, mit unter 30000 km, um die 2500 Euro. Da überlege ich nicht lange, sondern versuche so eine zu kriegen.
Mittwoch ist der 1.5., das ist ein Feiertag. Eine gute Gelegenheit, per Brückentag eine längere, weitere Tour zu fahren. Nur welchen Tag nimmt man dann frei? Mo/Di oder Do/Fr? Ich entscheide mich für beides :) Die Idee ist, alles an Passknackern wegzumampfen, was in NRW und Rheinlandpfalz liegt, mit dem Schwarzwald anzufangen, und alles was ich unterwegs sonst noch so finde. Fr-So ist ein kleines MO24-Treffen in der Nähe von Luxemburg, damit ich nicht ganz alleine umherfahren muss. Ich nutze günstige Hotels zum Übernachten und erhalte diese Routenplanung:

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3824km, 73 h Fahrzeit, verteilt auf 9 Tage – das sieht doch gut aus! Freitagabend wird relaxt, und Samstag früh geht‘s dann los ab Essen. Ich fahre meine treue 2008er Versys 650, im blauen Kleid, auf goldenen Rädern mit CRA3. Das Gepäck wandert in die gelbe Packrolle, die an der langen Seite gerollt wird – man kommt also wahlweise an bestimmte Dinge ran und muss nicht alles rausholen. Nebenbei halte ich die Augen offen nach gebrauchten Versys 650, die zum Verkauf stehen, denn ein vierter Gang wäre schon hilfreich auf Dauer.

Samstag, 27.4.

Morgens ist es trocken, aber es ist Regen angesagt – dann Schauer über den ganzen Tag verteilt, und deutlich unter 10 Grad. Also warme Textilkombi anziehen und Regenkombi drüber. Zunächst geht es auf die Autobahn, dann Eifel. Dort sammle ich die östlichen Passknacker auf. Die westlichen sind für den Rückweg vorgesehen.

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Wegen der gemischten Wetteraussichten ist sehr wenig Motorradbetrieb. Immerhin ein paar Sportwagen haben sich in Adenau eingefunden, Nordschleifen-Luft schnuppern. In Adenau ist es sogar sehr voll. Alle müssen schließlich Einkaufen fahren! Für mich geht es aber weiter zur Mosel. Inzwischen regnet es hin und wieder, wie angekündigt. Die Regenkombi hält mich trocken und warm, und die Heizgriffe geben ihr Bestes.

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Unbeirrt sammle ich Passknackerpunkt um Passknackerpunkt. An der Mosel kostet mich eine Baustelle ordentlich Zeit, denn der Mont Royale kann man zurzeit nicht von Norden her anfahren. Wegen der Moselschleifen sind das 20 Minuten Umweg. Der Umweg hat aber eine schöne Aussicht und eine Tankstelle, wo ich mir eine Laugenbretzel gönne. Wenn ich die Regensachen erst mal ordentlich anhabe, lasse ich sie auch gerne an, denn die Übergänge von Jacke zu Handschuhen sind eine Wissenschaft für sich.

So mampfe hier nun auch mit Handschuhen an und Klapphelm auf in der Tanke vor mich hin, als mich jemand anspricht. Mit Gehörschutz gar nicht so leicht zu merken, aber sie hat meinen Geldbeutel in der Hand. Oops! Das wäre jetzt blöd gewesen, gleich beim zweiten Tankstopp den Geldbeutel zu verlieren. Danke!

Weiter geht's in den Hunsrück, und zwar insbesondere in den Looswald. Als die Passknacker westlich der Pension sind nett zu fahren, und Radfahrer haben eine interessantes Schild aufgestellt:

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Dann mache ich auf schnellstem Weg auf die Autobahn nach Bobenheim-Roxheim, wo eine Versys zu verkaufen ist. Das sind 45 Minuten Autobahn, allerdings auf der (für meine Begriffe) völlig verkehrsfreien A61. Man kann einfach jemandem hinterher rollen, wenn man nicht mehr so ganz fit ist.

Der Verkäufer ist sehr freundlich und erzählt als erstes, dass bei der Versys leider das hintere ABS defekt ist. Das hat er mich nicht vorher gesagt, und das steht auch nicht in der Anzeige. Na schön, immerhin kein Betrugsversuch, aber 90 Minuten Fahrt für nix. Eine mangelhafte Versys habe ich schon. Klar, man könnte das intakte ABS-Steuergerät aus meiner rüber bauen in seine und umgekehrt, aber so verbaut wie das ist traue ich mir das nicht zu. Am Straßenrand daheim schraubend erst recht nicht, und von Bremsen lasse ich ohnehin die Finger.

Also ab zur Unterkunft. Wieder 45 Minuten Autobahn, immerhin hat die alte Versys Geburtstag, als sie ihren 120.000ten Kilometer unter die Räder nimmt. Hier habe die Pension Resch für mich gebucht, in einem Dorf namens "Spabrücken", was wohlige Erinnerungen an das Spa in Belgien in mir weckt. Ich habe ein Upgrade-Zimmer gebucht, und es ist tatsächlich riesig, und dazu gibt‘s noch einen Flur und ein Bad, das größer als manch andere Hotelzimmer ist. Die Hausherren sind sehr nett und kümmern sich um alles. Fast wie ein Besuch bei den Großeltern - im positiven Sinn!

Das Abendessen gibt's ein paar Meter hoch die Straße, für mich ein prima Jägerschnitzel. Das WLAN in der Pension ist schneller als mein Festnetz daheim, aber das bin ich als Bewohner dieser Kleinstadt Essen mit 582.000 Einwohnern ja gewohnt. Liegt ja nur mitten in einem Ballungsgebiet mit 5 Mio Einwohnern. Gute Nacht, Deutschland!

Sonntag 28.4.

Morgens werde zunächst beim Frühstück verwöhnt. Die Pension sei hiermit ausdrücklich empfohlen. Ich schwinge mich dann in den Sattel, den restlichen Hunsrück und Rheinhessen knacken, und mich dann nördlich durch das Siegerland nordwärts vorzuarbeiten. Wieder ist Regen angesagt, aber vor allem ist es kalt. Also wieder Regenkombi, bin ich ja schon gewohnt. Die Heizgriffe sind auch nicht umsonst dran und funktionieren. Meine Route überquert den Rhein nach Hessen rein. Es gibt etwas längere Etappen ohne Passknacker, weil ich im Siegerland ja schon am Rückweg aus Nürnberg aktiv war.

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Ich nehme heute die Fähre bei Ingelheim für 3 Euro. Das ist immer wieder nett und fast romantisch.

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Rheinhessen empfängt mich mit tollen Strecken einerseits, man schwingt sich geniale Täler entlang, und manche Steilstrecke würde auch in Frankreich gut aussehen. Andererseits hat jedes Dorf Blitzer, gerne auch Tempo 30, und stellenweise gibt es außerorts spezielle Tempolimits für Motorräder, oder gleich Streckensperrungen.

Eine davon erwischt mich knapp vor Schlangenbad, wo ich einen geschäftlichen Termin habe: Jemand möchte eine Versys 650 verkaufen. Ich möchte eine kaufen. Diese hier aus 2007 steht in einer Garage und hat nur 27000 km gelaufen, ist aber sehr ungepflegt, und beide Verkleidungen sind defekt. Rechts ein Spannungsriss, offenbar durch eine zu sehr angeknallte Schraube, und links hat sich der Givi Handprotektor den Platz genommen, den ihm die Verkleidung verwehren wollte. Die linke Fußraste und der Schalthebel sind neu. Und beides ist knochentrocken und bretthart zu betätigen. Angesichts dieser fragwürdigen Schrauberleistungen, übrigens von einer lizensierten Kawasaki-Vertretung, frage ich mich, was da noch kommen mag? Klar ist, dass hier wohl noch die erste Kette rauf ist, und dass der Auspuff rasselt bzw. zwitschert wie ein VW Käfer. Okay, den könnte ich wirklich gegen meinen alten austauschen, wobei 12 Jahre lang feste Bolzen im Motor lösen auch nicht ohne ist. So oder so, die Kiste kommt für mich im Frage, und wir schreiten zur Probefahrt. Er möchte im Auto hinterherfahren, dagegen habe ich nichts einzuwenden und verspreche, dass ich versuchen werde, ihn nicht abzuhängen. Er ist etwas verwirrt, und meint, er weiß ja nicht, wie ich fahre. Tja, ich schon :)

Die Probefahrt offenbart einen rasselnden Auspuff, eine sehr kraftfordernde Kupplung, und ein viel zu niedriges Standgas von ca. 900/min. Dass sie da nicht ausgeht ist respektabel! Fahrerisch ist aber alles prima. Das ABS regelt vorn und hinten wie es soll, der Motor zieht sauber hoch, die Kupplung rutscht nicht, es federt wie es soll, und alle Gänge vertragen Last. Das Motorrad hat zerkratzte Givi-Seitenkoffer dabei und soll 2650 Euro kosten. Die Reifen sind 900 km alte Metzeler Roadtec 01. Seitenkoffer mag ich nicht besonders, außerdem habe ich bereits H+B Junior Koffer mit mehr Platz. Daher sage ich: Für 2300 ohne Koffer würde ich sie nehmen. Das hat auch verhandlungstaktisch den Vorteil, dass der Verkäufer vermutlich nicht drauf vorbereitet ist, und keinen Wert für die Koffer parat hat. Normalerweise würde ich einen guten Koffersatz mit 150-200 Euro einschätzen, aber inkl. Träger und ohne Kratzer. Der hier hat Kratzer und ist eigentlich schwarz, während das Motorrad grau ist. Der Träger muss auch dranbleiben, weil das Motorrad sonst keine Soziusgriffe hätte, was nicht zulässig ist. Er muss überlegen und möchte lieber 2400.

Ich möchte aber keine 2400 geben, denn hier ist Arbeit nötig, und damit diese Versys hier besser wird, muss die alte schlechter werden - zermackte graue Seitenverkleidungen möchte ich jedenfalls nicht behalten. Der Verkäufer erwartet abends noch einen Kaufinteressenten, und daher wollen wir so verbleiben: er überlegt es sich, ich bleibe bei 2300, und wenn sie weggeht, hatte ich halt Pech und suche mir eine andere. Dann kommen wir ins quatschen: Ich habe ein Aachener Kennzeichen, ja, weil ich dort Doktorand war. Aha, der Verkäufer ist Professor in Aachen, in einem anderen Fachbereich der gleichen Uni. Wir plaudern über die akademischen Karrieremöglichkeiten in Deutschland, und irgendwann fällt der Groschen: Für 2300 nimmst du sie jetzt, ja? Ja, das habe ich dir angeboten, das gilt. Dann Hand drauf, ich habe ein gutes Gefühl bei dir. Dankeschön! So sieht das neue Motorrad aus (als ich es viel später abhole, daher mit Tasche):

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Also regeln wir die Formalien im Haus, einem weitläufigen Bau mit unverschämt schneller Internetanbindung (Glasfaser), die Faktor 100 schneller als bei mir daheim ist - Schlangenbad hat ja auch 6274 Einwohner, das ist eine Metropole! Ich leiste eine Anzahlung und hole die Maschine nach meinem Urlaub ab. Der Verkäufer nimmt mich ab Aachen mit, was gut ist, weil man von keinem Bahnhof zu seinem Haus kommen könnte.

Aber nun geht meine Motorradfahrt weiter! Nördlich ins Siegerland. Mein Tagesziel ist Bad Laasphe. Abends scheint die Sonne und es wird fast warm in den ganzen Gummiklamotten, aber nur fast. Die Stunde Versys-Kauf fehlt mir nicht wirklich, ich hatte stets nur mit 7-8 Stunden Fahrzeit am Tag geplant. Die Unterkünfte habe ich auch stets möglichst so gewählt, dass man die Route noch verlängern oder kürzen kann, also einzelne Punkte abends oder morgens fahren. Kürzen ist heute nicht nötig, ich erfülle meinen Plan. Einer der Punkte nördlich von Bad Laasphe ist wegen einer Baustelle zur Zeit Sackgasse - glücklicherweise wollte ich ihn ohnehin genauso fahren, als letzten Punkt vor dem Hotel.

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Die Pension Klein in Bad Laasphe ist ein Neubau, Zweckbau, noch nicht lange offen und daher riecht es noch stark nach Farbe. Ich mag dieses moderne ja nicht, das ist so austauschbar und beliebig. Außerdem hat man in modernen Bauten keinen Quadratzentimeter mehr Fläche im Zimmer als unbedingt nötig. Es ist auch kein Ansprechpartner vor Ort. Drückt man auf die Klingel, hat man jemanden am Telefon, der die Tür öffnet und alles erklärt. Nun gut.

Das Abendessen gibt's beim Griechen um die Ecke, weil es das nächste ist: 20 Minuten Fußweg, das tut gut. Pasta mit Gyros, mit Metaxa-Sauce überbacken, Abendessen für Champions. Ich bin vor allem auch ganz froh über die Bewegung

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Dann geht’s zufrieden ins Bett. Versys gekauft, schöne Tour gefahren, was will man mehr?

Montag 29.4.

Irgendein Blödmann (ich) hat die Versys über Nacht so stehen lassen, dass Wasser vom Dach eines Nebengebäudes genau längs drauf gelaufen ist. Bei 1° Lufttemperatur ist ein völlig nasses Motorrad nicht exakt das, wo man sich morgens draufsetzen will. Immerhin kann man von einer treuen Japanerin erwarten, dass sie trotzdem läuft als wäre das so gedacht. Ich lasse sogar vor dem Starten 3 Minuten die Heizgriffe an, während ich mich fertig anrödle - das ist gar kein Problem, und so beginnt diese Tour.

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Heute scheint die Sonne, es soll erst nachmittags ein Regengebiet durchziehen. Der erste Passknacker liegt genau nördlich, entlang meines Weges, und so angenehm kann eine Fahrt beginnen.

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Weiter steht heute im Sauerland nur noch "Kühhude" auf dem Plan. Da fährt man eine 7 km lange Sackgasse in den Rothaarkamm hinein, macht ein Foto, und fährt dann wieder zurück. Naja! Dann geht es Richtung Osten, Großraum Edersee. Man merkt die Landkreisgrenzen recht deutlich. Die Verkehrspädagogik ändert sich von "alles verbieten und überwachen" hin zu "lasse mal machen". Es gibt sehr gut ausgebaute Bundesstraßen, wo man reichlich Strecke machen kann, teilweise sogar kreuzungsfrei. Dank dreier Passknackerpunkte gibt es auch ziemlich geniale Kurvenstrecken zu entdecken. Ich hatte ganz vergessen, wieviel Spaß das macht, dieses innerdeutsche Bundesstraßengebolze. Das mag ich sonst nur in Frankreich, aber ich habe wohl vergessen, dass es in Deutschland viele Ecken gibt, wo weit weniger los ist als in der Eifel und allem anderen, was zu nah an Ballungsgebieten ist. Als Großstadtkind und -bewohner kann man schon mal vergessen, wie ländlich geprägt Deutschland insgesamt doch eigentlich ist. Leider kommt der Regen früher als erwartet schon gegen 14 Uhr, als ich gerade via Point Alpha in Rhön einsteige. Immerhin passt es zum Namen „Wasserkuppe“.

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Das wird ziemlich ungemütlich, weil ich jenseits der 700 Höhenmeter unterwegs bin, und da ist dann teilweise auch Nebel mit 100 Metern Sichtweite. Dafür ist auch fast Null Verkehr, und die Conti Road Attack 3 grippen wie Sau an der nassen Straße. Das ist wirklich beeindruckend. Zur Beute der Regenexpress-Versys werden in dieser Suppe auch diverse Autos, die mich vermutlich für beknackt halten. Aber das ist nicht mein Problem und lieber das als Gischt.

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An der Enzianhütte, eigentlich dem letzten geplanten Wegpunkt dieser Etappe, raste ich etwas länger für eine heiße Suppe und ich will abwarten, bis die Schauer nachlassen. Probeweise plane ich die südlichen Punkte in der Rhön in die Route ein und erhalte 2 Stunden Umweg. Es ist 17 Uhr, das passt doch! Also geht es wieder in den Sattel, Pässe knacken. Einer davon ist am Ende von 2 km Stichweg mit Schotter, und ich saue die Versys fleißig ein. Wird ja eh gleich wieder gewaschen, spätestens auf den 20 km Autobahn nach Fulda.

Das Hotel heute ist ein Landgasthof. Leider ist mein Zimmer klein und kalt, die Heizung reißt nicht so recht an, das Bett wirkt durchgelegen und einen Haartrockner gibt es im ganzen Haus keinen. Dafür ist der "Fitness"-Salat mit Hähnchen genug für zwei - Fitness muss man anscheinend sehr ernst nehmen. Die nicht mehr wirklich wasserdichten Daytona-Stiefel dürfen im Heizungskeller übernachten. Meine Socken bleiben dank Müllbeuteln warm und zumindest von außen trocken. Für Zivilbetrieb braucht man dann natürlich ein zweites Paar Socken.
Di 30.4.

Ich werde sehr früh wach, denn die Wände sind dünn, und hier steht man wohl gerne um 6 Uhr auf. Ich trödle ziemlich rum bis 7:30 zum Frühstück. Dafür scheint draußen die Sonne, und die Wiesen dampfen. Das warte ich gerne ab, denn Feuchtigkeit brauche ich nicht mehr, die hatte ich die letzten drei Tage ausreichend. Immerhin wird das Wetter heute besser. Die Route führt mich über Spessart, Odenwald nach Rheinlandpfalz.

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Start ist dann 8:30 bei Sonnenschein auf einem trockenen Motorrad. Meine alten Handschuhe isolieren weniger dick nach innen zu den Griffen, daher spüre ich die Heizgriffe besser, und sie isolieren mehr nach außen zum Fahrtwind. Also habe ich warme Hände. Allerdings fehlt mir im Laufe des Tages die zusätzliche Polsterung meiner neuen Handschuhe. Die Vibrationen sind auf Daher nicht ohne Wirkung auf meine Hände.

Die Passknacker liegen heute irgendwie alle an Problemstrecken mit bösen Schildern für diese bösen Motorradfahrer. Extra Tempolimits, Überholverbote, oder gleich Sperrungen am Wochenende zeugen von den Sünden der Vorgänger, oder einfach von statistischen Effekten: Wo viele Motorräder fahren, verunfallen auch viele Motorräder. Der erste Punkt heute ist das Belingser Kreuz. Flüssig zu fahrende Strecken im Wald. Es wird bayerisch.

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Hin und wieder werden die Straßen auch sehr schmal, wenn man den schnellsten Weg zwischen zwei Passknackern gewählt hat.

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Ab dem Gasthaus Bayerische Schanz geht es eine Weile ohne Zwischenziele Richtung Süden, über die A3, zum Kreuzsteintor. Jetzt geht es langsam in den Odenwald über, ich weiß nicht so Recht, wo man da die Grenze zieht.

Dazu kommt heute noch eine Prise Pech mit Baustellenumleitungen. Der Krähberg ist nur einseitig befahrbar, das kostet mich etwa 20 Minuten. Vom Odenwald habe ich nur die vier östlichsten Punkte noch übrig, bald geht es auf schnellstem Weg nach Süden, auf die A6 und dann Richtung Kaiserslautern, zu meinem nächsten Hotel.

Wegen akuter Mattheit raste ich eine Stunde an einem Autobahn-Burger-King und spiele an den Handies rum. LTE hat 2 Balken von 5, aber keine Daten, und das Telekom-WLAN funktioniert nicht wegen DNS-Problemen. Warum sollte auch jemand an einem Autobahnrastplatz ein Handy benutzen wollen, ich bin ja schon wirklich komisch. Dann lade ich die Passknacker-Nachweisfotos dann halt später hoch. So, Kaiserslautern ist das Ziel. Allerdings liegen da noch drei Passknacker am Weg! Rotsteig, Rote Hohl und zuletzt Donnersberg. Die würden die Route morgen ziemlich verkomplizieren, darum sind sie noch heute dran. In der nervigen Ortsdurchfahrt von Bad Dürkheim laufe ich auf eine KTM 1290 Super Adventure auf. Da er sich brav hinten anstellt, habe ich ihn bald hinter mir gelassen. Aus dem Ort raus schickt mich das Navi in einen Kreisverkehr, und fast 180° zurück den Berg hoch. Da gibt es sicher einen direkteren Weg, denke ich mir so. Die Straße führt zu einem Passknackerpunkt, ich mache mein Foto, und dann taucht Herr 1290 wieder auf, als ich gerade weiterfahren will.

Hatten wir eigentlich schon Einheimische jagen? Dranbleiben ging, aufschließen halbwegs, vorbei nie und nimmer. Da fehlen etwa 100 PS, und besonders auch der vierte Gang. Ich kann ja weiterhin nur 1-2-3-5-6 und 6-5-3-2-1 schalten. Auf den Gerade ist er etwas schneller als ich, in den Kurven logischerweise etwas langsamer, aber ich halte 50 Meter Respektabstand. Auf dieser schmalen Landstraße mit unter 4 Meter Breite und nicht wirklich einsehbaren Kurven und Kuppen fährt er voraus schneller als ich mich beim hinterher fahren wohl fühle - dabei kriegt er ja den Gegenverkehr ab, und nicht ich. Ich weiß zwar, dass er einen Berg Assistenzsysteme in neuster Ausführung an Bord hat, aber ich weiß nicht so recht, ob der Gegenverkehr das auch weiß...

Am Hotel Hasselberg, wieder so ein anonymer Neubau, werfe ich meine Sachen ab und gehe einkaufen: Kontaktlinsenreiniger, Bargeld, Benzin. Ich versuche mit Google Maps per Sprachansagen zu navigieren, und das geht völlig schief. Auch die Versys ist genervt. Beim Runterschalten bleibt der Schalthebel jetzt einfach unten. Das Problem lässt sich durch Einkuppeln beheben, ich kann also keine Gänge mehr überspringen. Das ist allerdings doof, wenn man 2x runterschalten möchte, z.B. am nicht vorhanden 4. Gang vorbei. Entsprechend muss ich hin und wieder im 5. Gang anfahren. Nervig, hoffentlich geht das wieder weg! Am Hotel gibt's Ballistol (immer dabei) auf alle Gelenke des Schalthebels. Dabei fällt wieder mal auf, wie enorm viel Spiel der Schalthebel auf seiner Welle eigentlich hat. Der Ausleger des Hebels selbst hat einen Zentimeter Spiel in alle Richtungen. Uff. Daran merkt man einerseits das Spardiktat und andererseits den regen Gebrauch meinerseits. Aber ich komme gut zurück zum Hotel.

Für den nächsten Tag plane ich noch eine Umfahrung einer Sa/So/Feiertags-Sperrung. Die L499 bräuchte ich auf 1,7 km, das darf man aber nicht. Durch geschicktes umsortieren der Punkte im Pfälzer Wald, wobei noch eine weitere Sperrung wegen Baustelle umfahren werden muss, kostet mich das aber nur 3 km. Besten Dank an Herrn hackstueck (MO24) mit der Ortskenne! Und jetzt gute Nacht!

Mi 1.5. Pfälzer Wald, Schwarzwald

Der Start in den Tag verläuft gut. Das Hotel hat wohl Schalldämmung verbaut. Die Behandlung des Schalthebels mit Ballistol verlief erfolgreich, ich kann jetzt wieder elegant einzeln und doppelt schalten. Der Schalthebel schlackert allerdings weiterhin wie ein Kuhschwanz. Darum darf sich dann wohl der nächste Besitzer dieses Fahrzeugs kümmern, denn ich fahre dieses hier jetzt auf Verschleiß und mache nur noch das nötigste. (Ja, das ist was Anderes als bisher, um Fragen vorzubeugen!) Heute wird Pfälzer Wald gefahren, dann etwas Autobahn und dann Schwarzwald.

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Da ich jetzt erst beschlossen habe, einen Reisebericht zu schreiben, gibt’s ab sofort mehr Fotos, und auch mal was Anderes als Schilder ;) Der Pfälzer Wald also. Gute Straßen, flüssige Kurven, nicht zu viele Schilder, nicht Zuviel Verkehr - zumindest anfangs, denn ab 10 Uhr füllen sich die Straßen mit Radfahrer und PKW-Sonntagsfahrern, die zwar überhaupt nicht vorwärtskommen, aber unbedingt vor (oder mitten in) nicht einsehbaren Kurven noch ganz dringend genau jetzt den Radfahrer überholen müssen. Wer entgegenkommt, hat dann halt Pech gehabt. Auf schmalen schattigen Waldstrecken kann man übrigens auch prima ohne Licht fahren. Wegen einer Sperrung der B48 fahre ich über Hermersbergerhof, das geht sehr lang schmal und schön kurvig über hügeliges Waldland. Leider mit Tempolimit 50, sonst unbedingt empfehlenswert. Mir kommen nur zwei Motorradfahrer entgegen, und zwar beide auf meiner Straßenseite. Gutes Wetter + Feiertag = Alarm!

An der Burg Trifels richte ich mich nach Norden aus und hole Taubensuhl (Sackgasse, lohnt nicht), Modeneck, Lolosruhe und Kalmit, bis es wieder Richtung Süden geht, und zwar via Autobahn. Da das China-Navi gerade etwas wählerisch ist, was Strom aus Halterung angehet, kommt es ans USB-Kabel und wandert in den Tankrucksack. Schließlich habe ich eine USB-Dose am Mopped! Ich wechsle nun in den Schwarzwald und lasse mich vom Garmin Zumo 210 leiten, dem Zweitnavi links am Lenker. Übrigens auf Akku, denn seine USB-Dose hat einen Wackler, was dazu führt, dass es sich so ziemlich ununterbrochen aus- und wieder einschaltet, und zwar mit voller Helligkeit. Da das Starten je nach Lust, Laune und Mondphase entweder 1 Minuten oder 5 Minuten dauert ist es so nicht zu gebrauchen. Der Akku hält bei verminderter Helligkeit allerdings 2 bis 3 Stunden. Bis dahin ist das China-Navi wieder vollgeladen. Das China-Navi „Excelvan“ mag ich eh lieber, weil es besser zu bedienen ist, besser abzulesen und das besser mit meiner Planungssoftware harmoniert.

Die Autobahnfahrt verläuft mal wieder völlig ereignislos. Kein Hauch von Stau. Als langjähriger Bewohner von Rheinland und Ruhrgebiet finde ich das sehr verwirrend. Man kann ununterbrochen Tempo 130 fahren! Ein Luxus. Dafür ist es warm, denn ich bin hier natürlich in Rheingraben. Damit habe ich aber gerechnet und Fleece-Pulli sowie Regenkombihose (den morgendlichen Kälteschutz über der auch mit Membran luftigen Revit Sand-Hose) abgelegt. Die klemmen jetzt unter einem Gumminetz auf der Packrolle, die irgendwie jeden Tag unförmiger aussieht.

Mein Einstiegspunkt in den Schwarzwald heißt heute Moosbrunn Friedhof, und mein altes Garmin Zumo 210 soll mich hierhin führen. Im Schwarzwald ist es warm und voll. Autos, Oldtimer, Motorräder, und besonders auf den Passknackerpunkten viele Wanderer. Diese treten in Familien oder als Gruppen auf. Nicht alle scheinen nüchtern zu sein. Eine sehr langsame Fahrweise empfiehlt sich sehr, auch wenn viele Nebenstrecken eigentlich erfreulich unbeschränkt sind. Man kommt leicht ins Gespräch, auch wenn man komisch beäugt wird. Leider habe ich Pech mit Baustellen und muss 30 Minuten Umweg zur Freiersberger Hütte fahren. Dafür raste ich dort.

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Es gibt Kuchen und ich habe erfahren, dass die Anwohner mit ihren Autos Schleichwege durch den Wald fahren. In NRW wurde ich schon mal innerhalb von 30 Sekunden vom Jäger verscheucht, als ich mal 30 Meter in einen Feldweg reingefahren bin, um die Botanik zu bewässern. Da musste ich sowas von sofort wieder weg, unentleert, dass er mit seinem PKW auf einer Blumenwiese gewendet hat, um mich weg zu jagen. Immerhin wurde ich nicht erschossen.

Es gibt im Schwarzwald wirklich Strecken, die fahrerisch anspruchsvoll sind. Wer da fahren kann, kann das auch in den Alpen. Beispielbild für einen Passknacker im Schwarzwald:

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Es gibt außerdem sehr einsame Täler mit Asphaltwegen, die legal zu befahren sind, z.B. über Rasishof, das macht echt was her! Aber auch mal zur Seite gucken lohnt sich.

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Mein Hotel liegt heute in Wolfsbach und ist eher eine Pension. Alles liegt im Erdgeschoss, man muss nur die Einfahrt hochkommen und sich trauen, ganz oben zu parken. Wolfsbach hat eine gepflegte und lebendige Innenstadt und es gibt eine überraschend große Auswahl an Gastronomie. Dorthin kommt man in 15 Minuten zu Fuß, was mir sehr gelegen kommt nach all der Zeit im Sattel. Aus 10 Stunden laut Navi wurden real zwar nur 8:30, aber auch das schlaucht, besonders, weil die Passknackerpunkte hier an Strecken liegen, wo 40 km/h zu viel wäre, und weil die Sitzbank inzwischen durchgesessen ist. Immerhin kann ich dank Lenkererhöhung, tieferen Fußrasten und mittlerweile kleinerem Tankrucksack einigermaßen im stehend fahren, wenn gerade nix zu tun ist. Satt und zufrieden geht es unter die Dusche und dann ins Bett.
Do 2.5. - Um 17 Uhr geht die Welt unter

Mangels Lichtschutz finde ich nicht so richtig langen Schlaf und bin früh wach. Pöh, dann kann ich ja früher aufbrechen. Ein Blick aufs Regenradar und die Wettervorhersage bestätigt, dass das eine gute Idee ist: von Westen her zieht reichlich Niederschlag heran, auch mit Gewitter, besonders in den Vogesen. Ich habe zwei Routen zur Auswahl, eine mit und eine ohne Umweg über die Vogesen. Da war ich zwar letztes Jahr im Herbst schon, aber ich hatte ein paar Punkte ausgelassen. Die hole ich heute gerne nach. Das hat zwar nix mit dem Ziel „Alle in Deutschland 2019“ zu tun, aber dafür mit dem Dauerziel „Alle Punkte überhaupt mal“, beim Passknacker auch bekannt als „Lebenswerk“.

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Aber zunächst wird weiter Schwarzwald geknackt. Hier warten hohe Almen und vermeintlich einsame schmale Strecken, die aber alle doch einen Sinn haben, und so begegnet man hier auch durchaus mal einem breiten LKW. Das Fahren macht hier richtig Laune, tolle Landschaften, Kurven, und wenig Ärgernisse.

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Am Werktag heute ist weniger los in Sachen Fußgängern, aber mehr hinsichtlich LKW-Verkehr. Die fahren aber mehr auf Hauptstrecken, und dankenswerterweise liegen die Punkte meist nicht an Bundesstraßen. Schön hier! Bei einer Pause nehme ich meine erste Mahlzeit ein: Vier Stück Oreo-Kekse.

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Diese Route heute ist 440 km lang und sollte laut Routenplaner 10 Stunden 40 Minuten dauern. Mein Navi macht 10 Stunden draus. Aber ich komme gut voran und die Ankunftszeit von zunächst 17:00 schrumpft immer weiter.

Frankreich empfängt mich zunächst mit dichtem Verkehr am Stadtrand von Strasbourg. Autos, Lieferwagen, LKW, und ich mitten drin. Da fällt mir ein, dass ich ja in Frankreich bin und mich aktiv anstellen kann. Das klappt nur begrenzt gut, weil es echt voll und eng ist. Aber bald bin ich hier durch. Ich bin froh, dass es Anfang Mai und nicht Mitte August ist. In den Vogesen ist dann aber schon 5 Kilometer vor dem ersten Passknacker völlig Schluss mit Verkehr, es gibt nur Landschaft, Grip und Kurven. Ich weiß nicht genau, wie dieser Straßenbelag aufgebaut wird, aber es scheint einfach jede Menge Kies zu sein, der verdichtet wurde. Entsprechend griffig ist er, aber leider kann man auch nicht sehen, ob loser Kies drauf liegt. Macht aber nix, auch mit ein wenig Kies hat man 1A Grip. Zumindest so lange man noch den einen oder anderen Millimeter Profil auf den Reifen hat.

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An manchen Ecken erinnere ich mich an meine Abreise aus den Vogesen letztes Jahr. Dieses Jahr ist das Wetter eindeutig besser. Die Ankunftszeit laut Navi geht derweil auf 15:30. Im Deutsch-Französischen Grenzgebiet liegen diverse Passknackerpunkte, ich interessiere mich bevorzugt für die deutschen - davon will ich 2019 schließlich alle sammeln! Im Dorf Hilst liegt einer, aber da ist Baustelle - gut, dass ich bis zum Ortsschild komme, denn das wird eigentlich immer akzeptiert.

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So langsam könnte ich echt mal länger Pause machen, und vor allem etwas essen, aber es fehlt an Gelegenheiten, und ich will natürlich weiterhin dem 17 Uhr-Weltuntergang entkommen. So rolle ich um 15:15 in Pirmasens beim Hotel auf den Parkplatz und bin ziemlich platt. Rein in die Bude, Schlüssel aus dem Tresor geholt, Code kam per Mail, 2. Stock, Tür auf - ZONK! - Zimmer mit Fenster zur lauten Hauptstraße. Nicht so schön, wenn man schlafen will. Also ans Telefon, es gibt da noch ein freies Zimmer nach hinten, es klopf an der Tür, hier der Schlüssel - das war ja einfach! Raus aus den Mopped-Klamotten, die Jacke fühlt sich jeden Abend schwerer an. Essen gehen, hmm, asiatisch, okay, 15 Minuten Fußweg, prima. Bewegung tut gut.

Ich kenne Pirmasens nicht, aber nach dem was ich so sehe, heißt die Stadt völlig zu Recht nicht Primasens. Eher Pizzasens, denn von 4 Restaurants sind 3 Pizzerien. Beim Vietnamesen gibt‘s Vor- und Hauptspeise plus Getränk unter 10 Euro. Ob das eine gute Idee war, weiß man am nächsten Morgen. Jetzt geht's mir gut ;) Am Rückweg zu Hotel kommen die ersten Tropfen des versprochenen Regens, dann war das Timing ja ideal. Bei der Nachbereitung fällt mir auf, dass ich an zwei Passknackerpunkten einfach vorbeigefahren bin – zum Glück in Frankreich, so ist es nur ein kleines Ärgernis und kein Grund, noch mal hin fahren zu müssen. Also, zumindest nicht heute oder auf dieser Tour ;)

Fr 3.5. Hunsrück und Anreise zum MO24 Treffen

Der Plan für heute ist, passknackend zum Mo24-Luxemburg-Treffen anzureisen. Auf dem Weg liegen also der Rest von Hunsrück, Mosel, und die Vulkaneifel. Die Route ist kürzer als die vorherigen Tage, damit ich am Ende nicht so platt bin und mehr vom Treffen habe. Außerdem sammle ich nach 1/3 der Strecke Luca (MO24 hackstueck) auf. Der Tag beginnt mit dem Gang zum Bäcker und dem Auschecken aus dem Hotel. Dann fahre ich nördlich, und ironischerweise wieder fast nach Kaiserslautern rein.

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Die Wege des Passknackers sind unergründlich? Naja, fast. Kleiner Exkurs in die Informatik: "Die beste Route über alle Passknackerpunkte in einem Land" ist ein Beispiel des Handelsreisendenproblems: Finde den besten Weg zwischen einer Anzahl von n Punkten auf einer Landkarte, anhand der vorgegeben Kosten pro Verbindung zwischen jeweils 2 Punkten. Dafür kennt die Menschheit leider kein effizienteres Verfahren, das zuverlässig immer das beste Ergebnis liefert, als alle Möglichkeiten durchzuprobieren. Und das ist mörderisch aufwändig. Für 10 Punkte gibt es schon 3,6 Mio Möglichkeiten, mit 100 Punkten hat die Zahl der Möglichkeiten bereits 157 Dezimalstellen, und in Deutschland gibt es eben 703 Passknackerpunkte. Das macht 1697 Dezimalstellen. Da hilft auch ein Computer wenig, der 1 Milliarde Möglichkeiten pro Sekunde ausprobieren könnte. Man behilft sich also mit Verfahren, die zwar nicht in jedem denkbaren Fall das beste Ergebnis liefern, aber in 99% der Fälle ein Ergebnis, dass 99% "so gut" wie das beste Ergebnis ist. Das ist das, was der PC oder das Navi tut, wenn man auf "Route optimieren" drückt.

Für die 703 deutschen Passknacker ergibt sich somit eine Route von 13000 km Länge, die man mit etwas Hirnschmalz auf 12000 km eindampft kriegt. Da ich sie nicht am Stück fahren kann, sondern zwischendurch wieder nach Hause muss, und weil die Hotels nicht immer direkt am Weg liegen, braucht man in der Realität natürlich mehr Strecke. Auch wollen manche Motorräder mal neues Öl oder frische Reifen. Ich habe mir sinnvolle Touren von je 2 bis 7 Tagen zusammengestellt, die in Summe alle deutschen Passknacker abdecken. Dabei kommt es vor, dass verschiedene Routen dicht aneinander vorbeiführen. Wenn sich dagegen kreuzen, ist das ein Zeichen, dass man sie verbessern kann, denn alle vier Wege zur Kreuzung sind unnötig. Das kann kein Tool richtig gut, daher ist das eine Beschäftigung für lange Winterabende, die ich sogar durchaus unterhaltsam finde. Und die theoretischen Informatiker zerbrechen sich seit Jahrzehnten den Kopf drüber, ob es kein besseres perfektes Verfahren gibt, oder ob es nur bisher niemandem eingefallen ist.

Aber genug Informatik für heute. Ich fahre Motorrad, in den Hunsrück. Der erste Punkt ist der Eulenkopf. Der liegt recht abgelegen in einer zersiedelten Region. Der Berufsverkehr endet beim Passieren von Kaiserslautern und ich genieße die Aussicht ins Umland.

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Zu meiner Überraschung bin ich hier nicht alleine, eine Frau mit Hund ist bereits auf den Beinen. Der bessere Weg zum nächsten Punkt führt nach Westen, aber nicht für Motorfahrzeuge. Man könnte natürlich ohne Motor den Berg runter schieben bzw. rollen, oder außenrum fahren. Es folgen 5 Punkte auf dem Weg zum Schönbornerhof, wo es echt ländlich-idyllisch wird. Danach treffe ich mich mit Luca an einer Tankstelle und nach dem gemeinsamen Frühstück fahren wir gemeinsam weiter. Er hat eine recht aktuelle V-Strom 1000 und macht einen fahrerisch kompetenten Eindruck. Als Reisebegleiter von Nic (Standard94), mit dem ich in Spanien war, war das zu erwarten. Wir werden im Juli gemeinsam Slowenien bereisen und fahren heute das erste Mal zusammen. Ich stelle bald fest, dass das ganz gut passt.

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Es folgen ein paar Kilometer Autobahn, unterbrochen von einem Abstecher zum kleinen Keufelskopf, dann geht es nördlich zur Mosel bis zum Idarkopf. Bei Piesport überqueren wir die Mosel und Kehren auf einen Kaffee ein. Für mich gibt's auch Apfelstrudel. Schön hier!

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Auch die Panoramastraße oberhalb von Piesport darf man nicht auslassen. So viel Zeit muss sein, selbst auf einer an sich gnadenlos effizienten Passknacker-Landeswertungs-Runde.

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Es folgen große und kleine Straße bis zum Punkt "Lange Bruch", der ziemlich isoliert von vom Rest liegt. Zwei andere Punkte und einen im Saarland lasse ich bewusst weg, denn nach Slowenien werde ich in Saarbrücken vom Anhänger aus starten. Den Hinweg beginne ich via Autoreisezug, und einer Woche Österreich, von wo aus man übrigens auch die Passknacker im deutschen Voralpenland holen kann.

Unser Fahrtag neigt sich dem Ende zu. Ich fahre an einer Kurvenstrecke an einem roten 2er BMW vorbei, der damit anscheinend nicht einverstanden ist, und so wild versucht dran zu bleiben, dass er mit quietschenden Reifen und blinkenden Warnblinkern bremsen und auf der vollen Fahrbahnbreite Kurven schneiden muss. Ich bin ziemlich irritiert und nehme Tempo raus, bei sowas spiele ich nicht mit. Wenn der Autofahrer weiß was er tut, gerne, aber der hier tut das offensichtlich nicht. Er hat es dann plötzlich auch nicht mehr eilig - kam da etwa die Vernunft?

Wir holen noch zwei Passknacker südlich vom Hotel, dann beschließen wir einen Trip zur Tankstelle. Das Hotel liegt nah der Grenze, und wegen des Preisgefälles gibt es keine Tankstellen mehr auf der deutschen Seite der Grenze. Also fahren wir zur Tanke nach Luxemburg. Dabei kommen wir direkt am Hotel vorbei und sehen, dass fast keine Motorräder da sind. Knapp hinter der Grenze wird getankt und wir kaufen noch Snacks und Getränke. Wieder am Hotel sind wir die ersten heute, aber nach 3 Minuten, wir stehen noch am Parkplatz und sinnieren über die geschickteste Wahl des Stellplatzes, trifft die MO24-Ausfahrtgruppe mit 9 Leuten ein, die schon seit gestern hier sind. Es gibt ein großes Hallo, viele sehe ich das erste Mal. 9 Leute ist echt groß für eine Gruppe, die auch recht gemischt ist. Eine anwesende Fahranfängerin geht zu Boden, steigt aber vorher ab, sieht dabei gut aus und fühlt sich am Boden sichtbar wohl. Da kann man nicht protestieren. 220 km im Kurvenreich sind viel, wenn man es nicht gewohnt ist. Sie erholt sich aber bald wieder.

Das Hotel ist verwinkelt und über mehrere Ebenen aufgebaut. Es scheint schon deutlich bessere Tage gesehen zu haben. Ich teile mir ein Doppelzimmer mit Manuel, der noch nicht da ist. Also beziehe ich das Zimmer und staune ziemlich, dass die Dusche im Wohnzimmer ist. Es gibt kein richtiges Badezimmer, nur ein abgetrenntes WC. Merkwürdig! Anschließend gibt’s ein spontanes Treffen im Treffen auf der gemeinsamen, riesigen Dachterrasse, und dann trifft man sich zum Abendessen. Die anderen Teilnehmer sind schon länger hier und wenig angetan von der Küche. Ich bestelle also etwas mit geringem Schadenspotential: Pasta. Die wurde zu lange gekocht, war aber für mich noch genießbar. Eine zweistellige Zahl von Jahren an der Uni mit Mensafutter ist halt doch zu was gut. Im Hotel gibt es WLAN, aber nur im Restaurant, und da auch nur im Hauptraum – wir sind im Nebenraum. Im Hauptraum wird nach 21 Uhr geraucht – wtf? Wo gibt’s denn sowas? Ein gemütlicher Abend war’s trotzdem :)
Sa 04.05. Luxemburg Tagestour

Nach dem Frühstück verabschieden sich schon die ersten Teilnehmer. Dieser Gnome hier fährt bis in die Schweiz mit einer 400er Enfield. Ein kurioses Gerät, das ich auch mal kurz testen durfte.

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Ich fahre mit Luca und Manuel eine Tagestour, Thema sind Passknackerpunkte in Luxemburg, aber ohne besonderen Ehrgeiz. Da es insgesamt kalt ist, starten wir erst gegen 11 Uhr. Die ursprünglich geplante Schleife durch Belgien streiche ich. So hat die Welt um uns herum mehr Zeit zum Auftauen und wir sind eisfrei unterwegs.

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Luxemburg hat sehr niedliche Ecken.

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Auf unserer Tour genießen wir die Kurven, sehen eindrucksvolle Wolken und erleben lustiges Wetter. Einer der Passknacker liegt im Bereich des Fahrerlagers eines Bergrennens, das anscheinend wegen Wetter nicht gestartet wurde. Im Schritttempo lässt man uns durch. Eine längere Pause und ein kleines Fotoshooting gibt es am Passknackerpunkt „Hochfels“ im Wald.

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Als es mit dem Regen richtig losgeht, kehren wir ein und teilen wir uns zwei Pizzen. Merke, Luxemburg ist günstig bei Sprit, aber nicht bei Essen. Aber es gibt in jedem Dorf WLAN und im jedem Restaurant hochwertiges, kostenloses WLAN, das sogar funktioniert.

Im weiteren Verlauf schlägt das Wetter weitere Kapriolen, die Luca und ich als Besitzer hochragender Windschilder eher lustig finden. Manuel auf der naked Z900 eher nicht so sehr ;) Merke: Lieber eine Schneeschicht auf dem Windschild als auf dem Visier.

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Weil es vorher warm war, schmilzt alles auf der Straße und dank moderner Reifen ist Nässe kein Problem, besonders nicht bei so gutem Straßenbelag wie hier. Das Wetter geht dann auch genauso schnell vorbei, wie es gekommen ist.

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Abends klingt das Treffen harmonisch aus, wir fragen uns nur, wer eigentlich dieses Hotel vorgeschlagen hatte – der wird schon wissen, warum er nicht dabei ist ;)

Huch, da war jetzt kein einziger Deutscher Passknackerpunkt dabei, und ihr habt's trotzdem gelesen - ätsch :lol:
So 05.05. Luxemburg-Essen

Der letzte Tag dieser 9-Tages-Tour steht an: Endlich nach Hause – oder schon nach Hause? Es geht über die Passknacker der westlichen Eifel nach Hause, und ich nehme noch mit, was sich in Belgien so anbietet. Darunter auch zwei Punkte in der Nähe von Aachen, wo früher meine Hausstrecke war – hier habe ich gelebt, als ich die Versys gekauft habe.

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Morgens gibt's gemütlich Frühstück und dann brechen die Teilnehmer einzeln oder in Grüppchen auf. Es ist wieder nicht warm heute, und es bleibt auch nicht durchgehend trocken. Zur Abwechslung kommen aber noch neue Wetterkapriolen dazu. Das ist halt Eifelwetter! Wir hätten da zum Beispiel Bodennebel anzubieten, der halt entsteht, wenn bei 5° erst eine Weile die Sonne auf die Straße knallt, und es danach kurz regnet.

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Hatten wir eigentlich schon Hagel?

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Das hohe Venn ist ein ausgedehntes Hochmoor, und es ist so ziemlich der kälteste Ort weit und breit.

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Manuel nimmt’s gelassen und begleitet mich auf meiner Route. Als der Regen einsetzt machen wir eine ausgedehnte Mittagspause beim erstbesten Pommesbrater. Wir sind die einzigen Motorradfahrer weit und breit.

Mir fällt nebenbei noch auf, dass das wohl meine letzte Tour mit dieser Versys sein dürfte. Zeit für ein Abschiedsfoto.

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Manuel nimmt den Abstecher über Aachen nicht mit und verabschiedet sich beim letzten gemeinsamen Passknacker, wo auch mein Abschiedsfoto entstand.

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Ich fahre noch nach Aachen rüber, Dreiländereck und einen Belgisch-Niederländischen Grenzübergang - beides früher Teil meiner Hausstrecke. Auf der belgischen Straßenseite wurde neuer Belag verbaut - wieder wird Herrschaftswissen meinerseits wertlos. In Aachen wird noch getankt, wehmütig denke ich, vielleicht das letzte Mal von mir, dann geht's auf die Bahn. Meine Versys hat dann noch einen drolligen Kilometerstand kurz bevor ich daheim ankomme.

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9 Tage gefahren, auch ohne 4. Gang, keine besonderen Vorkommnisse trotz allen Wetters. Darum fährt man Kawa! Besonderen Dank an alle die mich begleitet haben und den MO24er vom Treffen, die sich vom Wetter nicht abschrecken lassen haben, und die teilweise von richtig weit her kamen - Hannover, Berlin, Bayern, Schweiz, Schwarzwoid!

Die Auswertung daheim ergibt bisher 334 Passknacker in diesem Jahr, dabei auch 42,4% von Deutschland. Da bleiben also noch 403 deutsche Passknacker übrig :clap:

Zwischenstand Deutschland: Was noch zu knacken wäre.

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Laut Routenplaner 8300 km. Nächstes Wochenende ist der Schwarzwald dran :)
Schwarzwald! Die erste Tour mit meiner neuen Versys. Ich habe zuvor an den Wochenenden alles Zubehör von der alten auf die neue rüber geschraubt, nur am Sturzbügel bin ich gescheitert. Das Verpflanzen des klingelnden neuen Krümmers/Auspuffs an die alte Versys und umgekehrt des intakten zurück hat geklappt, war aber kein Zuckerschlecken. Mit der neuen Versys bin ich bisher nur die Überführungsetappe nach dem Kauf gefahren, und nach dem Anschrauben allen Zubehörs eine kleine Test- und Einstellfahrt am Abend. Es scheint alles zu funktionieren, nur die originale Sitzbank war etwas nervig: Zu weich, zu glatt und nach vorne abgeschrägt. Na, wird schon schiefgehen, auf in eine 4,5-Tages-Tour! Ich nehme aber vorsichtshalber noch etwas mehr Werkzeug mit als sonst, ergänzend zum Bordwerkzeug.

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Für das Gepäck verwende ich eine neue Hecktasche, die weniger breit als die gelbe Packrolle ist, aber mehr Platz bietet als die neue kleine Packrolle, weil dort meine Schuhe nicht mehr reinpassten. Eine Regenkombi vergesse ich. Bei der Wahl zwischen Goretex-Laminat-Jacke (3 Jahreszeiten Herbst Winter Frühling) und Z-Liner-Jacke (3 Jahreszeiten Frühling Sommer Herbst) entscheide ich mich für die wärmere und wasserfestere Laminatlösung, denn ich traue der guten Wettervorhersage nicht so recht. Auch bei den Stiefeln fällt die Wahl auf die nicht perforierten Daytona Traveller. Die Endurohandschuhe lasse ich daheim, aber ein Paar Winterhandschuhe kommt mit.


Mi 30.5. Vorabendanreise
Plan: Nach dem Arbeitstag aufs Mopped und ab per Autobahn bis zum Angrist nach Hause, bzw. zuvor Treffen am Passknacker und Dorf Waldenburg, wo es ein gemeinsames Abendessen gibt.

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Wie erwartet sind die Autobahnen überfüllt mit Autos, weil ja ein langes Wochenende bevorsteht. Es geht also im Autobahntango die Staus entlang, bis nach Köln der Verkehr irgendwann tatsächlich mal fließt. Eine Ankunftszeit zu schätzen ist unter diesen Umständen nicht so einfach. Als ich auf der A6 schon recht nah am Ziel bin, auf einer Infotafel "17 km Stau" lese und das Navi noch 15 Minuten Guthaben zur vereinbarten Zeit anzeigt, verlasse ich die A6 und fahre über Land. Das ist auf dieser Strecke nicht ganz so schön, weil das Ziel innerhalb weniger Kilometer Luftlinie von der Autobahn liegt. Ich fahre also neben der Autobahn her und habe entsprechend Ampeln an jeder größeren Kreuzung. Es ist trotzdem eine Wohltat. Noch besser wird es aber, als ich einen Wegpunkt ins Navi werfe, der mich von Süden statt Norden nach Waldenburg führt.

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Interessanterweise klingt der extra gewechselte Krümmer/Auspuff auch wieder nach VW Käfer - was'n da los? Auch die originale Sitzbank ist weiterhin nervig. Ich habe die goldenen Räder mit Conti Road Attack 3 montiert, die zuletzt auf der alten Versys waren. Bremsbeläge und Bremsscheiben müssen sich erst ein wenig aneinander gewöhnen. So bleiben auf den grauen Rädern mit den quasi frischen Metzeler Roadtec 01 bereit für die Österreich/Slowenien-Tour im Juli.

In Waldenburg gibt es das obligatorische Nachweisfoto, dank Angrist mit meiner Person drin - der erste Nachweis mit dem neuen Motorrad verdient einen Gruß, auch wenn das neue Motorrad vom alten fast nicht zu unterscheiden ist.

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Auch die Aussicht hier ist nicht von schlechten Eltern.

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Nach dem Essen führt mich Angrist auf wundervollen Wegen zum heimischen Bauernhof. Wir fahren kleine Flüsse entlang und über eine der drei letzten Vollholz-Straßenbrücken in Deutschland - sehr romantisch.

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Die Scheune, in der ich übernachten werde, entpuppt sich als opulent ausgebautes Domizil mit großflächigen Dachfenstern, Küche, Badezimmer und etwa 60 qm Wohnzimmer - wow! Ich dachte, ich schlafe auf einer Couch oder mit dem Schlafsack am Boden :) Der Abend klingt noch gemeinsam gemütlich aus. Prima Einstand in den Kurzurlaub! Autobahngebratze ist ätzend, aber nach dem Job ist das noch okayer als den Tag damit zu beginnen und immer ungeduldiger zu werden, wann’s denn nun endlich schön wird.

Do 30.5. Schwäbische Alb – 531 km, 35 Passknacker, 10:00

Von Künzelsau geht es heute diagonal zum Hotel in der Nähe des Titisee, natürlich Pässe knacken. Angrist begleitet mich soweit es für ihn sinnvoll ist.

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Die Waldenburg hatten wir gestern schon. Wir sorgen eben vor für die Zukunft. Der erste Punkt heute heißt also Einkorn, und natürlich ist das eine Steilvorlage für Kreativität bzw. Vandalismus.

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Wir knacken uns gemütlich durch die Landschaft. Ich bummle ein Wenig, und Angrist schwitzt ein Wenig. Er scheint dem Konzept nicht ganz abgeneigt zu sein, auch wenn viele Punkte hier Ortsschilder ohne auffällige Besonderheiten sind. Man kommt aber auch an den typischen Motorradstrecken entlang. Es ist schon erkennbar Freizeitbetrieb und auch Vatertagsgruppen mit Bollerwagen und Kanne am Hals (Ruhrpottdeutsch für „trinkt Bier“). Gegen Mittag machen wir nach dem Tanken eine längere Pause bei einem kleinen Italiener auf dem Land und tafeln. Danach geht's für Angrist zurück, und für mich weiter. Er müsste sonst ab Stuttgart zurück, und das muss ja nicht sein.

Jenseits von Sulz am Neckar kann ich mich entscheiden, entweder noch mal ein Stück nach Osten zu fahren, weil westlich von Balingen einige Punkte eine ideale Nord-Süd-Strecke ergeben, oder abzukürzen (26-33 im Bild). Der Unterschied sind 2 Stunden und 84 km. Ich nehme natürlich die längere Strecke. Den Punkt „Hasenbühl“ bei Balingen hatte ich bei der Planung wohl übersehen. In diesem Fall ist das nicht schlimm, denn es sind noch weiter Punkte in der Nähe, die ich ohnehin nicht heute fahre, sondern erst später im Jahr. Das werden dann etwa 20 km Umweg statt heute 5 km. Man kann halt nicht immer gewinnen. Aber ich habe den einen oder anderen schönen Blick hier und es sind auch andere Ausflügler unterwegs.

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Der Punkt Dreifaltigkeitsberg liegt am Ende einer Sackgasse, dort kommt ein Parkplatz und dann eine Stichstraße zu einem Kloster, die man an Feiertagen nicht fahren darf. Es sind reichlich Spaziergänge vorhanden und auch ein paar Nonnen sehe ich, und heute ist Feiertag. Der Passknacker ist eigentlich ganz oben am Kloster, da will ich heute aber nicht hin. Ich mache also ein eindeutiges Foto vor der Absperrung und hoffe, dass es akzeptiert wird, auch wenn 200 Meter fehlen. Die Aussicht ist so oder so nett.

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Im weitere Weg wird mir klar, dass ich bei der Routenplanung der weiteren Tage nicht an Motorrad-Streckensperrungen gedacht habe. Die Abreiseroute für Sonntag ist gesetzt, da kann ich wenig dran ändern, aber die Routen für Freitag und Samstag kann ich austauschen. Da muss ich mich heute Abend oder morgen früh mal einlesen. Blöd wäre, wenn beide geplanten Routen gesperrte Punkte hätten, dann wäre größerer Planungsaufwand nötig. Aber zunächst ist Ankunft angesagt! Winken, Hallo sagen, einchecken (im anderen Haus) und endlich mal Gesichter zu ein paar Namen aus dem Versysforum. Wir sind im Forsthaus untergebracht.

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Das ist Nebenhaus des Salenhof, wo Verwaltung und Restaurant sind. Wir haben Forsthaus dafür den Gastraum zu Frühstück und Abendessen für uns alleine, was ein unique selling point ist, wie man auf Neudeutsch sagt. Zwischen den Häusern liegen etwa 15 Minuten Fußweg, was blöd klingt, aber bei gutem Wetter ist das ein willkommenes Bewegungsprogramm. Und bei schlechtem Wetter fährt man oder lässt sich fahren. Oder man ist ganz woanders, z.B. unterwegs. WLAN ist in beiden Häusern, aber im Salenhof unbenutzbar langsam und im Forsthaus quälend langsam. So ist das halt in Deutschland 2019. Nach dem angenehm geselligen Teil des abends geht es wieder an die "Arbeit". Ich recherchiere nach Wochenendsperrungen und finde nur die Schauinsland-Strecke. Den zugehörigen Passknackerpunkt kann man aber auch am Wochenende von Südosten her erreichen. Da hatte ich noch mal Glück.